Außenministerin Annalena Baerbock absolvierte am 1. Dezember 2024 einen eintägigen Arbeitsbesuch in Peking. Die F.A.Z. berichtet, dass sie damit vermutlich das letzte Mitglied der geschäftsführenden Bundesregierung war, das vor der Bundestagswahl im Februar China besuchte. Der Besuch schien jedoch von chinesischer Seite nicht besonders erwünscht gewesen zu sein. Die F.A.Z. zitiert Cui Hongjian, Europaspezialist an der Pekinger Fremdsprachenuniversität, der Baerbocks vorherige Reise und einige ihrer Äußerungen als Hindernis für die bilaterale Diplomatie bezeichnete. China scheine seinen Fokus eher auf die nächste deutsche Regierung zu richten.
Im Zentrum der Gespräche mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi stand der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Deutschlandfunk und Reuters berichten übereinstimmend, dass Baerbock China erneut vor militärischer Unterstützung Russlands warnte. Insbesondere Waffenlieferungen, wie beispielsweise Kampfdrohnen, an Russland wären laut Baerbock eine „neue Dimension“ mit entsprechenden Konsequenzen. Sie unterstrich die Untrennbarkeit der Sicherheit in Europa und Asien und die Notwendigkeit des Dialogs, auch bei Meinungsverschiedenheiten. Nach dem dreistündigen Gespräch mit Wang Yi trat Baerbock jedoch allein zur Pressekonferenz an, wie unter anderem stern.de und Reuters berichten.
Stern.de berichtet, dass Baerbock China vorwarf, sich mit seiner Unterstützung Russlands gegen zentrale europäische Interessen zu stellen. Sie betonte, der Krieg in der Ukraine bedrohe auch den Frieden in Deutschland. China hingegen beharrt weiterhin auf seiner Neutralität in dem Konflikt. Baerbock warb nach eigenen Angaben für einen „gerechten Friedensprozess“ und diskutierte mit Wang Yi die mutmaßliche Beteiligung nordkoreanischer Soldaten am Ukraine-Krieg. Dem Deutschlandfunk zufolge betonte sie, dass es nicht im Interesse Chinas sein könne, wenn Russland durch den Einsatz nordkoreanischer Soldaten Ostasien in den Krieg hineinziehe.
Neben dem Ukraine-Krieg wurden auch bilaterale Themen und deutsche Wirtschaftsinteressen besprochen. Das Auswärtige Amt kündigte in der Regierungspressekonferenz vom 29.11.2024 Treffen mit deutschen Wirtschaftsvertretern an. Laut Deutschlandfunk sollte auch der Handelskonflikt mit der EU über Extrazölle auf chinesische E-Autos, die auch deutsche Hersteller treffen könnten, thematisiert werden. Das Auswärtige Amt bekräftigte zudem, dass Menschenrechte, wie die Situation der Uiguren, ein wichtiger Bestandteil der deutschen Chinapolitik seien und daher auch in Peking zur Sprache kommen würden.
Der Besuch fand nur wenige Stunden nach der überraschenden Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Kiew statt. Reuters berichtet, dass Baerbock diesen Besuch als „absolut wichtig“ bezeichnete und die Notwendigkeit betonte, sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Die Situation in der Ukraine sei weiterhin bedrohlich.
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