Die beiden renommierten Schriftsteller Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre legen mit „Kein Grund, gleich so rumzuschreien“ ihren zweiten gemeinsamen Dialogband vor, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am 27. November 2024 meldete. Nach „Alle sind so ernst geworden“ aus dem Jahr 2020 setzen die befreundeten Autoren ihre privaten Konversationen nun erneut in Buchform fort. Die ZEIT beschreibt die Gespräche als Enthüllungen „sehr Persönliches über die Star-Schriftsteller“.
Im Mittelpunkt des neuen Werks steht die Sprache selbst. Suter und Stuckrad-Barre diskutieren scheinbar banale Fragen: Warum heißt das Vergissmeinnicht nicht Vergissmichnicht? Erreicht Sisyphos' Stein jemals die Spitze des Berges? Hinter dem – wie der „Spiegel“ es nennt – „leichten, unterhaltsamen und berührenden“ Ton verbirgt sich jedoch eine ausgeprägte sprachliche Finesse. Die Gedanken fließen frei und assoziativ.
Seit ihrem ersten gemeinsamen Buch hat sich im Leben der Autoren einiges verändert. Der 76-jährige Suter („Der letzte Weynfeldt“, „Melody“) musste den Tod seiner Frau, der Modedesignerin Margrith Nay Suter, und kurz darauf auch den seiner Mutter verkraften. Von Stuckrad-Barre veröffentlichte seinen Roman „Noch wach?“, der für Diskussionen sorgte und – obwohl ohne konkrete Namensnennungen – von Teilen der Medien als Abrechnung mit dem Axel-Springer-Verlag interpretiert wurde.
In den 19 Kapiteln von „Kein Grund, gleich so rumzuschreien“ behandeln die beiden Autoren ein breites Spektrum an Themen, von Rasenmährobotern über Eitelkeit bis hin zu Rauschmitteln. Drehte sich der erste Band noch um Badehosen, Glitzer und verdorbenes Fleisch, diskutieren sie nun über Schnittblumen. „Tulpen sind ja richtige Säufer. Die wachsen auch noch, wenn sie tot im Wasser stehen.“, bemerkt Suter.
Ein immer wiederkehrendes Motiv ist der Tod. Suter und Stuckrad-Barre nähern sich diesem Tabuthema auf persönliche Weise. Sie hinterfragen beispielsweise die Formulierung „jemanden verlieren“, die Suter als unpassend empfindet, da sie den Fokus auf den Hinterbliebenen und nicht den Verstorbenen legt. Stuckrad-Barre ermutigt Suter, über den Tod seiner Frau zu sprechen, und der Schweizer Autor teilt persönliche Erlebnisse wie das „hysterische Trauerlachen“.
Auch Stuckrad-Barre gibt private Einblicke. Er erzählt, dass er in Hotelzimmern den Alkohol aus der Minibar entfernt. Rosen mag er nicht („Eine unfassbar dumme Blume“, „ein Klischee für die Vase“), dafür Sonnenblumen. Er besitzt weder Haus noch Wohnung: „für immer der Typ Girokonto“. Der Autor, bekannt für Werke wie „Panikherz“ oder „Soloalbum“, besitzt ein feines Gespür für Sprache, Zeitgeist und unterschiedliche Milieus. Rausch, Sucht und Extreme sind wiederkehrende Themen in seinen Büchern.
Der neue Gesprächsband verdeutlicht die besondere Dynamik der Freundschaft zwischen Suter und Stuckrad-Barre. Sie ergänzen sich, spielen sich die Bälle zu und schaffen eine Atmosphäre von Vertrautheit und intellektuellem Austausch.
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