Die Spannungen in Südkorea nehmen weiter zu. Nachdem der Versuch, den suspendierten Präsidenten Yoon Suk Yeol festzunehmen, misslang, sind nun auch die Verantwortlichen seines Sicherheitsdienstes einer polizeilichen Vorladung ferngeblieben. Wie die Nachrichtenagentur Yonhap meldet, begründeten Park Chong Jun, der Leiter des Sicherheitsdienstes, und sein Stellvertreter Kim Seong Hoon ihr Nichterscheinen mit der angespannten Situation und der Notwendigkeit, den Präsidenten zu schützen. Man stehe jedoch mit der Polizei in Kontakt, um einen anderen Termin zu finden. Die Zeit (https://www.zeit.de/news/2025-01/04/sicherheitsleute-von-suedkoreas-praesident-verpassen-vorladung) berichtet zudem, dass der Sicherheitsdienst die Ermittler bereits am Vortag nicht zum Präsidenten gelassen hatte.
Am Freitag versuchten Ermittler über fünfeinhalb Stunden lang, Yoon festzunehmen. Laut Yonhap verhinderten etwa 200 Angehörige der Armee und des Sicherheitsdienstes den Zugriff, indem sie eine „Mauer“ vor der Präsidentenresidenz bildeten. Hintergrund der versuchten Festnahme sind Ermittlungen im Zusammenhang mit der kurzzeitigen Verhängung des Kriegsrechts durch Yoon Anfang Dezember. Wie dpa berichtet, soll Yoon in dieser Sache befragt werden.
Yoon wurde bereits Mitte Dezember vom Parlament suspendiert. Das Verfassungsgericht prüft derzeit die Rechtmäßigkeit dieser Entscheidung. Bis zur endgültigen Klärung führt der ehemalige Finanzminister und Vize-Ministerpräsident Choi Sang Mok die Amtsgeschäfte. Yoon werden Machtmissbrauch und Aufruhr vorgeworfen. Vor dem versuchten Festnahmeversuch hatte er bereits drei Vorladungen der Antikorruptionsbehörde ignoriert, was schließlich zur richterlichen Anordnung seiner Festnahme führte.
Die richterliche Anordnung zur Festnahme Yoons gilt noch bis Montag. Die Opposition drängt auf eine schnelle Umsetzung und fordert zusätzlich die Festnahme von Park, dem Chef des Sicherheitsdienstes, wegen Machtmissbrauchs und Behinderung der Justiz. Der Sicherheitsdienst droht seinerseits den Behörden mit rechtlichen Schritten wegen Hausfriedensbruchs. Yonhap zufolge ist ein weiterer Festnahmeversuch am Wochenende möglich. Im Erfolgsfall hätten die Ermittler 48 Stunden Zeit für die Befragung Yoons und müssten anschließend über eine Freilassung oder einen Haftbefehl entscheiden.
Die Lage in Seoul bleibt angespannt. Vor dem Präsidentensitz demonstrieren seit Tagen sowohl Unterstützer als auch Gegner des suspendierten Präsidenten.