Russlands Angriffskrieg: Europas Rolle im dritten Kriegswinter

Der Krieg in der Ukraine dauert bereits über zwei Jahre an und stellt das Land vor immense Herausforderungen. Eine Analyse der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 7. Dezember 2024 hebt drei Schlüsselfaktoren für die aktuelle Lage hervor: die anhaltenden russischen Offensiven, die Friedensvisionen des designierten US-Präsidenten Donald Trump und Chinas wachsende Beteiligung am Konflikt.

Trotz hoher Verluste verzeichnen russische Truppen weiterhin Geländegewinne an der Front. Die FAZ beschreibt den Vormarsch als langsam aber unaufhaltsam, vergleichbar mit einem „Schaufelbagger“. Generalmajor Christian Freuding, Leiter des Lagezentrums Ukraine im deutschen Verteidigungsministerium, sieht zwar keine unmittelbare Gefahr eines vollständigen Zusammenbruchs der ukrainischen Verteidigung, rechnet jedoch mit weiteren Gebietsverlusten. Gleichzeitig verstärkt Russland seine Angriffe auf die Energieinfrastruktur. Der in der FAZ zitierte Datenexperte Marcus Welsch berichtet von einer Rekordzahl an Angriffen im Oktober und prognostiziert eine weitere Eskalation im Winter. Auch die verbliebenen Atomkraftwerke sind zunehmend bedroht, wie die Internationale Atomenergieagentur meldet.

Ein zweiter entscheidender Faktor ist der bevorstehende Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident. Laut FAZ legt Trump weniger Wert auf die Unterstützung der Ukraine und könnte einen Waffenstillstand vorantreiben, der mit erheblichen territorialen Einbußen für die Ukraine verbunden wäre. Trumps Vizepräsident J.D. Vance schlägt einen Deal vor, bei dem die Ukraine auf ein Fünftel ihres Territoriums und den NATO-Beitritt verzichten müsste. Ob Putin einem solchen Vorschlag zustimmen würde, bleibt fraglich. Die FAZ zitiert Äußerungen Trumps aus dem Oktober, in denen er Putin mit der Zerstörung Moskaus gedroht haben soll. Präsident Selenskyj hat zwar angedeutet, dass ein Waffenstillstand auch ohne vorherige Rückeroberung verlorener Gebiete denkbar sei, knüpft dies jedoch an den Schutz der NATO, der unter Trump unwahrscheinlich erscheint.

Drittens gewinnt die Internationalisierung des Konflikts an Bedeutung. Die FAZ berichtet von einem mutmaßlichen chinesischen Angriff auf Datenkabel in der Ostsee und von Unterstützung Russlands durch China, Nordkorea und den Iran. Der Konflikt entwickelt sich somit zu einer globalen Blockkonfrontation, die an den Ost-West-Konflikt des 20. Jahrhunderts erinnert. Putins Ziel ist es, die NATO aus Osteuropa zu verdrängen und die Hegemonie über den Kontinent zu erlangen. Ein instabiler Waffenstillstand in der Ukraine würde ihm die Möglichkeit geben, seine Streitkräfte zu regenerieren und später erneut anzugreifen. Die in der FAZ zitierte Zeitschrift „Foreign Affairs“ warnt vor den Folgen eines solchen Szenarios für Europa. Der Chef des Bundesnachrichtendienstes, Bruno Kahl, bereitet sich auf einen möglichen Krieg mit Russland vor, der nicht mit einem direkten Angriff, sondern mit Provokationen beginnen könnte. Generalmajor Freuding schätzt, dass Russland in fünf bis acht Jahren in der Lage sein könnte, NATO-Territorium anzugreifen.

Die Lage in der Ukraine bleibt somit äußerst prekär, und die weitere Entwicklung hängt maßgeblich von den Entscheidungen Europas und der internationalen Gemeinschaft ab. Der Krieg hat sich zu einem globalen Konflikt ausgeweitet, der die europäische Sicherheit fundamental bedroht.

Quellen: