19.10.2024
Australischer Schriftsteller in China zum Tode verurteilt
In einem beispiellosen Urteil hat ein chinesisches Gericht den australischen Autor und ehemaligen Diplomaten Yang Hengjun zum Tode verurteilt. Diese Entscheidung, die zur Bewährung ausgesetzt wurde, löste in Australien Empörung und Bestürzung aus. Die Regierung in Canberra reagierte "erschüttert" und kündigte an, mit aller Entschiedenheit zu reagieren. Yang, der in China als Romanautor und Blogger bekannt ist und sich zuweilen kritisch über die Kommunistische Partei geäußert hatte, wurde der Spionage für schuldig befunden. Der 58-jährige gebürtige Chinese, welcher seit 2002 die australische Staatsangehörigkeit besitzt, war im Januar 2019 mit seiner Familie von New York nach Guangzhou gereist und kurz nach seiner Ankunft festgenommen worden. Das Urteil, das bei guter Führung nach einer zweijährigen Bewährungsfrist in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt werden kann, kam nach einem Prozess, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand und Kritik von Menschenrechtsaktivisten hervorrief. Ein offizielles Urteil war bislang nicht veröffentlicht worden. Yang hatte während seiner Haft an einem geheimen Ort erklärt, gefoltert worden zu sein und befürchtete, dass ein erzwungenes Geständnis gegen ihn verwendet werden könnte. Die chinesischen Behörden wiesen diese Anschuldigungen zurück. Im August 2023 äußerte Yang die Sorge, in der Haft um sein Leben zu fürchten, nachdem bei ihm eine große Zyste an einer Niere diagnostiziert worden war. Die Beziehungen zwischen Australien und China, die in den letzten Jahren zunehmend angespannt waren, könnten durch dieses Urteil weiter belastet werden. Australien hat seine Zusammenarbeit mit den USA verstärkt, um dem wachsenden Einfluss Chinas im Südpazifik entgegenzuwirken. Zuvor hatte Australien wiederholt mit China über inhaftierte Staatsbürger verhandelt. Im Oktober 2023 kam die chinesisch-australische Journalistin Cheng Lei frei, die mehr als drei Jahre nach ihrer Festnahme in China wegen des Vorwurfs, Staatsgeheimnisse weitergegeben zu haben, inhaftiert gewesen war. Die Todesstrafe in China ist ein kontroverses Thema und steht international wegen mangelnder Rechtstaatlichkeit in der Kritik. Geständnisse werden teilweise erzwungen und Angehörige eingeschüchtert. Fast alle Anklagen enden mit einer Verurteilung. China führt die weltweite Statistik der Hinrichtungen an, wobei die genaue Zahl der Exekutionen unbekannt ist, da sie als Staatsgeheimnis behandelt wird. Die australische Regierung hat wiederholt ihre Besorgnis über Yangs Wohlergehen und den Prozess zum Ausdruck gebracht und sich auf höchster Ebene für seine Interessen eingesetzt. Außenministerin Penny Wong forderte eine angemessene medizinische Versorgung für Yang und betonte, dass sich die Regierung weiterhin für seine Interessen und Gesundheit starkmachen werde. Experten sehen in dem Fall von Yang Hengjun ein beunruhigendes Zeichen für das Schicksal von Dissidenten und ausländischen Staatsbürgern in China. Dieser Fall wirft Fragen zur Sicherheit und zum Schutz von Personen auf, die sich kritisch gegenüber der chinesischen Regierung äußern und könnte zu einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen zwischen China und Australien führen.
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