19.10.2024
Ursachen des Untergangs der Yacht Bayesian im Fokus der Ermittlungen

Warum sank die Bayesian so rasch? Bergung soll Erkenntnisse bringen

Der Untergang der Luxusyacht „Bayesian“ vor der Küste Siziliens hat zahlreiche Fragen aufgeworfen und die Staatsanwaltschaft in Termini Imerese veranlasst, Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung einzuleiten. Bei dem Unglück kamen sieben Menschen ums Leben, darunter der britische Milliardär Mike Lynch. Die Bergungsarbeiten gestalten sich als herausfordernd, da das Wrack in etwa 50 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund liegt und technische Schwierigkeiten die Rettungsmaßnahmen behindern.

Erste Erkenntnisse und Spekulationen

Die Ermittler stehen vor der schwierigen Aufgabe, die genauen Umstände des Unglücks zu klären. Berichten zufolge wurde die „Bayesian“ von einer Fallböe getroffen, die während eines Sturms mit Windgeschwindigkeiten von über 100 Kilometern pro Stunde auftrat. Dies führte dazu, dass das Schiff innerhalb weniger Minuten sank. Admiral Giuseppe De Giorgi, ein ehemaliger Generalstabschef der italienischen Marine, äußerte, dass es rätselhaft sei, dass ein so modernes und gut ausgestattetes Schiff so schnell sinken konnte.

Eine Überwachungskamera zeichnete die letzten Momente des Schiffs auf, bevor es sank. Das Video zeigt, wie die Lichter der Yacht innerhalb von nur 60 Sekunden erloschen. Der Kapitän der „Sir Roberto Baden Powell“, einem benachbarten Boot, berichtete, dass seine Yacht dem Sturm standhielt, während die „Bayesian“ kippte und sank. Diese Diskrepanz wirft Fragen zur Seetüchtigkeit und den Sicherheitsvorkehrungen der „Bayesian“ auf.

Technische Untersuchungen

Die Bergung des Wracks könnte mehrere Wochen in Anspruch nehmen, da die italienischen Behörden sicherstellen müssen, dass keine Umweltgefahren von dem gesunkenen Schiff ausgehen. Es wird vermutet, dass sich im Tank der Yacht etwa 18.000 Liter Treibstoff und Öl befinden, die bei einem Leck in die Umwelt gelangen könnten. Die Verantwortung für die Bergung liegt sowohl beim Yachtbetreiber als auch bei den italienischen Behörden.

Die Ermittler prüfen auch, ob die Ankerkette, die sich während des Sturms gelöst haben könnte, eine Rolle beim Untergang gespielt hat. Wenn die Kette sich in den Propellerwellen verfangen hat, könnte dies ein Leck im Rumpf verursacht haben. Diese Theorie wird von Experten wie Roberto Nencioni, einem ehemaligen Yachtkapitän, unterstützt. Er betont, dass eine treibende Ankerkette in Notsituationen eine erhebliche Gefahr darstellt.

Menschliches Versagen und Sicherheitsvorkehrungen

Eine der Hypothesen, die die Staatsanwaltschaft in Betracht zieht, ist, dass menschliches Versagen eine Rolle gespielt haben könnte. Es wird untersucht, ob die Besatzung auf das Unwetter nicht ausreichend vorbereitet war. Giovanni Costantino, der Vorstandsvorsitzende von Perini Navi, äußerte die Vermutung, dass Türen oder Luken der Yacht möglicherweise offen standen, was das Eindringen von Wasser begünstigt haben könnte.

Die Tatsache, dass bei dem Unglück nur die Hälfte der Passagiere überlebte, während fast die gesamte Besatzung gerettet werden konnte, wirft ebenfalls Fragen auf. Es wird vermutet, dass viele der Passagiere in ihren Kabinen überrascht wurden und sich nicht rechtzeitig befreien konnten. Diese Aspekte werden von den Ermittlern genau unter die Lupe genommen, um die genauen Ursachen des Unglücks zu ermitteln.

Ausblick auf die Bergungsarbeiten

Die Bergung der „Bayesian“ wird von den italienischen Behörden als dringend erachtet, nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes, sondern auch um weitere Erkenntnisse über den Untergang zu gewinnen. Die sogenannte Blackbox der Yacht, die wichtige Daten über die letzten Momente des Schiffs liefern könnte, muss ebenfalls gefunden werden. Die Ermittler hoffen, dass die Bergung des Wracks Klarheit über die Ursachen des Unglücks bringen wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Untergang der „Bayesian“ sowohl technische als auch menschliche Faktoren in den Fokus rückt. Die laufenden Ermittlungen und Bergungsarbeiten werden entscheidend sein, um die Verantwortlichkeiten zu klären und zukünftige Unglücke dieser Art zu verhindern.

Quellen

Die Informationen in diesem Artikel basieren auf Berichten von:

    - F.A.Z. - Morgenpost - dpa - Zeit Online - Frankenpost
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