19.10.2024
AfD unter jungen Wählern: Ein neues politisches Verständnis

Landtagswahlen: Forscher: AfD für viele Jungwähler keine extreme Partei

Die Ergebnisse der jüngsten Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen zeigen ein bemerkenswertes Phänomen: Die Alternative für Deutschland (AfD) hat sich als stärkste Kraft unter jungen Wählern etabliert. Laut einer Studie des Generationenforschers Rüdiger Maas wird die AfD von vielen jungen Menschen nicht als extremistisch wahrgenommen. Diese Entwicklung wirft Fragen auf über die Wahrnehmung politischer Extremismen und die Rolle sozialer Medien in der politischen Meinungsbildung.

AfD als stärkste Kraft unter jungen Wählern

Bei den Landtagswahlen in Thüringen wählten 36 Prozent der Wähler im Alter von 18 bis 29 Jahren die AfD, was einen Anstieg von 11 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl 2019 darstellt. In Sachsen lag der Anteil bei 30 Prozent, was ebenfalls einen Anstieg von 9 Prozentpunkten bedeutet. Die CDU und die Linke belegten in beiden Bundesländern jeweils den zweiten Platz mit 13 Prozent in Thüringen und 15 Prozent in Sachsen.

Normalisierung der AfD

Maas erklärt, dass das gute Abschneiden der AfD bei jungen Wählern auch ein Zeichen für eine Normalisierung der Partei sei. Viele junge Menschen sehen sich selbst als politisch mittig, wählen aber dennoch die AfD. Diese Wahrnehmung könnte darauf hindeuten, dass die traditionelle Einteilung der politischen Landschaft in links und rechts für diese Altersgruppe an Bedeutung verliert. Maas hebt hervor, dass junge Wähler eine hohe Toleranz gegenüber AfD-Wählern in ihrem Freundeskreis zeigen und oft die Ansicht vertreten, dass „die Rechtsextremen uns nichts tun, die sind nicht böse“. Diese Sichtweise wird häufig von älteren Generationen als gefährlich wahrgenommen, was möglicherweise zu einer Fehleinschätzung der tatsächlichen Risiken führt.

Einfluss sozialer Medien

Ein entscheidender Faktor für den Erfolg der AfD bei jungen Wählern ist die Präsenz und die Strategie der Partei in sozialen Medien. Maas betont, dass AfD-Themen in sozialen Netzwerken weitaus besser funktionieren als die Themen von SPD oder CDU. Die Partei hat gezielt Influencer aufgebaut, die eine große Reichweite erzielen und somit die Wahrnehmung der AfD positiv beeinflussen. Junge Menschen nehmen die AfD häufig als eine Partei wahr, die von anderen politischen Akteuren benachteiligt wird, was durch die sozialen Medien verstärkt wird.

Koalitionsoptionen und politische Realität

Ein weiterer Aspekt, der für viele junge Wähler keine Rolle spielt, sind die aktuellen Koalitionsoptionen der AfD. In den sozialen Medien wird oft nicht ausreichend kommuniziert, dass die Partei derzeit keine realen Möglichkeiten hat, Koalitionen zu bilden. Maas erklärt, dass andere Parteien nur dann eine Chance haben, im digitalen Raum konkurrenzfähig zu sein, wenn sie ebenfalls in die Präsenz von reichweitenstarken Persönlichkeiten investieren.

Ausblick auf zukünftige Wahlen

Maas prognostiziert, dass ähnliche Trends auch bei den kommenden Landtagswahlen in Brandenburg zu beobachten sein werden. Die Normalisierung der AfD und der Einfluss sozialer Medien könnten auch hier zu einer stärkeren Unterstützung der Partei unter jungen Wählern führen. Die Dynamik, die durch virale Themen in den sozialen Medien erzeugt wird, ist nicht zu unterschätzen. Ein Beispiel dafür ist die negative Wahrnehmung von Armin Laschets Lachen während der Flutkatastrophe im Ahrtal, das als einer der Gründe für seine Niederlage bei der Bundestagswahl 2021 angesehen wird.

Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sowie die Einschätzungen von Rüdiger Maas werfen ein Licht auf die sich verändernde politische Landschaft in Deutschland, insbesondere unter jungen Wählern. Die AfD hat sich als ernstzunehmender Akteur etabliert, und die Herausforderungen für die etablierten Parteien werden in den kommenden Wahlen deutlich sichtbar werden.

Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, taz, Jüdische Allgemeine

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