Die 16. UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt (COP16) im kolumbianischen Cali ist am 2. November 2024 ohne eine Einigung zu zentralen Finanzierungsfragen zu Ende gegangen. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, konnten sich die Vertreter von rund 200 Ländern auch nach stundenlangen Verhandlungen nicht auf eine gemeinsame Abschlusserklärung einigen. Der WWF Deutschland bezeichnet das Ergebnis als „Blamage“ und spricht von einem zwölfstündigen Schlussplenum, das aufgrund mangelnder Beschlussfähigkeit abgebrochen werden musste. Wie die Zeit berichtet, waren viele Teilnehmer bereits abgereist, um ihre Heimflüge nicht zu verpassen.
Im Zentrum der zweiwöchigen Konferenz standen die technische Umsetzung des 2022 in Montreal beschlossenen Weltnaturvertrages und die damit verbundenen Finanzierungsfragen. Der Vertrag von Montreal sieht unter anderem vor, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen und die Risiken durch Pestizide zu reduzieren. Zudem sollen Subventionen für intensive Landwirtschaft und die Gewinnung von Brennstoffen drastisch reduziert werden. Ein wichtiger Streitpunkt in Cali war die Frage, wie die Industrieländer die zugesagten 20 Milliarden Dollar jährlich für den Schutz der Artenvielfalt bis 2025 aufbringen wollen. Wie die Tagesschau berichtet, scheiterten die Verhandlungen letztlich an drei Punkten: der Kontrolle der bereits vereinbarten Maßnahmen, der Finanzierung dieser Maßnahmen und der Gewinnaufteilung von Unternehmen, die mit den Gendaten von Pflanzen und Tieren aus Entwicklungsländern Profite machen.
Trotz des Scheiterns bei den Finanzierungsfragen gab es auch einige positive Entwicklungen. So konnten sich die Delegierten in letzter Minute auf eine Regelung zur Gewinnaufteilung bei der Nutzung genetischer Daten einigen. Unternehmen, die genetische Daten von Pflanzen und Tieren aus Entwicklungsländern nutzen, sollen künftig 0,1 Prozent ihres Umsatzes oder ein Prozent ihres Gewinns in einen Fonds einzahlen. Dieses Geld soll den Ländern und Bevölkerungsgruppen zugutekommen, die diese Arten über Jahrhunderte erhalten haben. Die Einigung ist für die betroffenen Branchen, darunter die Pharma- und Kosmetikindustrie, allerdings nicht bindend. Ein weiterer Erfolg war die Einigung auf die Einrichtung eines Gremiums, das die Interessen der indigenen Völker vertritt. Dies wurde von den Vertretern der Indigenen als historischer Moment gefeiert. Auch der WWF sieht in dem Durchbruch für den Schutz von Meeresgebieten und der stärkeren Beteiligung indigener Bevölkerungen positive Signale.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke betonte in einer Stellungnahme die Bedeutung der Stärkung der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften im globalen Biodiversitätsschutz. Sie räumte aber auch ein, dass nach den intensiven Verhandlungen noch viel Arbeit vor uns liegt. Ähnlich äußerte sich Jochen Flasbarth, Staatssekretär im BMZ, der das Scheitern einer Finanzierungsstrategie bedauerte. Experten wie Florian Titze vom WWF Deutschland sehen das Ziel, die Naturzerstörung bis 2030 aufzuhalten, nach der Konferenz in weiter Ferne.
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