Vor allem in Süddeutschland sorgt die Häufung gleichklingender Ortsnamen immer wieder für Verwechslungen und amüsierte Blicke. Wie die Zeit (https://www.zeit.de/news/2024-12/03/nur-schall-und-rauch-warum-orte-oft-aehnliche-namen-tragen) berichtet, ist beispielsweise die Endung „-ingen“ in Baden-Württemberg besonders präsent. Eine Bahnfahrt von Stuttgart nach Tübingen illustriert dies anschaulich: Esslingen, Plochingen, Wendlingen, Nürtingen, Metzingen und Reutlingen – eine Aneinanderreihung von „-ingen“-Gemeinden. Doch woher kommt diese Namensgleichheit? Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg liefert dazu Daten.
Die Endung „-ingen“ ist tatsächlich die häufigste in Baden-Württemberg. Von den 1101 Gemeinden tragen 230, also gut 20 Prozent, diese Endung. Mit einigem Abstand folgt laut dem Statistischen Landesamt „-heim“ mit 126 Gemeinden (11,4 Prozent). Interessanterweise konzentriert sich „-ingen“ auf den südlichen und mittleren Teil des Bundeslandes, während „-heim“ eher im Norden verbreitet ist. Auch Endungen wie „-hausen“ (55 Gemeinden), „Bad“ (24 Gemeinden) und „St.“ (6 Gemeinden) tauchen regelmäßig auf Ortsschildern auf.
Die Endung „-ingen“ geht auf die Zeit der Völkerwanderung (4. bis 6. Jahrhundert) zurück und deutet auf die Zugehörigkeit zu einem germanischen Stamm oder Geschlecht hin – häufig im Sinne von „die Leute des“ oder „die Nachkommen von“. Herbertingen bedeutet demnach „bei den Leuten des Herbert“. Der Namensforscher Werner Schäfer von der Universität Trier, zitiert in der Süddeutschen Zeitung (https://www.sueddeutsche.de/bayern/kommunen-nur-schall-und-rauch-warum-orte-oft-aehnliche-namen-tragen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-241203-930-306237), unterstreicht den historischen Wert von Ortsnamen: „Ortsnamen sind wie Fossilien. Sie ermöglichen uns Einblicke in historische Epochen, die uns sonst verborgen blieben.“ Nicht immer liegen Personennamen zugrunde. So bedeutet Holzgerlingen beispielsweise „bei den Leuten im Holz“.
Die Namensgebung orientierte sich oft an der umgebenden Landschaft. So enden 80 Gemeinden auf „-bach“ und 51 auf „-berg“, letztere vor allem im Schwarzwald, Albvorland und Odenwald. Ungewöhnliche Ortsnamen wie Kuchen, Süßen, Titisee, Killer oder Elend tragen zur Vielfalt bei. Der kürzeste Gemeindenamen in Baden-Württemberg ist übrigens „Au“ (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald), die längsten sind mit jeweils 25 Zeichen „Hirschberg an der Bergstraße“ (Rhein-Neckar-Kreis) und „Müllheim im Markgräflerland“ (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald).
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