25.10.2024
Wasserstoffhochlauf in Mecklenburg-Vorpommern: Netz versus Produktion

Die Herausforderung des Wasserstoff-Hochlaufs: Ein Henne-Ei-Problem

Die Energiewende steht vor der Herausforderung, den Wasserstoff-Hochlauf zu realisieren. Doch wie der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) Mecklenburg-Vorpommern nach der Genehmigung des Wasserstoff-Kernnetzes durch die Bundesnetzagentur betont, besteht ein Henne-Ei-Problem. Wie die Zeit am 25. Oktober 2024 berichtete, pocht der LEE-Vorsitzende Johann-Georg Jaeger auf den Bau der Wasserstoffleitung zwischen Rostock und Glasewitz. Diese sei essentiell für das Vertrauen in den Wasserstoff-Hochlauf, da hinter dem Abschnitt aufgrund fehlender Produktionsanlagen noch ein Fragezeichen stehe.

Die Bundesnetzagentur genehmigte am Dienstag das Wasserstoff-Kernnetz, zu dem in Mecklenburg-Vorpommern laut Wirtschaftsministerium vier Leitungen gehören: Rostock-Glasewitz, Rostock Laage-Fliegerhorst, Rostock-Wrangelsburg und Lubmin-Uckermark. Für den Abschnitt Rostock-Glasewitz ist laut Ministerium noch kein Vorhabenträger bestimmt. Diese Frage müsse geklärt werden, um den Großelektrolyseurprojekten entlang des Abschnitts Planungssicherheit zu geben. Es geht um knapp ein Gigawatt Elektrolysekapazität bis 2030 und Investitionen von 1,9 Milliarden Euro.

Das Henne-Ei-Problem besteht laut Jaeger darin, dass sich ohne Netz keine Wasserstoffproduktion ansiedelt und ohne Produktion kein Netz aufgebaut wird. Dies erschwert den Hochlauf erheblich. Jaeger schlägt vor, während der Anlaufphase Wasserstoff in das bestehende Erdgasnetz einzuspeisen. Dies sei zwar nicht die ideale Lösung, ermögliche aber den Aufbau einer Produktion, an die dann reine Wasserstoffleitungen angepasst oder Erdgasleitungen umgewidmet werden könnten. Technisch sei eine Beimischung von bis zu zehn Prozent Wasserstoff zum Erdgas problemlos möglich, bei zwei Prozent sei man völlig auf der sicheren Seite. Der Wasserstoff würde dann mit dem Erdgas verbrannt. Ähnlich der Förderung erneuerbarer Energien könnte eine feste Vergütung für die Wasserstoffeinspeisung gezahlt werden. Dies sei aber politisch derzeit nicht gewollt, da man kein weiteres Erneuerbare-Energien-Gesetz wünsche. "Aber letztendlich ist es eine Riesen-Erfolgsgeschichte gewesen", so Jaeger.

Den fehlenden Leitungsabschnitt von Glasewitz nach Brandenburg im genehmigten Kernnetz bewertet Jaeger als weniger dramatisch, da sich die Einspeiser auf die Strecke Rostock-Glasewitz konzentrieren und Rostock über Lubmin Richtung Süden angebunden sei. Die Opposition im Landtag kritisierte den Wegfall des Abschnitts. Die CDU sprach von einem Schlag ins Gesicht für Mecklenburg-Vorpommern als Energiestandort, die FDP machte die Landesregierung und deren fehlende Wasserstoff-Strategie verantwortlich.

Die Wasserstofferzeugung ist für Mecklenburg-Vorpommern laut Jaeger sinnvoll, da die Netze den aus Sonne und Wind produzierten Strom nicht vollständig weiterleiten können. Daher müsse man entweder neue Hochspannungsleitungen bauen oder die Stromverwendung im Land fördern, wobei Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen könne, da er Energie in hoher Dichte transportieren kann. Jaeger äußert Skepsis gegenüber den Plänen mehrerer Firmen, in Lubmin Wasserstoff mit hoher Kapazität zu produzieren, da dies große Strommengen und Abwärmemengen erfordere, die sinnvoll genutzt werden müssten.

Wasserstoff gilt als wichtiger Energieträger für CO2-frei produzierten Strom. Die Landesregierung sieht große wirtschaftliche Potenziale. Der Rostocker Hafen gilt als möglicher Umschlagplatz, in Lubmin treffen Leitungen von Offshore-Windparks und Gasleitungen aufeinander, und in Laage bei Rostock produziert H2Apex bereits Wasserstoff für Regionalbusse und plant eine größere Anlage.

Weitere Perspektiven zum Thema Wasserstoff finden Sie unter: Ostseewelle, VDI Nachrichten, Focus, Manager Magazin, Capital, GreenTrax, Inpact Media, Zeit Online.

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