19.10.2024
Urlaub: Verzögerungen bei Reisepässen bleiben bestehen</p>

Urlaub: Großstädte erwarten anhaltende Verzögerungen bei Reisepässen

Zum Beginn der Urlaubszeit gibt es größere Verzögerungen beim Ausstellen von Reisepässen. Die Lage könnte sich eventuell erst im Winter verbessern.

Die Verzögerungen bei der Ausstellung von Reisepässen könnten den Aussagen einiger sächsischer Großstädte zufolge noch eine Weile anhalten. "Das liegt zum einen am Wegfall des Kinderreisepasses, zum anderen an der Nachholung von Fernreisen außerhalb der EU, die in den letzten zwei Jahren aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich waren", teilte die Stadt Dresden auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Wann sich die Lage wieder entspannen werde, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehen.

Lange Wartezeiten sorgen für Frust

"Aktuell beträgt die Produktionszeit der Reisepässe circa acht Wochen", sagte eine Sprecherin. Normalerweise betrage die Produktionszeit zwei bis vier Wochen. Demnach befinden sich in der Landeshauptstadt derzeit 1.493 Reisepässe in Bearbeitung.

Auch die Stadt Chemnitz habe aktuell etwa 1.500 Reisepässe bei der Bundesdruckerei in Berlin in Produktion. "Darunter befinden sich auch Dokumentenbestellungen, die bereits vor sieben Wochen übermittelt wurden", sagte eine Sprecherin der Stadt. Auch hier müsse derzeit mit einer Herstellungszeit von bis zu acht Wochen gerechnet werden. In Leipzig dauere die Bearbeitung ebenfalls bis zu acht Wochen. Demnach warten derzeit rund 5.600 Leipzigerinnen und Leipziger auf ihren Reisepass. Sachsens Großstädte rechnen damit, dass sich erst mit Ablauf der deutschlandweiten Sommerferien die Lieferzeiten wieder langsam normalisieren werden.

Hoffnung in Sicht

"Seit den ersten Wochen des Jahres 2024 stiegen die Antragszahlen für Reisepässe außergewöhnlich deutlich an", hieß es aus dem Bundesinnenministerium (BMI). Innerhalb von nur vier Wochen wurden erstmals in der Geschichte der Bundesdruckerei mehr als 600.000 Reisepässe bestellt. "Die Bestellzahlen sind auf sehr hohem Niveau leicht rückgängig." Dennoch würden weiterhin mehr Pässe beantragt, als die Bundesdruckerei fertigen könne. Im Winter werden zusätzliche Maschinen erwartet, die schließlich zu einer nachhaltigen Entspannung der Produktionszeiten führen sollen.

Nach Angaben des BMI können Bürgerinnen und Bürger ihren Reisepass weiterhin mit einer Express-Bestellung nach drei Tagen in der Behörde abholen. Zudem könne auch ein vorläufiger Reisepass ausgestellt werden. Nach der Rückkehr werde der vorläufige Pass zurückgegeben, sobald der reguläre Reisepass vorliege.

Rekordbestellzahlen in diesem Jahr

Das Bundesinnenministerium erklärte laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa, Stand: 7. Juli 2024): "Seit März übersteigen die Produktionszeiten die vertragliche Lieferzeit von 12 Werktagen und haben aktuell durchschnittlich 21,8 Werktage erreicht." Seit Anfang 2024 seien die Antragszahlen vor allem für Reisepässe außergewöhnlich deutlich gestiegen, sagte eine Ministeriumssprecherin demnach. "Binnen vier Wochen wurden erstmals in der Geschichte der Bundesdruckerei GmbH weit über 600.000 Reisepässe bestellt, bis in den Mai hinein wurden immer neue Tagesrekorde des täglichen Bestelleingangs aufgestellt."

Der Sommerurlaub steht bevor, doch der neue Reisepass lässt auf sich warten? (Archivbild) © Fabian Sommer/dpa (Archivbild)

Reisepässe: Expressbearbeitung – verbunden mit höheren Kosten

Dem RND-Bericht zufolge sieht Dedy die Städte als Ausgabestelle in einer schwierigen Lage: "Das Lieferproblem liegt in der Bundesdruckerei, die berechtigte Kritik der Antragsteller bekommen aber die städtischen Mitarbeiter ab." Wenn der neue Reisepass nicht mehr pünktlich ankomme, entschieden sich viele Menschen für einen zweiten Antrag mit Expressbearbeitung, sagte Dedy. Die Bürgerinnen und Bürger blieben dann auf doppelten Kosten sitzen.

