19.10.2024
Weinjahr 2024: Winzer sehen geringe Erträge und Chancen auf Qualität

Weinjahr 2024: Winzer erwarten geringen Ertrag

Im Jahr 2024 wird der sächsische Weinbau von einem unerwartet geringen Ertrag geprägt sein. Nach einem langen, frostigen April und ungünstigen Witterungsbedingungen während der Blütezeit rechnen die Winzer mit einem Ertrag, der nur 20 bis 30 Prozent einer normalen Ernte ausmacht. Felix Hößelbarth, der Vorsitzende des Weinbauverbandes Sachsen, beschreibt die Situation als besorgniserregend, obwohl jeder Winzer eine kleine Menge Trauben ernten kann. Die Weinberge im Elbtal erscheinen zwar grün und vital, doch die Realität sieht anders aus: An den Rebstöcken hängen deutlich weniger Trauben als in normalen Jahren.

Die frostigen Nächte zu Beginn der Vegetationsperiode haben verheerende Auswirkungen auf die Blüte der Reben gehabt. Selbst in den Gebieten, die durch Feuer geschützt wurden, ist der Ertrag geringer als erwartet. Hößelbarth erklärt, dass die Kombination aus Spätfrost, kaltem und nassem Wetter zur Blütezeit für die neuen Austriebe äußerst ungünstig war. Nur ein Teil der Blüten hat sich in Beeren entwickelt, was die Ernte erheblich schmälert. Diese schlechten Bedingungen führten dazu, dass der Ertrag im Elbtal auf etwa 34 Millionen Euro geschätzt wird, mit einem Verlust von bis zu 83 Prozent.

Finanzielle Unterstützung und Hoffnung auf den Herbst

Um die Schäden im Obst- und Weinbau zu kompensieren, hat das sächsische Kabinett Fördermittel in Höhe von bis zu 22 Millionen Euro bereitgestellt. Darüber hinaus wurde von der Bundesregierung finanzielle Soforthilfe für die betroffenen Bundesländer beantragt. Die Winzer hoffen nun auf einen goldenen Herbst. Stabiler Hochdruckwetter, angenehme Temperaturen und hin und wieder ein Landregen sind die idealen Bedingungen, die die Trauben benötigen, um qualitativ hochwertige Weine zu produzieren. Die Lese könnte bereits in der letzten Augustwoche beginnen, was darauf hindeutet, dass trotz der geringen Quantität die Qualität der Weine hoch sein könnte.

Wetterbedingungen und deren Auswirkungen

Die Wetterbedingungen im Juni und Juli waren durch feucht-warmes Wetter und kleinere Hagelschläge geprägt. Diese Faktoren haben die Situation der Winzer weiter erschwert. Die früh reifenden Trauben haben nicht die gewünschte Menge erreicht, was die Winzer in eine angespannte Lage bringt. Zusätzliche Herausforderungen wie Wespen- und Insektenfraß tragen zur Unsicherheit bei. Trotz dieser Widrigkeiten gibt es einen Hoffnungsschimmer: Die Reben haben in vielen Weinbergen genug Reservestoffe eingelagert, was auf eine potenziell bessere Ernte im nächsten Jahr hindeutet.

Langfristige Perspektiven für den Weinbau

Die langfristige Pflege der Kulturlandschaft bleibt eine zentrale Aufgabe für die Winzerschaft. Karl Friedrich Aust, ein Radebeuler Winzer, erwähnt, dass es wichtig ist, dass Winzer, Gäste und die Politik zusammenarbeiten, um die Herausforderungen zu bewältigen, die mit einem geringen Ertrag einhergehen. Die rechtzeitige Investition in Schutzmaßnahmen wie Frostkerzen hat möglicherweise das Schlimmste verhindert, indem sie die Reben vor dem Absterben bewahrt haben.

Klaus Zimmerling aus Dresden-Pillnitz äußert sich ebenfalls besorgt über die Situation. Er berichtet, dass er gerade einmal zwei bis vier Prozent seines üblichen Ertrags erwarten kann. Trotz der grünen Rebstöcke gibt es kaum Trauben. Die Situation ist frustrierend, aber er sieht auch positive Aspekte: "Wir haben brauchbares Holz zum Schneiden für die nächste Saison und verlieren nicht ein weiteres Jahr." Um die Lücke in der Produktion zu schließen, plant er, Wein von einem Weingut in der Pfalz zu kaufen.

Kreative Lösungen und Anpassungen

Einige Winzer experimentieren mit Trauben aus anderen Anbaugebieten, um interessante neue Cuvées zu kreieren. Diese Anpassungen sind notwendig, um die Herausforderungen des Jahres 2024 zu überwinden. Im Staatsweingut Schloss Wackerbarth ist die Situation ähnlich: Es hängen deutlich weniger Trauben als in den Vorjahren. Die Verluste variieren je nach Lage und Rebsorte, was die Situation für jeden Winzer individuell prägt.

Fazit

Das Weinjahr 2024 wird in Sachsen von Herausforderungen, aber auch von der Möglichkeit geprägt sein, qualitativ hochwertige Weine zu produzieren. Trotz der geringen Erträge zeigt sich eine bemerkenswerte Resilienz und Anpassungsfähigkeit unter den Winzern. Während die finanziellen Einbußen spürbar sind, bleibt die Hoffnung auf eine bessere Zukunft im kommenden Jahr bestehen. Die Winzer setzen auf ihre Erfahrungen, um die Kulturlandschaft zu bewahren und die Qualität ihrer Weine zu sichern.

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