19.10.2024
Volkstheater Wien im Aufbruch Jan Philipp Gloger läutet neue Ära ein
Das Volkstheater Wien steht vor einem bedeutenden Wandel in seiner künstlerischen Ausrichtung: Ab der Spielzeit 2025/26 wird Jan Philipp Gloger das renommierte Haus als künstlerischer Leiter übernehmen. Dies gab die Volkstheater-Privatstiftung bekannt, die sich nach einer intensiven Suche und zahlreichen Bewerbungen für den 42-jährigen Regisseur und Schauspieldirektor entschieden hat. Der in Hagen geborene Gloger folgt damit auf Kay Voges, der das Volkstheater seit 2020 leitete und im Herbst 2025 ans Schauspiel Köln wechseln wird. Gloger, der sowohl im Schauspiel als auch in der Oper zu Hause ist, konnte sich gegen 47 Mitbewerber*innen durchsetzen – ein Zeichen für die hohe Wertschätzung, die sein Schaffen bereits genießt. Gloger begann seine Karriere als freischaffender Regisseur und konnte rasch an renommierten Häusern in Europa Fuß fassen. Seine Inszenierungen zeichnen sich durch ein tiefes Verständnis dramatischer und theatraler Ausdrucksformen aus und wurden mehrfach ausgezeichnet. Von 2011 bis 2013 wirkte er als leitender Regisseur am Staatstheater Mainz und seit 2018 ist er als Schauspieldirektor am Staatstheater Nürnberg tätig. Die Wahl Glogers kommt nicht von ungefähr: Der Findungskommission zufolge verkörpert er sowohl moderne Führungs- als auch Managementkompetenzen und hat zugleich ein Herz für ein unverwechselbares Ensemble. Gloger selbst beabsichtigt, das Theaterleben noch stärker für ein heterogenes und junges Publikum zu öffnen und dabei die Nähe zum Publikum zu suchen. Seine Vision umfasst ein sinnliches und aufwühlendes Theater, das Teilhabe ermöglicht und sich gegen populistische Vereinfachungen starkmacht. Mit Blick auf Wien äußerte sich Gloger enthusiastisch über seine künftige Wirkungsstätte. Die Stadt und ihre reiche kulturelle Landschaft – einschließlich ihrer Literatur, die er in verschiedenen Inszenierungen schon bearbeitet hat – ziehen ihn besonders an. Er freut sich darauf, das Ensemble in den Mittelpunkt zu rücken und gemeinsam mit Künstler*innen seiner Generation, wie der Regisseurin Rieke Süßkow oder dem Theatermusiker Kostia Rapoport, das Haus zu prägen. Einer seiner Programmschwerpunkte soll "Schauspiel und Musik" sein, das sich an Wiener Traditionen orientiert und die Grenzen zwischen Sprache und Klang, Sinn und Irrsinn auslotet. Die Herausforderung für Gloger wird darin bestehen, das Volkstheater, das in der Vergangenheit mit wirtschaftlichen und künstlerischen Herausforderungen zu kämpfen hatte, wieder zu einem Erfolgstheater zu machen. Es gilt, das Publikum zurückzugewinnen und das Theater als wichtigen Teil des kulturellen Erbes Wiens neu zu positionieren. Die Wiener Kulturszene zeigt sich erwartungsvoll und gespannt, welche Impulse und Veränderungen Gloger ab 2025 setzen wird. Seine Berufung scheint eine neue Ära für das Volkstheater Wien einzuläuten – eine Ära, die frischen Wind und neue Perspektiven in das Traditionsensemble bringen könnte.
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