Reiseausweis als Passersatz am Flughafen?

In manchen Fällen stellen Passagiere erst kurz vor dem Abflug fest, dass ihr Ausweis ausgelaufen ist. Dann können Bundespolizisten am Flughafen gegebenenfalls weiterhelfen, wie der Sprecher der Bundespolizei am Münchner Flughafen, Stefan Bayer, auf Anfrage von IPPEN.MEDIA erklärte – und zwar indem die Beamten verzweifelten Urlaubern am Servicepoint der Bundespolizei vor Ort unter bestimmten Voraussetzungen einen Reiseausweis als Passersatz ausstellen. Kostenpunkt: acht Euro. Urlauber müssten dann jedoch die Dringlichkeit der Reise nachweisen, und es dürften zum Beispiel keine sicherheitsrelevanten Bedenken bestehen, wie der Sprecher betont. In jedem Fall müssten Betroffene zuerst einen Ausweis vorzeigen. Grundsätzlich seien Urlauber zudem angehalten, sich besser rechtzeitig vor Reiseantritt um alle wichtigen Dokumente kümmern.

Warum braucht die Bundesdruckerei gerade so lange?

Für den regulären Reisepass muss man derzeit häufig mit acht Wochen rechnen. Die Bundesdruckerei arbeitet längst am Limit. Laut Bundesinnenministerium spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:

Die Menschen reisen wieder mehr, haben häufiger auch Fernreisen außerhalb der EU gebucht. Die Zahlen übertreffen teilweise das Niveau vor der Corona-Pandemie.

Reisepass-Pflicht in Großbritannien durch den Brexit.

Nachholeffekt durch Corona: Während der Pandemie gab es zeitweise keine Reisemöglichkeiten und auch keine Termine im Bürgeramt zur Beantragung von entsprechenden Dokumenten.

Nachwirkungen der Deutschen Einheit 1990: Damals wurden Millionen von Reisepässen mit der Regelgültigkeitsdauer von zehn Jahren neu beantragt. Alle zehn Jahre gibt es also eine Welle von Neubestellungen. Durch die Corona-Pandemie fiel die Welle 2020 aus – und kommt jetzt mit Verspätung.

Wie viele Reisepässe druckt die Bundesdruckerei pro Jahr?

Die Nachfrage ist seit 2018 kontinuierlich gestiegen – mit Ausnahme der Corona-Jahre 2020 und 2021. Nach Auskunft des Bundesinnenministeriums wurden 2018 noch 3,91 Millionen Reisepässe produziert, während es 2023 bereits 5,26 Millionen waren. Allein zwischen Januar und Mai 2024 wurden schon fast 2,6 Millionen Reisepässe gedruckt.

Wie viele Reisepässe können im Optimalfall gedruckt werden?

Temporär bis zu 600.000 Stück pro Monat. Dies geschieht, wie das Bundesinnenministerium mitteilt, durch "unternehmensinterne Personalverschiebungen". Sei der Bedarf besonders groß, stelle die Druckerei auf Dreischicht-Betrieb um. Außerdem werde zeitweise an Wochenenden gedruckt – mit Beschäftigten, die auf freiwilliger Basis Sonderschichten schieben. "Auch mit Blick auf den Gesundheitsschutz der in der Produktion beschäftigten Personen können diese ad-hoc-Maßnahmen nur die Ausnahme bilden."

Kann die Bundesdruckerei nicht einfach mehr Leute und mehr Maschinen einsetzen?

Das ist nicht ohne weiteres möglich. Die Produktion von Ausweisdokumenten, die zahlreichen Sicherheitsvorgaben unterliegen, ist nicht trivial. Außerdem gilt: "Personal und Maschinenpark sind auf jahrelange Erfahrung abgestimmt, um auch die Produktionskosten auf einem angemessenen Niveau zu halten", so das Ministerium. "Bis in den März 2024 hinein konnten die seit Jahresbeginn außergewöhnlich hohen Bestellzahlen auch vertragsgemäß produziert und ausgeliefert werden." Man habe bereits vor dem Ende der Corona-Pandemie weitere Maschinen bestellt. Änderungen seien aber erst "mittelfristig" zu erwarten.

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