Magdeburg ist tief betroffen. Nach der tödlichen Amokfahrt auf dem Weihnachtsmarkt, bei der laut Zeit Online mindestens fünf Menschen starben, suchen Behörden und Bevölkerung nach Antworten. Der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens äußerte in Magdeburg die Vermutung, dass die Unzufriedenheit des mutmaßlichen Täters mit dem Umgang Deutschlands mit Flüchtlingen aus Saudi-Arabien ein mögliches Motiv sein könnte.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Verdächtigen wegen fünffachen Mordes und versuchten Mordes in 200 Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Der Tatverdächtige ist in Gewahrsam und hat sich bereits zu der Tat geäußert. Die Bundesanwaltschaft prüft derzeit eine Übernahme der Ermittlungen.
Am Freitagabend fuhr ein Auto mit hoher Geschwindigkeit in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt. Vier Erwachsene und ein neunjähriges Kind wurden getötet. Insgesamt gibt es 205 Opfer, einschließlich der fünf Todesopfer. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach von einem „menschenverachtenden Anschlag“. Die Verletzten wurden in 15 Krankenhäusern, auch in Brandenburg, behandelt.
Wie der Direktor der Polizeiinspektion Magdeburg, Tom-Oliver Langhans, berichtete, gelangte der mutmaßliche Täter über einen Flucht- und Rettungsweg auf das Weihnachtsmarktgelände. Die Fahrt bis zur Festnahme dauerte nur etwa drei Minuten. Laut Stadtangaben war dieser Rettungsweg nicht durch Poller oder andere Sperren gesichert, um im Notfall den Zugang für Rettungskräfte zu gewährleisten. Ronni Krug, Beigeordneter der Stadt Magdeburg, verteidigte das Sicherheitskonzept, welches sich „über lange Jahre bewährt“ habe und zuletzt im November verschärft worden sei. Die AfD-Landtagsfraktion fordert eine Sondersitzung des Innenausschusses zur Aufklärung möglicher Versäumnisse.
Bei dem Festgenommenen handelt es sich um Taleb A., einen aus Saudi-Arabien stammenden Arzt aus Bernburg. Der 50-Jährige, der sich selbst als Ex-Muslim bezeichnet, lebt seit 2006 in Deutschland und erhielt 2016 Asyl als politisch Verfolgter. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, äußerte Taleb A. zuletzt in sozialen Medien und Interviews teils wirre Vorwürfe gegen deutsche Behörden, unter anderem wegen angeblich mangelnder Maßnahmen gegen Islamismus. Er arbeitete als Facharzt für Psychiatrie im Maßregelvollzug in Bernburg mit suchtkranken Straftätern.
Berichten aus Sicherheitskreisen zufolge hatte Saudi-Arabien Deutschland vor Taleb A. gewarnt und seine Auslieferung beantragt. Deutschland reagierte darauf nicht. Der Mann stammt aus Al-Hofuf im Osten Saudi-Arabiens und war Schiit. Saudi-Arabien verurteilte den Anschlag, ohne den Verdächtigen zu nennen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach vor Ort von einer „furchtbaren, wahnsinnigen Tat“ und versprach umfassende Aufklärung. Es müsse der Täter, seine Handlungen und Motive genau verstanden werden, um mit den strafrechtlichen Konsequenzen reagieren zu können. Am Abend fand ein Trauergottesdienst im Magdeburger Dom statt. Die städtischen Kultureinrichtungen blieben als Zeichen der Trauer geschlossen. In Berlin wurde die Polizeipräsenz auf den Weihnachtsmärkten erhöht.
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