Nach über einem Jahr Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon ist eine von den USA vermittelte Waffenruhe in Kraft getreten. Die Bewohner der Grenzstadt Kiryat Shmona, die vor den Angriffen der Hisbollah geflüchtet waren, kehren zaghaft zurück, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Trotz des Waffenstillstands bleiben Skepsis und Angst vor neuen Angriffen jedoch groß.
Kiryat Shmona, die nördlichste Stadt Israels, war über ein Jahr lang direkt im Zentrum des Konflikts. Raketen, Granaten und Drohnen der Hisbollah zwangen zehntausende Israelis zur Flucht. Die FAZ beschreibt die Heftigkeit der Angriffe anhand der Überreste eines Raketeneinschlags auf dem Busbahnhof der Stadt, der nur wenige Stunden vor Inkrafttreten der Waffenruhe stattfand. Ein Busfahrer, dessen neues Fahrzeug dabei zerstört wurde, vergleicht die Situation während des Krieges mit „russischem Roulette“.
Die seit Mittwochmorgen geltende Waffenruhe ist zunächst auf zwei Monate befristet. Wie die Tagesschau berichtet, gibt es bereits auf beiden Seiten Vorwürfe von Verstößen gegen die Vereinbarung. Im Südlibanon wurden mehrere Menschen verletzt. Israelische Medien berichten von Festnahmen und Toten durch israelisches Militär, das die Rückkehr von Libanesen in bestimmte Gebiete verhindern will. Die israelische Armee erklärte, Warnschüsse auf sich nähernde Personen abgegeben und Terroristen festgenommen zu haben. Gleichzeitig intensivierte Israel die Angriffe auf den Gazastreifen. Die israelische Luftwaffe griff nach eigenen Angaben ein Waffenlager der Hisbollah im Südlibanon an – laut Medienberichten der erste Luftangriff seit Inkrafttreten der Waffenruhe.
Die Vereinbarung sieht laut ZDF den Rückzug der Hisbollah hinter den Litani-Fluss und die Übernahme der Kontrolle über das Grenzgebiet durch die libanesische Armee vor. Eine internationale Staatengruppe unter US-Führung soll die Einhaltung der Waffenruhe überwachen und ein erneutes Aufrüsten der Hisbollah verhindern. Die Parallelen zur UN-Resolution 1701 aus dem Jahr 2006, die den damaligen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah beendete, sind deutlich. Die Skepsis hinsichtlich der Haltbarkeit der Waffenruhe ist groß, da die Resolution 1701 nie vollständig umgesetzt und die Hisbollah ihr Waffenarsenal seitdem erheblich erweitern konnte.
Im Gazastreifen herrscht laut Tagesschau zwar Hoffnung auf ein Ende der Kämpfe, gleichzeitig aber auch die Befürchtung, dass Israel sich nach der Waffenruhe mit der Hisbollah verstärkt auf Gaza konzentrieren könnte. Die Enttäuschung darüber, dass die Hisbollah die Waffenruhe im Libanon nicht an eine Kampfpause in Gaza gekoppelt hat, ist groß. Ägyptische Unterhändler sollen sich auf dem Weg nach Israel befinden, um Gespräche über eine Geiselfreilassung und eine Waffenruhe in Gaza wiederaufzunehmen. Die Hamas signalisierte Gesprächsbereitschaft, besteht jedoch auf ihren Bedingungen für eine Waffenruhe.
In Kiryat Shmona kehrt langsam wieder Leben ein. Die FAZ beschreibt die Stimmung als unsicher und angespannt. Viele Bewohner begutachten ihre zum Teil schwer beschädigten Häuser. Die Angst vor der Hisbollah ist trotz Waffenruhe allgegenwärtig. Eine von der FAZ zitierte Anwohnerin glaubt nicht an ein dauerhaftes Ende der Kämpfe und wünscht sich „wirkliche Sicherheit“ und „ihr Leben zurück“. Ein Restaurantbesitzer, der während des gesamten Krieges in Kiryat Shmona blieb, will der Waffenruhe eine Chance geben, betont aber die Schwierigkeit, Vertrauen zu fassen.
Der Spiegel kommentiert die Rolle der UN bei der Überwachung der Waffenruhe und hebt die Bedeutung Deutschlands für das Staatenbündnis hervor. Die FAZ berichtet zudem über die Weigerung Georgiens, bis 2028 EU-Beitrittsverhandlungen zu führen, was zu Protesten in Tiflis führte.
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