19.10.2024
Volkswagen in Baunatal: Beschäftigte äußern Unmut über Sparmaßnahmen und Zukunftsängste

Automobilindustrie: IG Metall: VW-Beschäftigte in Baunatal wütend und enttäuscht

Die Beschäftigten des Volkswagen-Werkes in Baunatal haben sich in einer Betriebsversammlung lautstark über die jüngsten Ankündigungen des Unternehmens beschwert. Diese betreffen einen verschärften Sparkurs, der Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausschließt. Laut Oliver Dietzel, dem 1. Bevollmächtigten der IG Metall Nordhessen, äußerten die Mitarbeiter ihre Wut und Enttäuschung über die drohenden Maßnahmen des Vorstands. Dietzel betonte, dass die Herausforderungen, vor denen die Automobilindustrie stehe, nicht in Frage gestellt werden, jedoch die sofortige Androhung von Werksschließungen in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit nicht nachvollziehbar sei.

Volkswagen, als größter Autobauer Europas, hat am Montag ein umfassendes Sparprogramm angekündigt, das darauf abzielt, die Kosten signifikant zu senken. In diesem Zusammenhang wurde auch die Beschäftigungssicherung, die seit 1994 galt, in Frage gestellt. Das Baunataler Werk, das mit rund 15.500 Mitarbeitern das größte Komponentenwerk des Konzerns darstellt, ist ein zentraler Standort für die Produktion elektrischer Antriebskomponenten.

Der Betriebsrat sieht das Werk jedoch als zukunftssicher an. Ein Sprecher des Gesamtbetriebsrats erklärte, dass Baunatal frühzeitig den Weg zur Transformation in Richtung Elektromobilität eingeschlagen habe. Seit 2016 sei das Werk zum Kompetenzzentrum für Elektro-Antriebe ausgebaut worden, und es habe kürzlich den Zuschlag für das Kompetenzzentrum Großguss erhalten, das für die Herstellung zukünftiger Batterierahmen benötigt wird. Dennoch wird betont, dass die Wertschöpfung, die mit Verbrennerantriebssträngen verbunden ist, in den kommenden Jahren um bis zu 70 Prozent zurückgehen könnte. Dies erfordere neue Geschäftsfelder, die die bisherigen ergänzen oder ersetzen könnten.

Die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat haben bereits Widerstand gegen die Sparmaßnahmen angekündigt. Dietzel äußerte, dass die Unternehmensführung zwar Gesprächsbereitschaft signalisiert habe, jedoch sei es notwendig, dass der Vorstand zur Besinnung komme. Der Konflikt, so Dietzel, sei nicht von den Beschäftigten ausgegangen, aber wenn er ihnen aufgezwungen werde, würden sie ihn annehmen.

Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori nahm ebenfalls an der Betriebsversammlung teil und betonte die Bedeutung des Werks für die Zukunft von Volkswagen. Er hob hervor, dass in Baunatal viel in moderne Produktionstechnologien investiert worden sei und dass die dortigen Beschäftigten über wertvolle Kompetenzen verfügten. Mansoori forderte Investitionen und Gespräche über eine zukunftsfähige Strategie, anstatt Drohungen auszusprechen.

Die Ankündigung von Volkswagen kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die gesamte Automobilindustrie mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert ist. Die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland wird zunehmend als kritisch angesehen, insbesondere angesichts neuer Anbieter, die in den europäischen Markt drängen. VW-Chef Oliver Blume erklärte, dass das wirtschaftliche Umfeld sich weiter verschärft habe und das Unternehmen nun konsequent handeln müsse.

Die Reaktionen der Beschäftigten in Baunatal spiegeln eine weit verbreitete Unsicherheit und Besorgnis über die Zukunft ihrer Arbeitsplätze wider. Viele Mitarbeiter äußerten, dass sie sich überrumpelt fühlten und besorgt über die möglichen Auswirkungen der Sparmaßnahmen auf ihre berufliche Existenz seien. Einige berichteten von Ängsten, dass ihre Abteilungen möglicherweise geschlossen werden könnten.

Die IG Metall hat bereits angekündigt, dass sie in den kommenden Monaten verstärkt für die Rechte der Beschäftigten eintreten wird, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Löhne um sieben Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten und hat Volkswagen aufgefordert, die Verhandlungen zeitnah zu beginnen.

Insgesamt zeigt die Situation in Baunatal, wie angespannt die Lage in der Automobilindustrie ist und wie wichtig es ist, dass die Unternehmensführung und die Beschäftigten in einen konstruktiven Dialog treten, um Lösungen zu finden, die sowohl die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens als auch die Sicherheit der Arbeitsplätze gewährleisten.

Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie Volkswagen auf die Bedenken seiner Mitarbeiter reagiert und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Unsicherheiten in der Belegschaft zu adressieren.

Quellen: ZEIT ONLINE, HIT RADIO FFH, hessenschau.de.

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