19.10.2024
Zölle und Konflikte: Herausforderungen für die europäische Autoindustrie

Drohender Handelskrieg: Auto-Zölle produzieren nur Verlierer

Die europäische Autoindustrie steht vor großen Herausforderungen. Neben dem technologischen Wandel und der Notwendigkeit zur Dekarbonisierung stellt der zunehmende Wettbewerb mit China die Branche vor strategische Entscheidungen. Die Europäische Union versucht, ihre Wirtschaft durch Schutzzölle vor chinesischen Importen zu schützen, doch Experten und Teile der Industrie warnen vor den Folgen eines Handelskrieges.

Die EU-Kommission wirft China unfaire Handelspraktiken vor, insbesondere die massive Subventionierung der eigenen Elektroauto-Industrie. Diese Subventionen ermöglichen es chinesischen Herstellern, ihre Fahrzeuge zu deutlich günstigeren Preisen auf dem europäischen Markt anzubieten, was die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen gefährdet. Um dem entgegenzuwirken, hat die EU bereits vorläufige Strafzölle auf den Import chinesischer E-Autos verhängt, die je nach Hersteller unterschiedlich hoch ausfallen.

Die deutsche Autoindustrie, stark vom Export abhängig und gleichzeitig mit eigenen Produktionsstätten in China vertreten, steht den Strafzöllen kritisch gegenüber. „Strafzölle können nicht die Lösung sein“, erklärte Bernhard Mattes, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Die Befürchtung: Ein Handelskrieg mit China würde am Ende alle Beteiligten schwächen.

Tatsächlich hat China bereits mit Gegenmaßnahmen gedroht und prüft beispielsweise Strafzölle auf europäische Weinbrand- und Schweinefleischprodukte. Diese gezielte Auswahl zielt auf Branchen ab, die in Frankreich und Spanien, beides Befürworter der Strafzölle, eine große Rolle spielen.

Die deutsche Bundesregierung ist in dieser Frage gespalten. Während Bundeskanzler Olaf Scholz sich gegen die Strafzölle ausspricht und sich Deutschland bei der Abstimmung in Brüssel gegen die Maßnahme stellte, plädierten die grün geführten Wirtschafts- und Außenministerien für eine Enthaltung, um die Möglichkeit für Verhandlungen mit China offenzuhalten.

Experten warnen vor den Folgen eines Handelskrieges. „Im Kontext weltweit wachsender Handelsbarrieren blicken deutsche Unternehmen besorgt auf eine mögliche Zollspirale mit China“, erklärte Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). „Die Entkopplung zwischen Europa und China belastet den globalen Handel heute schon und schwächt die Wettbewerbsfähigkeit weiter Teile der deutschen Wirtschaft.“

Statt auf Protektionismus zu setzen, sollten sich die EU und Deutschland auf die Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit konzentrieren. Dazu gehören Investitionen in Forschung und Entwicklung, die Förderung von Innovationen und die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für Unternehmen. Nur so kann die europäische Autoindustrie im globalen Wettbewerb langfristig erfolgreich sein.

Quellen:

- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mehr-wirtschaft/drohender-handelskrieg-auto-zoelle-produzieren-nur-verlierer-110029432.html - Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/strafzoelle-alarm-im-autoland-1.3892809
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