19.10.2024
Zinssenkungen im Fokus EZB und Fed vor entscheidenden Entscheidungen

Im September dürften EZB und Fed die Zinsen senken

Im kommenden September stehen wichtige geldpolitische Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Federal Reserve (Fed) an, die möglicherweise zu Zinssenkungen führen könnten. Die Märkte zeigen sich optimistisch, dass beide Zentralbanken, die für die Geldpolitik in der Eurozone und den USA verantwortlich sind, ihre Leitzinsen anpassen werden. Diese Entwicklungen sind vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Inflationsentwicklung zu betrachten.

Aktuelle Zinspolitik der EZB

Die EZB hat im Juni 2024 bereits einen ersten Zinsschritt vollzogen und den Hauptrefinanzierungssatz um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Dies war eine Reaktion auf die anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen in der Eurozone, darunter schwaches Wachstum und stagnierende Industrieproduktion. Die nächste Sitzung des EZB-Rats findet am 12. September statt, und viele Analysten rechnen mit einer weiteren Senkung um 0,25 Prozentpunkte.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat in der Vergangenheit betont, dass die geldpolitischen Entscheidungen stark von den aktuellen makroökonomischen Daten abhängen. Die jüngsten Äußerungen von EZB-Ratsmitgliedern, wie Olli Rehn, unterstützen die Erwartungen an eine Zinssenkung im September. Rehn wies darauf hin, dass die Zunahme der negativen Wachstumsrisiken die Argumente für eine Zinssenkung verstärkt hat, vorausgesetzt, die Disinflation entwickelt sich wie erwartet.

Inflationsentwicklung in der Eurozone

Die Inflationsrate in der Eurozone ist im Juli 2024 auf 2,6 Prozent gestiegen, was einen leichten Anstieg im Vergleich zu 2,5 Prozent im Juni darstellt. Diese Entwicklung ist bemerkenswert, da die EZB ein Inflationsziel von 2 Prozent verfolgt. Die Kerninflation, die volatile Preise für Energie und Nahrungsmittel ausschließt, blieb bei 2,9 Prozent stabil. Diese Zahlen zeigen, dass die EZB weiterhin vor der Herausforderung steht, die Inflation zu kontrollieren, während sie gleichzeitig das Wirtschaftswachstum unterstützt.

Die Dienstleistungsinflation, die oft als Indikator für die Auswirkungen von Lohnerhöhungen auf die Gesamtinflation betrachtet wird, lag im Juli bei 4 Prozent. Diese Zahl ist wichtig, da sie darauf hinweist, dass die Löhne in vielen Sektoren weiterhin steigen, was den Druck auf die Preise aufrechterhalten könnte. In verschiedenen Euro-Ländern gibt es erhebliche Unterschiede bei den Inflationsraten, wobei Belgien mit 5,4 Prozent die höchste Rate aufweist, während Finnland mit 0,5 Prozent die niedrigste hat.

Die Rolle der Federal Reserve

Die Federal Reserve hat seit Herbst 2023 den Leitzins in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent gehalten. Dies sind die höchsten Zinssätze seit vielen Jahren. Die Fed steht ebenfalls vor der Herausforderung, die Inflation zu kontrollieren, die im Juni 2024 auf 3,0 Prozent gesenkt wurde. Analysten erwarten, dass die Fed im September ihre erste Zinssenkung in diesem Zyklus vornehmen könnte, möglicherweise sogar um mehr als 0,25 Prozentpunkte, abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung.

Die geldpolitischen Entscheidungen der Fed sind besonders wichtig, da sie auch Auswirkungen auf die globalen Märkte haben. Ein synchronisierter Ansatz zwischen der EZB und der Fed könnte helfen, unerwünschte Effekte auf den Wechselkurs zwischen Euro und Dollar zu vermeiden. Die Unsicherheit über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung in den USA könnte jedoch dazu führen, dass die Fed vorsichtiger agiert.

Auswirkungen auf Sparer und Kreditnehmer

Die möglichen Zinssenkungen haben unterschiedliche Auswirkungen auf verschiedene Wirtschaftsakteure. Sparer könnten von niedrigeren Zinsen auf Bankeinlagen betroffen sein, was zu geringeren Erträgen führt. Auf der anderen Seite profitieren Kreditnehmer von niedrigeren Zinsen, da die Kosten für Verbraucherdarlehen und Hypotheken sinken. Die EZB hat in ihrem jüngsten Bericht darauf hingewiesen, dass die Finanzierungskosten für Unternehmen weiterhin restriktiv sind, da die vorherigen Zinserhöhungen noch nicht vollständig in der Wirtschaft angekommen sind.

Die Aktienmärkte reagieren in der Regel positiv auf die Aussicht auf Zinssenkungen, da niedrigere Zinsen tendenziell das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Auf den Anleihemärkten führen sinkende Zinssätze zu höheren Anleihepreisen, was für Investoren von Vorteil ist. Dennoch bleibt abzuwarten, wie die Märkte auf die tatsächlichen Entscheidungen der Zentralbanken reagieren werden.

Zusammenfassung und Ausblick

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die EZB und die Fed im September 2024 voraussichtlich Zinssenkungen in Betracht ziehen werden. Die EZB hat bereits Schritte unternommen, um die Zinsen zu senken, während die Fed möglicherweise bald folgen wird. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere die Inflation und das Wachstum, werden entscheidend für die geldpolitischen Entscheidungen beider Zentralbanken sein. Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, wie sich die wirtschaftliche Landschaft in Europa und den USA entwickelt.

Die Märkte werden die Entwicklungen genau beobachten, da die Entscheidungen der Zentralbanken weitreichende Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Finanzmärkte und die Verbraucher haben werden.

Quellen: FAZ, Morningstar, Business Insider, Der Standard.

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