19.10.2024
Israel tötet viele Führer des militärischen Hamas-Flügels

Krieg in Nahost: Israel: Viele Führer des militärischen Hamas-Flügels getötet

Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge die Hälfte der Führungsriege des militärischen Flügels der Hamas getötet. Insgesamt hätten die Truppen seit Kriegsbeginn vor mehr als neun Monaten "etwa 14.000 Terroristen eliminiert und festgenommen", hieß es in einer Erklärung des Militärs. Ob es sich dabei ausschließlich um Mitglieder der Hamas oder aber auch um Mitglieder anderer Terrorgruppen handelte, teilte die Armee nicht mit. Vor Kriegsbeginn soll es nach Schätzungen des israelischen Militärs rund 30.000 Hamas-Kämpfer gegeben haben.

Bislang griff das Militär in dem Konflikt den Angaben nach rund 37.000 Ziele im Gazastreifen aus der Luft an. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Israel steht wegen der vielen Opfer unter der palästinensischen Bevölkerung und der immensen Schäden in dem Küstenstreifen international in der Kritik. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mindestens 38.713 Menschen getötet. Auch diese Angaben, die nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten unterscheiden, lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren.

Am Wochenende hatte Israels Armee den Anführer des militärischen Arms der Hamas, den sogenannten Kassam-Brigaden, angegriffen. Ob Mohammed Deif dabei verletzt oder getötet wurde, ist bislang unklar. Die Truppen würden auch weiterhin die Männer der Hamas-Spitze verfolgen, so das Militär.

US-Außenminister Antony Blinken beklagt die hohe Zahl der getöteten Zivilisten im Gazastreifen. Die USA dringen auf eine friedliche Lösung des Konflikts zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat angekündigt, im Krieg gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen nicht nachlassen zu wollen. "Dies ist genau der richtige Zeitpunkt, den Druck noch weiter zu erhöhen, alle Geiseln – die Lebenden und die Toten – nach Hause zu bringen und alle Kriegsziele zu erreichen", sagte Netanjahu bei einer staatlichen Gedenkveranstaltung. "Wir tun ihnen weh, wir eliminieren ihre höchsten Kommandeure und tausende Terroristen", sagte er.

Bei Angriffen auf mehrere Ziele im Gazastreifen sind vom späten Montagabend bis Dienstagnachmittag nach palästinensischen Angaben mehr als 60 Menschen ums Leben gekommen. Journalisten der Nachrichtenagentur AP beobachteten, wie die Opfer von mindestens vier Angriffen in nahe gelegene Kliniken gebracht wurden.

Die opferreichste Attacke des Tages ereignete sich in Muwasi außerhalb der Stadt Chan Junis, einer Gegend, die Israels Militär eigentlich als sichere Zone deklariert hatte und wo Tausende Palästinenser in Zelten Schutz gesucht hatten. Die israelischen Streitkräfte teilten mit, sie hätten westlich von Chan Junis einen Kommandeur der Extremistengruppe Islamischer Dschihad angegriffen. Berichte über zivile Opfer würden geprüft.

Das israelische Militär will die Hälfte der Hamas-Militärführung entweder getötet oder gefangen genommen haben - die Rede ist von rund 14.000 Kämpfern. Mitte März hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bereits davon gesprochen, dass Israels Armee "mindestens 13.000 Terroristen" getötet habe.

Das israelische Militär will ab Sonntag ultraorthodoxe Männer zum Militärdienst einberufen. Ab dann würden die Einberufungsbescheide verschickt, so die Streitkräfte.

Ultraorthodoxe Politiker hatten lange Zeit durchgesetzt, dass ihre Anhänger von der Wehrpflicht ausgenommen waren und sich stattdessen religiösen Studien widmen konnten.

Familienangehörige von Hamas-Führer Hanija bei Angriff getötet

Er selbst hält sich seit Jahren im Ausland auf und soll ein Luxusleben in Katar führen, Verwandte des Hamas-Führers Hanija sind hingegen noch in Gaza. Nun wurden bei einem Angriff drei seiner Söhne und wohl mehrere Enkelkinder getötet.

Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind nach Angaben der islamistischen Hamas drei Söhne und vier Enkelkinder des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija getötet worden. Angehörige und der Hamas-Sender Al-Aksa-TV teilten mit, Hanijas Söhne Hassem, Amir und Mohammed seien bei einem Angriff in der Nähe des Lagers Al-Schati in der Stadt Gaza ums Leben gekommen. Drei ihrer Töchter und ein Sohn - Hanijas Enkelkinder - seien demnach ebenfalls getötet worden.

Die israelische Armee teilte mit, es seien drei Mitglieder des militärischen Hamas-Arms bei Terroraktivitäten im Gazastreifen durch den Angriff eines Kampfjets "ausgeschaltet" worden. Das Militär bestätigte, dass es sich dabei um die Söhne Hanijas handelte. Für den Tod der Enkelkinder bei dem Vorfall gab es hingegen keine Bestätigung.

Hanija selbst reagierte offenbar wenig betroffen über die Nachricht. "Ich danke Gott für diese Ehre, die er uns mit dem Märtyrertod meiner drei Söhne und einiger Enkelkinder erwiesen hat", zitierte der katarische Fernsehsender Al-Dschasira den Hamas-Chef. Auf einem Video war zu sehen, wie Hanija offenbar die Botschaft vom Tod seiner Kinder und Enkel erhielt und dabei nur wenig Emotionen zeigte.

Hanija, Vorsitzender des Hamas-Politbüros, führt Berichten zufolge mit einem Teil seiner Familie seit Jahren ein Luxusleben in Katar. Das Amt führt er seit 2017 aus. Er war 2021 vom sogenannten Schura-Rat für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt worden. Das Politbüro gilt als oberste Entscheidungsinstanz und hat 15 Mitglieder. Hanija gilt als übergreifender Chef der Terrororganisation, während Jihia al-Sinwar Chef im Gazastreifen ist.

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