19.10.2024
Zukunft der Waldwirtschaft in Schleswig-Holstein zwischen Herausforderungen und Chancen

Waldwirtschaft in Schleswig-Holstein: Herausforderungen und Perspektiven

Die Waldwirtschaft in Schleswig-Holstein steht vor erheblichen Herausforderungen, die es den Waldbesitzern erschweren, mit ihren Flächen wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten. Hans-Caspar Graf zu Rantzau, Vorsitzender des Waldbesitzerverbands, beschreibt die Situation als schwierig. Im Durchschnitt erzielen die Waldbesitzer ein Ergebnis von lediglich 100 Euro pro Hektar und Jahr, was in einem Zeitraum von zehn Jahren betrachtet wird. Ein Hektar, was etwa der Größe von 1,3 Fußballplätzen entspricht, bietet somit nur begrenzte Möglichkeiten zur Generierung von Einnahmen.

Die Schwierigkeiten in der Waldwirtschaft sind vielfältig. Ein zentrales Problem liegt in der Notwendigkeit, die Arbeitsabläufe zu optimieren und viele Tätigkeiten auszulagern. Graf zu Rantzau bewirtschaftet in seinem Gutsbetrieb knapp 400 Hektar Wald, der auf 17 kleinere Flächen verteilt ist. Er betont, dass alle technischen Arbeiten outgesourced sind, was bedeutet, dass keine eigenen Maschinen wie Rückemaschinen oder Vollernter eingesetzt werden. Die Holzernte erfolgt jährlich im August und September, wobei große Stämme von externen Unternehmern per Hand eingeschlagen werden.

Ein erheblicher Teil des geernteten Holzes wird in Container verladen und nach China exportiert. Die Erlöse aus diesen Verkäufen unterliegen jedoch starken Schwankungen, die häufig durch die Transportkosten beeinflusst werden. In Deutschland selbst werden nur wenige Hölzer verarbeitet, während das Holz, das nicht für Sägewerke geeignet ist, als Brennholz in Kaminen und Öfen landet. Unternehmer holen die an den Waldwegen abgelegten und auf drei Meter Länge gesägten Hölzer ab und verarbeiten sie weiter. Die Erlöse aus dem Brennholzgeschäft sind ebenfalls begrenzt, da Graf zu Rantzau für jeden Raummeter nur 50 Euro erhält, von denen er 20 Euro für das Einschlagen bezahlen muss.

Finanzierung und Unterstützung

Ein weiteres zentrales Thema in der Diskussion um die Waldwirtschaft ist die Finanzierung der Gemeinwohlfunktionen, die der Wald bietet, wie Erholungs- und Naturschutzwerte. Graf zu Rantzau sieht es als nicht sinnvoll an, diese über Steuermittel zu finanzieren, und betont den Eigentumsgedanken. Er fordert stattdessen finanzielle Unterstützung für den Umbau der Wälder in klimastabile Bestände. Dies wäre im Interesse aller, so seine Argumentation.

Die Kritik an der Bundesregierung ist deutlich. Graf zu Rantzau bemängelt die verspätete Freigabe von Geldern für den Waldumbau. Von den ursprünglich vorgesehenen eine Milliarde Euro standen zunächst nur 250 Millionen Euro zur Verfügung, was zu einem Stillstand in den Umbaumaßnahmen führt. Er äußert Unverständnis darüber, dass Bundesfinanzminister Christian Lindner auf entsprechende Anfragen und Gesprächswünsche nicht reagiert hat. Die Waldbesitzer können den Umbau aus eigener Kraft nicht stemmen, da die Kosten pro Hektar etwa 10.000 Euro betragen.

EU-Vorgaben und deren Auswirkungen

Ein großes Problem, das nicht nur die Privatwaldbesitzer betrifft, sind die Vorgaben der Europäischen Union, einen Teil von Feld, Wald und Flur in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuführen. Graf zu Rantzau erklärt, dass mehr Natur zwar wünschenswert ist, jedoch auch die Konsequenzen bedacht werden müssen. Beispielsweise sollen Bäche renaturiert werden, um Auenlandschaften zu schaffen. Dies könnte jedoch zu volllaufenden Kellern und absaufenden Wiesen und Wäldern führen. Bis 2030 sollen 20 Prozent der Flächen betroffen sein, was die Zukunft der Forstwirtschaft und Landwirtschaft in Frage stellt. Graf zu Rantzau warnt, dass ohne Entwässerung auf zwei bis drei Fünfteln der Flächen kein Ackerbau mehr möglich sein wird.

Die Situation in der Waldwirtschaft Schleswig-Holsteins verdeutlicht die komplexen Herausforderungen, mit denen Waldbesitzer konfrontiert sind. Die Notwendigkeit, wirtschaftlich rentabel zu arbeiten, steht im Spannungsfeld zu ökologischen Vorgaben und den finanziellen Rahmenbedingungen, die oft unzureichend sind. Eine nachhaltige Lösung erfordert sowohl Unterstützung von staatlicher Seite als auch innovative Ansätze zur Optimierung der Arbeitsabläufe in der Waldwirtschaft.

Insgesamt bleibt die Frage, wie die Waldwirtschaft in Schleswig-Holstein langfristig tragfähig gestaltet werden kann, um sowohl den ökonomischen als auch den ökologischen Anforderungen gerecht zu werden.

Quellen: dpa, Schleswig-Holsteinischer Waldbesitzerverband

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