Zwei beschädigte Unterseekabel in der Ostsee sorgen für internationale Besorgnis und werfen den Verdacht auf Sabotage. Im Zentrum der Ermittlungen steht der chinesische Frachter "Yi Peng 3". Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) am 22.11.2024 berichtete, zeigen Drohnenaufnahmen des Dänischen Rundfunks (DR) einen verdrehten Anker des Frachters, was auf eine mögliche Beschädigung der Kabel durch den Anker hindeutet.
Die "Yi Peng 3" wird verdächtigt, am Sonntag und Montag die Kabelverbindungen C-Lion 1 zwischen Finnland und Deutschland sowie BCS-East-West Interlink zwischen Litauen und Schweden beschädigt zu haben. Schiffsbewegungsdaten, wie sie unter anderem von MarineTraffic ausgewertet wurden, zeigen, dass sich der Frachter kurz vor den gemeldeten Ausfällen in unmittelbarer Nähe der betroffenen Stellen befand und dabei ungewöhnliche Manöver vollführte, darunter langsames Driften und Kreisfahrten. Zwischen den beiden Vorfällen schaltete das Schiff offenbar sein AIS-Signal aus, wodurch seine genaue Position nicht mehr öffentlich einsehbar war. Wie NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung recherchierten, passierte die "Yi Peng 3" das C-Lion 1 Kabel am Montagmorgen um 3:02 Uhr. Nur zwei Minuten später meldete der Betreiber Cinia einen Defekt und kurz darauf einen Totalausfall. Ähnlich verhielt es sich am Sonntagmorgen in der Nähe des Kabels East-West Interlink.
Dänische Marineschiffe begleiteten die "Yi Peng 3" am Dienstagabend aus der Ostsee und stoppten sie mutmaßlich im Kattegat. Der Frachter liegt seitdem vor der Küste Seelands vor Anker, bewacht von einem dänischen Kriegsschiff. Die genauen Vorgänge vor Ort sind unklar. Ein Sprecher der dänischen Marine bestätigte lediglich die Anwesenheit der Kriegsschiffe in der Nähe des Frachters. Der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen äußerte sich ebenfalls zurückhaltend und bestätigte lediglich, dass dänische Militärschiffe dem Frachter gefolgt seien und die dänischen Behörden an dem Fall dran seien, wie die Tagesschau am 21.11.2024 berichtete.
Schweden hat Ermittlungen wegen Sabotageverdachts eingeleitet. Auch die Bundesregierung geht von Sabotage aus. Wie web.de am 20.11.2024 berichtete, erklärte der schwedische Minister für Zivilverteidigung, Carl-Oskar Bohlin, es gäbe auffällige Schiffsbewegungen, die zeitlich und räumlich mit dem Auftreten der Schäden übereinstimmten. Die Kieler Nachrichten (KN) berichteten am 19.11.2024, dass die dänische Marine bereits am Montagnachmittag auf den Vorfall reagierte und die Fregatte "Niels Juel" zur "Yi Peng 3" entsandte. In der Nacht zum Dienstag folgte das Patrouillenboot "Rota".
Der Vorfall weckt Erinnerungen an die Beschädigung der Baltic Connector Pipeline im Oktober 2023, die ebenfalls einem chinesischen Frachter, der "Newnew Polar Bear", zugeschrieben wird. Wie NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung berichteten, hatte dieser Frachter seinen Anker über mehrere hundert Seemeilen geschleift und dabei neben der Pipeline auch mehrere Datenkabel beschädigt. China räumte später die Verantwortung des Schiffes für die Beschädigung ein.
Die aktuellen Ereignisse unterstreichen die Verwundbarkeit kritischer Infrastruktur in der Ostsee. Ein Sprecher der schwedischen Marine sagte gegenüber SVT, der Vorfall weise alle Anzeichen einer hybriden Kriegsführung auf. Der Schutz der zahlreichen Unterwasserkabel, Pipelines und Stromtrassen gestaltet sich aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens in der Ostsee äußerst schwierig.
China hat sich bisher zurückhaltend geäußert und betont die Bedeutung des Schutzes von Unterwasserinfrastruktur. Russland weist jegliche Beteiligung an den Vorfällen zurück. Die Ermittlungen der betroffenen Staaten dauern an.
Quellen: - https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/zerstoerte-kabel-in-ostsee-hinweis-an-anker-von-chinesischem-frachter-110127385.html - https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/ostsee-datenkabel-100.html - https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Moegliche-Kabel-Sabotage-in-Ostsee-Bundespolizei-schickt-Schiff,kabelsabotage100.html - https://www.kn-online.de/schleswig-holstein/beschaedigte-ostsee-kabel-frachter-aus-china-unter-verdacht-schiff-fuhr-auffaellige-manoever-MXIUS66UKRBTRKVL2U5XMNMWPM.html - https://web.de/magazine/politik/frachter-china-verdacht-peking-40365346 - https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-11/datenkabel-ostsee-zerstoerung-sabotage-china - https://www.sueddeutsche.de/politik/ostsee-russland-china-sabotage-lux.CnDpx9XuZJb5PNzW4AoBGw?reduced=true - https://www.tagesschau.de/ausland/sabotageverdacht-ostsee-100.html