19.10.2024
30 Jahre kulturelle Vielfalt im Schlachthof Wiesbaden

Der Schlachthof Wiesbaden wird 30 Jahre alt

Im Jahr 2024 feiert das Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden ein bemerkenswertes Jubiläum: 30 Jahre nach seiner Gründung hat sich der Schlachthof zu einem bedeutenden kulturellen Aushängeschild in der hessischen Landeshauptstadt entwickelt. Der Ursprung des Schlachthofs geht auf den 5. Dezember 1994 zurück, als die erste Veranstaltung in der frisch renovierten Räucherkammer stattfand. Damals traten die Bands Cellkirk und Spock auf und gaben damit den Startschuss für eine kulturelle Institution, die bis heute Bestand hat.

Die Anfänge des Schlachthofs waren geprägt von einer DIY-Kultur, die sich gegen die kulturelle Ödnis der damaligen Zeit wandte. Ein Kollektiv von Aktivistinnen und Aktivisten hatte sich zusammengefunden, um einen Ort für alternative Kultur zu schaffen. Die Stadt Wiesbaden hatte 1990 den Schlachthof geschlossen, und die verbleibenden Gebäude waren in einem desolaten Zustand. Dennoch entschied sich das Kollektiv, die leerstehenden Hallen zu besetzen und sie in ein Kulturzentrum umzuwandeln. Diese Entscheidung stieß nicht überall auf Begeisterung, doch die Stadtverwaltung zeigte sich schließlich kooperativ und unterstützte die Initiative.

Das Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V. wurde gegründet, und die Mitglieder des Kollektivs setzten sich zum Ziel, einen Raum für kulturelle Veranstaltungen zu schaffen, der sich gegen Diskriminierung, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie positioniert. Diese Prinzipien sind bis heute Teil der Identität des Schlachthofs. Das Kollektiv hat es geschafft, eine Vielzahl von Veranstaltungen zu organisieren, die von Konzerten über Theateraufführungen bis hin zu politischen Diskussionen reichen.

Die Entwicklung des Schlachthofs war nicht immer einfach. Im Laufe der Jahre mussten einige der ursprünglichen Hallen aufgrund von Baufälligkeit abgerissen werden. Die Stadt Wiesbaden stellte jedoch Mittel für den Bau eines neuen Veranstaltungsgebäudes zur Verfügung, das 2012 eröffnet wurde. Zudem wurde der historische Wasserturm, der seit 2015 als Büro- und Veranstaltungsraum dient, saniert. In diesen Räumlichkeiten sind noch immer Spuren des ehemaligen Schlachthofs zu finden, was die Verbindung zur Geschichte des Ortes aufrechterhält.

In den letzten 30 Jahren hat sich der Schlachthof zu einem der größten soziokulturellen Zentren in Hessen entwickelt. Jährlich finden hier bis zu 450 Veranstaltungen statt, die rund 300.000 Besucherinnen und Besucher anziehen. Das Programm reicht von internationalen Künstlerinnen und Künstlern bis hin zu lokalen Acts, die die Vielfalt der Kulturszene widerspiegeln. Der Schlachthof hat sich als Plattform für aufstrebende Talente etabliert und fördert aktiv die kulturelle Teilhabe in der Region.

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens plant der Schlachthof eine Themenwoche, in der aktuelle gesellschaftliche Themen diskutiert werden sollen. Diese Woche wird dazu beitragen, die Relevanz des Schlachthofs über den Veranstaltungsbetrieb hinaus sichtbar zu machen. Die Themen reichen von Demokratie und Gleichstellung bis hin zu Nachhaltigkeit und Awareness-Arbeit. Die Veranstaltungen sollen dazu dienen, das Bewusstsein für wichtige gesellschaftliche Fragestellungen zu schärfen und den Dialog zu fördern.

Die Themenwoche wird vom 26. bis 30. August 2024 stattfinden und umfasst Podiumsgespräche, Workshops und Diskussionen. Zu den Höhepunkten gehören ein Vortrag zur Gefahr von Rechts, eine Debatte über kollektives Arbeiten als Betriebsform und eine Diskussion über Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb. Diese Veranstaltungen sollen die Besucherinnen und Besucher dazu anregen, sich aktiv mit den Herausforderungen und Chancen der heutigen Zeit auseinanderzusetzen.

Der Schlachthof Wiesbaden hat sich in den letzten drei Jahrzehnten nicht nur als Veranstaltungsort etabliert, sondern auch als wichtiger Akteur in der Wiesbadener Kulturlandschaft. Durch die Zusammenarbeit mit zahlreichen Initiativen, Vereinen und Institutionen in der Region wird ein Raum für kulturelle Vielfalt und gesellschaftliches Engagement geschaffen. Der Schlachthof setzt sich kontinuierlich für die Förderung einer offenen und toleranten Gesellschaft ein und bleibt dabei seinen Grundsätzen treu.

Die Geschichte des Schlachthofs ist ein Beispiel für die Kraft von Visionen und die Bedeutung von kulturellen Räumen, die Menschen zusammenbringen und zum Austausch anregen. Mit seinem vielfältigen Programm und seinem Engagement für gesellschaftliche Themen wird der Schlachthof auch in Zukunft eine zentrale Rolle in der Wiesbadener Kulturszene spielen.

Das 30-jährige Bestehen des Schlachthofs ist nicht nur ein Grund zum Feiern, sondern auch ein Anlass, um auf die Herausforderungen und Errungenschaften der vergangenen Jahre zurückzublicken und die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Für weitere Informationen über das Programm und die Veranstaltungen des Schlachthofs können Interessierte die offizielle Webseite des Kulturzentrums besuchen.

Quellen: FAZ, Schlachthof Wiesbaden.

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