Der erneute Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus hat überraschende Auswirkungen auf die deutschen Spritpreise. Trotz eines sinkenden Rohölpreises verzeichnen Tankstellen hierzulande steigende Kosten für Benzin und Diesel. Wie der ADAC in seiner wöchentlichen Analyse von über 14.000 Tankstellen berichtet, stieg der Preis für Super E10 um 0,9 Cent auf 1,656 Euro pro Liter. Diesel verteuerte sich um einen Cent auf 1,577 Euro. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtete bereits am 14.11.2024 über diesen Trend.
Dieses scheinbare Paradoxon lässt sich durch das komplexe Zusammenspiel von zwei gegenläufigen Effekten an den Finanzmärkten erklären. Zum einen sank der Rohölpreis. Experten, wie die Analysten der Citigroup, erwarten, dass Trump die heimische Ölförderung in den USA vorantreiben wird, was zu einem erhöhten Angebot und somit niedrigeren Preisen führen könnte. Zusätzlich könnten Steuersenkungen für die Ölindustrie und eine Rücknahme von erhöhten Gebühren und Pachten unter der Biden-Administration die Produktion weiter ankurbeln. Des Weiteren spekulieren einige Analysten, dass Trumps protektionistische Handelspolitik die globale Nachfrage nach Öl dämpfen könnte, wie die F.A.Z. berichtet.
Gleichzeitig wertete der US-Dollar gegenüber dem Euro deutlich auf. Dieser Effekt wird auf die Erwartung zurückgeführt, dass Trumps Wirtschaftspolitik die Konjunktur ankurbeln, aber auch die Inflation weiter anheizen könnte. Dies wiederum könnte die US-Notenbank Fed dazu bewegen, ihre geplanten Zinssenkungen zu überdenken oder zu verzögern. Wie finanzmarktwelt.de am 6. November 2024 berichtete, sehen Experten aufgrund der unterschiedlichen Zinsentwicklungen in Europa und den USA den Euro unter Druck.
Rohöl wird weltweit in US-Dollar gehandelt. Der ADAC erklärt, dass der Preis für die Nordseesorte Brent zwar um mehr als drei Dollar auf 72 Dollar pro Barrel (159 Liter) gefallen sei, was eigentlich zu sinkenden Spritpreisen hätte führen müssen. Der deutlich gefallene Eurokurs – auf ein Niveau wie zuletzt im April mit einer wöchentlichen Aufwertung des Dollars um etwa drei Prozent – verteuert jedoch den Einkauf von Rohöl für deutsche Unternehmen. „Durch den spürbar schlechteren Wechselkurs verteuert sich der Kauf von Rohöl“, so der ADAC. Frank Schallenberger, Ölexperte der Landesbank Baden-Württemberg, bestätigt: „In der Summe wurden Öl und Benzin bei uns rechnerisch also etwas teurer“ (F.A.Z., 14.11.2024).
Der ADAC rät Autofahrern angesichts der Preisentwicklung zu einem verstärkten Vergleich der Tankstellenpreise und weist darauf hin, dass Tanken am Abend in der Regel günstiger ist als am Morgen.
Die protektionistische Handelspolitik Trumps, insbesondere die angekündigten Zölle, könnten langfristig zu weiteren Preissteigerungen führen, wie verschiedene Medien, darunter die Stuttgarter Zeitung und die Cannstatter Zeitung am 13.11.2024, berichten. Experten warnen vor den negativen Folgen für die Weltwirtschaft und die deutschen Exporteure. FOCUS online berichtete am 6.11.2024 über die Reaktionen der Finanzmärkte und zitierte Experten, die die Risiken eines Handelskonflikts hervorhoben.
Auch extraETF analysierte am 6. November 2024 die möglichen Auswirkungen der Trump-Wahl auf verschiedene Anlageklassen und wies auf die Unsicherheiten hin, die mit seiner Wirtschaftspolitik verbunden sind.
Die NZZ beleuchtete am 6.11.2024 die Rolle der Inflation im US-Wahlkampf und argumentierte, dass Trump den Unmut der Bevölkerung über die steigenden Preise für sich nutzen konnte.
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