5.12.2024
Afrikas Wirtschaft: Chancen und Herausforderungen für deutsche Unternehmen

Geschäftsmöglichkeiten in Afrika: Ein differenzierter Blick

Afrika bietet zwar vielfältige Geschäftsmöglichkeiten, doch der Weg dorthin ist komplex. Wie Sabine Balk in der FAZ (05.12.2024) berichtet, raten Experten zu einem strategischen Investitionsansatz. Stefan Liebing, Honorarprofessor und Geschäftsführer eines Unternehmens für Investitionsvorhaben in Afrika, unterstrich auf einer Tagung der Universität Flensburg, dass sich die wirtschaftliche Lage in vielen afrikanischen Ländern seit der Corona-Pandemie verschlechtert hat. Inflation, schwaches Wachstum und niedrige Pro-Kopf-Einkommen bremsen den Konsum. Liebing sieht daher nur noch in spezifischen Ländern, Branchen und Geschäftsmodellen Potenzial.

Erfolg in Afrika erfordert ein angepasstes Vorgehen. Der Africa Business Guide empfiehlt deutschen Unternehmen unter anderem Schnelligkeit, um Märkte mit geringer Konkurrenz zu erschließen. Beispiele sind der italienische CNH-Konzern im Traktorenverkauf in Simbabwe und der Telekomdienstleister VueTel. Die Sorge um chinesische Konkurrenz sei oft übertrieben, da diese häufig andere Preissegmente bediene, beispielsweise im Bausektor. Im Bergbau, wo chinesische Firmen noch keine großen Anlagen anbieten, vertreibt das belgische Unternehmen BIA erfolgreich europäische und japanische Maschinen.

Kulturelle Sensibilität ist ebenfalls zentral. Persönliche Beziehungen spielen eine wichtige Rolle, so Eduardo Soares, Leiter der portugiesischen Niederlassung von Helukabel. Deutsche Unternehmen seien besonders erfolgreich, wenn sie internationale Mitarbeiter in ihren Verkaufsteams haben. Die Wahl des richtigen Vertriebspartners ist entscheidend, da eigene Niederlassungen aufgrund der Marktgröße oft unrentabel sind. Mehrfachvertreter, die Produkte verschiedener Anbieter in mehreren Ländern vertreiben, sind üblich.

Auch das Personalmanagement erfordert lokales Know-how. Der Thunfischverarbeiter Airone in Côte d'Ivoire achtet beispielsweise auf die Zusammensetzung seiner Teams aus verschiedenen Volksgruppen. Die Digitalisierung schafft neue Möglichkeiten, wie das Beispiel von Tatiana Assi-Bla zeigt, die importierte Waren über soziale Medien in Côte d'Ivoire verkauft. Die regionale Beschränkung von Mobile-Money-Zahlungen erschwert jedoch die Expansion in andere afrikanische Länder.

Afrikas Start-up-Szene floriert, so der Africa Business Guide. Investitionen in afrikanische Start-ups nehmen zu, insbesondere im FinTech-Bereich. Digitale Finanzdienstleistungen schließen eine Lücke im Zugang zu Finanzprodukten. Neben FinTechs sind Start-ups, die Schlüsselsektoren wie Landwirtschaft, Logistik, Mobilität, Off-Grid-Lösungen und Gesundheitswesen digitalisieren, zukunftsträchtig. Beispiele sind Clinic Agro in Kamerun und AgriShare in Simbabwe und Uganda.

Entwicklungshilfe allein reicht nicht aus, um Afrika nachhaltig zu fördern, argumentiert die Süddeutsche Zeitung (21.06.2017). Fairer Handel und gute Regierungsführung sind ebenso wichtig. Korruption und Misswirtschaft hemmen den Fortschritt. Afrika benötigt Investitionen in Bildung, Infrastruktur und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Die Zusammenarbeit mit afrikanischen Start-ups und die Förderung von Innovationen bieten Chancen für deutsche Unternehmen, wie Afrika Kommt! betont, wo die Vernetzung mit afrikanischen Nachwuchsführungskräften als Schlüssel zu gemeinsamem sozialem und wirtschaftlichem Mehrwert hervorgehoben wird.

Der E-Commerce in Afrika steckt noch in den Kinderschuhen, birgt aber großes Potenzial, wie ein Artikel auf subsahara-afrika-ihk.de (14.04.2021) zeigt. Die meisten der über 630 registrierten E-Commerce-Marktplätze sind national tätig. Herausforderungen sind die digitale Kluft, die geringe Kaufkraft und die Logistik. Länder wie Nigeria, Ägypten, Südafrika und Kenia bieten aufgrund ihrer Bevölkerungsgröße dennoch große Chancen für den Onlinehandel.

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