19.10.2024
Republikanische Vorwahlen in den USA: Trumps Dominanz und die zerrissene Parteilandschaft
In den Vereinigten Staaten von Amerika haben die Vorwahlen der Republikaner eine entscheidende Wendung genommen. Die Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur offenbaren eine angespannte und fragmentierte Parteilandschaft, in der der ehemalige Präsident Donald Trump weiterhin eine dominante Rolle einnimmt. Nach den Vorwahlen in South Carolina steht die ehemalige Gouverneurin Nikki Haley trotz starker Umfragewerte, die ihr gegenüber Trump bessere Chancen gegen den amtierenden Präsidenten Joe Biden im November attestierten, nicht als Siegerin da. Ihre Kampagne, die metaphorisch als mit Wattebäuschchen geladene Steinschleuder beschrieben wurde, scheint Trumps Position nicht ernsthaft gefährden zu können. Die Frage nach dem 'Wo sonst?' bleibt im Raum stehen, wenn sie sogar in ihrem eigenen Bundesstaat nicht die Oberhand gewinnen kann. Die Vorwahltermine deuten darauf hin, dass Trump bereits Mitte März die erforderlichen Delegiertenstimmen für die Nominierung im Sommer erreichen könnte, vorausgesetzt, es gibt keine unerwarteten Wendungen. Doch selbst wenn kurz darauf in New York der erste von vier Strafprozessen gegen Trump beginnt, scheint sein Einfluss auf die Partei unerschütterlich. Er wird von vielen als Sektenführer verehrt, der scheinbar über den Dingen steht. Die tiefen Gräben innerhalb der Republikanischen Partei werden jedoch sichtbar, wenn man die 40 Prozent Stimmenanteile betrachtet, die Haley erreichen konnte. Ohne diese Unterstützung könnte Trumps Position im November schwach sein. Aus der Perspektive des gesamten Landes betrachtet, schrumpft Trumps Figur weiter. Eine Wählerschaft, die mehrheitlich im Zentrum und parteiunabhängig ist, fürchtet sich vor Trump und seinem destruktiven Extremismus. Sie wollen keinen Präsidenten, der als mental instabiler Racheengel auftritt, religiösen Eiferern Macht überlässt und die Vereinigten Staaten in eine Autokratie umwandeln will. Doch trotz dieser Bedenken könnte bei einem knappen Rennen in den sogenannten "Battleground States" Trump erneut ins Weiße Haus einziehen, ähnlich wie es bereits 2016 der Fall war. Die Aussichten für ein Trump 3.0 sind allerdings noch ungewiss. Nikki Haley spielt weiterhin eine Rolle in diesem Prozess. Solange ihre finanziellen Mittel es zulassen, im Rennen zu bleiben, wird die Wählerschaft wiederholt mit Trumps Tabubrüchen konfrontiert. Eine Rückkehr Trumps würde das Bild Amerikas sowohl nach innen als auch nach außen entstellen. Die Demokraten können aus den Vorwahlen in South Carolina einen wertvollen Hinweis entnehmen, dass gemäßigte Wähler tatsächlich bereit sein könnten, Trump den Rücken zu kehren. Sollte Trump strafrechtlich verurteilt werden, könnte die kritische Masse der Wähler, die keinen Kriminellen als Präsidenten sehen wollen, weiter anwachsen. Die Demokraten könnten durch Ehrlichkeit und Transparenz bei ansonsten geleugneten oder verschleierten Problemen, wie illegaler Einwanderung und hohen Verbraucherpreisen, Wechselwähler überzeugen. Das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner und die Zukunft des Landes stehen somit an einem Scheideweg. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die USA eine weitere Amtszeit unter Trump erleben werden oder ob sich ein Wandel anbahnt.
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