Die verheerenden Unwetter im Osten und Süden Spaniens haben eine Spur der Zerstörung hinterlassen. Die Zahl der Todesopfer ist auf mindestens 158 gestiegen, wie die Rettungsdienste am Donnerstagnachmittag mitteilten. Allein in der Region Valencia, die am schwersten getroffen wurde, kamen mindestens 155 Menschen ums Leben. Zwei Todesopfer wurden in Kastilien-La Mancha geborgen, und in Andalusien gab es mindestens ein weiteres Todesopfer. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, werden noch immer zahlreiche Menschen vermisst, und es wird befürchtet, dass die Opferzahl weiter steigen könnte.
Ministerpräsident Pedro Sánchez reiste in das Katastrophengebiet, um sich ein Bild von der Lage zu machen. "Unsere Priorität ist es, die Opfer und die Vermissten zu finden", sagte Sánchez nach einem Treffen mit Regionalpolitikern und Einsatzkräften in Valencia. Die Straßen vielerorts sind von Autowracks, Ästen, umgestürzten Strommasten und Schlammmassen bedeckt. In der Region Valencia waren am Mittwoch rund 150.000 Menschen ohne Strom. Die Versorgung wurde am Donnerstag bei fast der Hälfte wiederhergestellt, wie die Nachrichtenagentur EFE berichtete. Viele Menschen haben kein fließendes Wasser und versuchen, Wasserflaschen zu besorgen. Zahlreiche Gebiete sind von der Außenwelt abgeschnitten, auch weil Zugverbindungen unterbrochen sind, darunter die Schnellverbindung nach Madrid.
Mehr als 1000 Soldaten der Einheiten für Notfallrettung unterstützen die örtlichen Einsatzkräfte bei der Suche nach Toten und Vermissten. Verteidigungsministerin Margarita Robles teilte mit, dass die Soldaten bis Mittwochabend 22 Leichen geborgen und 110 Menschen gerettet hatten. "Wir gehen bei der Suche von Haus zu Haus", sagte Ángel Martínez, Offizier einer beteiligten Militäreinheit, dem Radiosender RNE am Donnerstag in der Kleinstadt Utiel, wo bis zum Morgen sechs Tote zu beklagen waren. Am Mittwochabend hatten die Regionalbehörden erklärt, dass mithilfe von Hubschraubern rund 70 Menschen gerettet worden seien.
Die Regionalregierung steht in der Kritik, weil sie erst gegen 20 Uhr per SMS Flutwarnungen an die Bevölkerung verschickt hat, als etliche Gebiete bereits überschwemmt waren. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, gibt es Hinweise darauf, dass die Politik die Katastrophe unterschätzt hat. Andreu Salom, Bürgermeister des valencianischen Dorfes L'Alcúdia, beklagte ebenfalls, dass er und die Bewohner seiner Gemeinde nicht rechtzeitig gewarnt worden seien. Valencias Regionalpräsident Carlos Mazón verteidigte hingegen das Krisenmanagement der Verwaltung. Alle Verantwortlichen hätten sich an das Standardprotokoll gehalten, erklärte er.
Wegen erneuter Unwetterwarnungen riefen die Behörden die Menschen in der Region auf, zu Hause zu bleiben. Der Wetterdienst Aemet gab eine Hochwasserwarnung für die gesamte Provinz Castellón heraus, die sich ebenfalls in der vom „Kalten Tropfen“ betroffenen Mittelmeerregion Valencia befindet. Auch die Regierung der Balearen rief die Bevölkerung vor allem auf den Urlaubsinseln Mallorca und Menorca zu größter Vorsicht auf. In Spanien steht wegen des Feiertags am 1. November ein langes Wochenende bevor, das viele Spanier für Reisen nutzen. Ministerpräsident Sánchez appellierte an die Menschen in der Gegend von Valencia und in Castellón, zu Hause zu bleiben. "Bitte, bleibt zuhause, achtet auf die Aufrufe der Rettungsdienste", sagte er bei einem Besuch in der Stadt Valencia.
Quellen:
- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/panorama/ueberschwemmung-spanien-jahrhundert-unwetter-kritik-behoerden-lux.BuR8v4wU6Q9ezqCjK12bop
- n-tv.de: https://www.n-tv.de/panorama/155-Menschen-sterben-bei-Unwetterkatastrophe-in-Spanien-article25329090.html
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