Die Auseinandersetzung zwischen der IG Metall und dem Volkswagen-Konzern über einen neuen Haustarifvertrag hat sich weiter verschärft. Am 21. November 2024 demonstrierten tausende VW-Beschäftigte in Wolfsburg gegen drohende Werksschließungen und Massenentlassungen, wie die FAZ berichtet. Die dritte Verhandlungsrunde begann unter dem Eindruck massiver Proteste der Arbeitnehmerseite. Auf einem Platz am Stadion des VfL Wolfsburg versammelten sich rund 6000 Mitarbeiter, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Die IG Metall wirft dem VW-Management vor, „ohne Sinn und Verstand“ sparen zu wollen und fordert konkrete Lösungsvorschläge, die über reine Kürzungen hinausgehen. Betriebsratschefin Daniela Cavallo betonte die Kampfbereitschaft der Belegschaft und warnte vor einer Eskalation des Konflikts, sollte der Konzern keine Zugeständnisse machen. Wie die dpa meldet, drängt die IG Metall auf eine Einigung noch vor Weihnachten. Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen, bezeichnete den 21. November als „allerletzte Chance“ für Volkswagen, noch vor Ablauf der Friedenspflicht eine Lösung zu finden. Ab dem 1. Dezember seien Warnstreiks möglich.
Die Gewerkschaft hat bereits einen eigenen Vorschlag zur Kostensenkung unterbreitet. Dieser sieht vor, dass die Mitarbeiter vorübergehend auf Tariferhöhungen verzichten. Die eingesparten Gelder sollen in einen „Zukunftsfonds“ fließen, der bei Unterauslastung einzelner Werke zum Einsatz kommen soll. Im Gegenzug fordert die IG Metall eine neue Beschäftigungsgarantie, nachdem die vorherige vom Konzern gekündigt wurde. Daniela Cavallo betonte, dass die Arbeitnehmervertreter mit diesem Vorschlag „vom Angebot her in Vorleistung“ gegangen seien und breite Zustimmung in der Belegschaft fänden.
Volkswagen reagierte bisher zurückhaltend auf die Vorschläge der Gewerkschaft. Der Konzern plant, die Entgelte zu senken und die Kapazität durch die Schließung von mindestens drei Werken zu reduzieren. Als Gründe werden die schwache Nachfrage nach Elektroautos in Europa und Marktanteilsverluste in China genannt. Die FAZ analysiert, dass die fehlenden Gewinne aus dem chinesischen Markt die Probleme in Europa verschärfen.
Der Machtkampf bei VW hat eine lange Geschichte. Wie die NZZ am 5. Februar 2017 berichtete, belastete der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch den damaligen Konzernchef Martin Winterkorn im Zusammenhang mit dem Abgasskandal schwer. Piëch behauptete, Winterkorn bereits im Februar 2015 über die Manipulation von Abgaswerten informiert zu haben. Auch der Konflikt zwischen dem ehemaligen VW-Chef Herbert Diess und dem Betriebsrat im Jahr 2021 zeigt die anhaltenden Spannungen im Konzern, wie der Focus berichtete. Die taz dokumentierte im April 2015 den Machtkampf, der zum Rücktritt von Ferdinand Piëch als Aufsichtsratschef führte. Der Spiegel lieferte damals eine detaillierte Chronologie der Ereignisse.
Die aktuelle Tarifauseinandersetzung steht somit im Kontext einer komplexen Gemengelage aus wirtschaftlichen Herausforderungen und internen Machtkämpfen, die die Zukunft von Volkswagen maßgeblich beeinflussen werden.