September 9, 2024
Wettbewerb im Windkraftsektor: IG Metall fordert Schutzmaßnahmen für die europäische Industrie

Erneuerbare Energien: IG Metall verlangt Schutz vor chinesischen Windanlagen

Chinesische Hersteller drängen zunehmend auf den europäischen Markt für Windkraftanlagen, was Besorgnis unter den Beschäftigten und der IG Metall ausgelöst hat. Ein kürzlich abgeschlossener Vorvertrag für die Lieferung von 16 großen Turbinen an den chinesischen Hersteller Ming Yang hat die Diskussion über unfaire Wettbewerbsbedingungen neu entfacht. Diese Windräder, die einen beeindruckenden Rotor-Durchmesser von 260 Metern aufweisen, sollen bis 2028 im Windpark Waterkant vor der Insel Borkum installiert werden und sind darauf ausgelegt, Strom für etwa 400.000 Haushalte zu erzeugen.

Die IG Metall und die Arbeitnehmervertreter von Siemens Energy fordern einen besseren Schutz vor den wettbewerbsverzerrenden Praktiken, die von chinesischen Unternehmen ausgehen. Jürgen Kerner, der zweite Vorsitzende der IG Metall, äußerte Besorgnis darüber, dass die Branche für erneuerbare Energien, insbesondere die Windkraft, in eine ähnliche Situation geraten könnte wie die Solarindustrie. Er betonte, dass es nicht akzeptabel sei, die Kontrolle über kritische Infrastruktur zu verlieren.

Der europäische Windkraftverband „Windeurope“ hat ebenfalls auf die Risiken hingewiesen, die mit der zunehmenden Präsenz chinesischer Unternehmen auf dem europäischen Markt verbunden sind. Moderne Windanlagen sind mit bis zu 300 Sensoren ausgestattet, die kontinuierlich Daten an Kontrollzentren übermitteln. Der Verband warnt, dass diese sensiblen Daten in Europa oder in sicheren Ländern verbleiben sollten, wobei China nicht als sicherer Standort angesehen wird. Chinesische Firmen bieten ihre Produkte zu Preisen an, die bis zu 50 Prozent unter denen europäischer Hersteller liegen, und ermöglichen zudem Zahlungsaufschübe von mehreren Jahren, was nur durch die Unterstützung staatlicher Banken realisierbar ist.

Die Hamburger Gesellschaft Luxcara, die für das Windparkprojekt verantwortlich ist, hat betont, dass bei der Ausschreibung auch die EU-Vorgaben zur Nachhaltigkeit und zur Cybersicherheit berücksichtigt wurden. Ming Yang hat zugesichert, dass die Windturbinen vollständig mit erneuerbaren Energien hergestellt werden und dass relevante Komponenten von europäischen Zulieferern stammen.

Horst Hakelberg, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende bei Siemens Gamesa, fordert von der Politik, zehntausende Arbeitsplätze in der Windindustrie zu schützen. In Europa sind schätzungsweise 300.000 Menschen direkt oder indirekt in der Windkraftbranche beschäftigt. Hakelberg warnt davor, dass neue Abhängigkeiten vermieden werden müssen, um die Energiewende eigenständig und nachhaltig umzusetzen.

Die Diskussion über den Schutz der europäischen Windkraftindustrie vor unfairem Wettbewerb ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein strategisches Thema. Die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern könnte nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen gefährden, sondern auch die Energiesicherheit in Europa insgesamt beeinträchtigen. Die IG Metall und andere Gewerkschaften setzen sich daher für klare politische Maßnahmen ein, um die heimische Industrie zu stärken und die Arbeitsplätze in diesem zukunftsträchtigen Sektor zu sichern.

In Anbetracht der globalen Herausforderungen im Bereich der erneuerbaren Energien und der Notwendigkeit, die Klimaziele zu erreichen, wird die Debatte über die Wettbewerbsbedingungen und die Rolle der verschiedenen Akteure auf dem Markt weiterhin von großer Bedeutung sein. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie die politischen Entscheidungsträger auf diese Herausforderungen reagieren und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die europäische Windkraftindustrie zu schützen und zu fördern.

Die IG Metall und andere Interessengruppen werden weiterhin Druck auf die Politik ausüben, um sicherzustellen, dass die europäische Windkraftindustrie nicht nur überlebt, sondern auch floriert, während sie gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und zur Bekämpfung des Klimawandels leistet.

Quellen: dpa, Windeurope, IG Metall

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