15.10.2024
Bandenkriminalität in Berlin vor Gericht und neue Herausforderungen für die Polizei

Einbruchserie in Berlin: 36-Jähriger vor Gericht

In Berlin steht ein 36-jähriger Mann vor Gericht, dem eine Serie von Einbrüchen in Privatwohnungen und Geschäftsräume zur Last gelegt wird. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, soll der Mann als Mitglied einer Bande agiert und Bargeld sowie Wertgegenstände im Gesamtwert von etwa 250.000 Euro erbeutet haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm schweren Bandendiebstahl vor. Zu den Vorwürfen schwieg der Angeklagte zunächst.

Die Einbruchserie begann laut Anklage im Oktober 2021 und dauerte bis Oktober 2022 an. Die Taten ereigneten sich in den Berliner Stadtteilen Wilmersdorf, Dahlem und Lichterfelde. Bei den Einbrüchen in Geschäftsräume gingen die Täter besonders dreist vor und brachen teilweise fest verankerte Tresore und Geldschränke auf oder stemmten sie aus der Wand. Neben den Einbrüchen muss sich der Angeklagte auch wegen eines Überfalls auf eine Tankstelle in Berlin-Neukölln verantworten.

Der Prozessauftakt fand am 15. Oktober 2024 vor dem Berliner Landgericht statt. Wie im Prozess bekannt wurde, ist der Angeklagte bereits seit Jahren immer wieder durch Straftaten aufgefallen und verbüßte zuletzt bis Juni 2024 eine mehrjährige Haftstrafe. Derzeit befindet er sich in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind bislang vier weitere Verhandlungstage angesetzt, die Fortsetzung ist für den 17. Oktober geplant.

Die Ermittlungen der Polizei konzentrieren sich nun darauf, weitere Mitglieder der mutmaßlichen Einbrecherbande zu identifizieren und festzunehmen. Die Behörden erhoffen sich von dem Prozess weitere Erkenntnisse über die Vorgehensweise der Bande und mögliche Hintermänner.

Säure-Einbrüche in Berlin: Eine neue Dimension der Kriminalität

Neben den klassischen Einbruchmethoden, wie sie im oben genannten Fall angewendet wurden, gewinnt eine besonders perfide und gefährliche Vorgehensweise in Berlin und anderen deutschen Städten an Bedeutung: Einbrecher setzen Säure ein, um die Schlösser von Wohnungstüren zu zerstören und so nahezu lautlos in die Wohnungen eindringen zu können.

Wie der Nachrichtensender ntv berichtet, registrierte die Polizei in Berlin von 2022 bis zum Frühsommer 2024 insgesamt 318 Taten mit Säure, darunter 151 Versuche, die nicht zum Erfolg führten. Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher liegen.

Die Täter verwenden meist hochkonzentrierte Salpetersäure, die eine der stärksten Mineralsäuren ist und nicht frei verkäuflich ist. Die Säure reagiert mit den meisten Metallen, wie sie in Schließzylindern verwendet werden, und zerstört diese innerhalb kürzester Zeit. Dabei entstehen giftige Gase, die zu schweren Verätzungen der Haut und Schleimhäute führen können.

Die Polizei warnt eindringlich davor, die Säure zu berühren oder einzuatmen. Sollten Anwohner auffällige Verfärbungen (meist gelb, grün oder bräunlich) oder einen beißenden Geruch im Bereich des Türschlosses feststellen, sollten sie Abstand halten und die Polizei verständigen.

Die Täter haben es meist auf Wohnungen in Mehrfamilienhäusern abgesehen, insbesondere sanierte Plattenbauten aus der DDR-Zeit scheinen es ihnen angetan zu haben. Die Polizei vermutet, dass die Täter die Anonymität in diesen Häusern ausnutzen, um unerkannt zu bleiben.

Die Ermittlungsbehörden arbeiten mit Hochdruck daran, die Täter zu fassen. Inzwischen konnten bereits mehrere Verdächtige identifiziert und einige von ihnen mithilfe internationaler Haftbefehle festgenommen werden. Die Ermittlungen dauern jedoch an.

Um sich vor Säure-Einbrüchen zu schützen, rät die Polizei zu einem zweiten Türschloss mit anderer Bauart. Spezielle Schutzmaßnahmen gegen die Säure gibt es bislang nicht.

Organisierte Kriminalität bedient sich bei der Berliner Feuerwehr

Dass es sich bei den Tätern, die in Berlin und Brandenburg ihr Unwesen treiben, oft um organisierte Banden handelt, zeigt auch ein weiterer Fall, über den die "Berliner Zeitung" berichtet. Hierbei gerieten die Feuerwachen selbst ins Visier der Kriminellen.

Immer wieder kam es in den vergangenen Monaten zu Einbrüchen in Feuerwachen in Berlin und Brandenburg. Die Täter hatten es dabei vor allem auf Spezialwerkzeug wie akkubetriebene Spreizer und Trennschleifer abgesehen, die die Feuerwehr verwendet, um beispielsweise Unfallopfer aus Autowracks zu befreien.

Die gestohlenen Geräte wurden anschließend offenbar für weitere Einbrüche und Diebstähle genutzt, unter anderem für Überfälle auf Geldtransporter und Einbrüche in Banken. Auch beim spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden im Jahr 2019 sollen die Täter mit Spreizern vorgegangen sein, die zuvor aus einer Berliner Feuerwache gestohlen worden waren.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisierte die Sicherheitsvorkehrungen in den Berliner Feuerwachen als unzureichend und forderte eine bessere Sicherung der Gebäude. Die Täter würden die Feuerwachen als "Selbstbedienungsladen" betrachten, so der GdP-Sprecher Benjamin Jendro.

Die Berliner Feuerwehr räumte ein, dass es in der Vergangenheit immer wieder zu Diebstählen aus Feuerwachen gekommen sei. Man arbeite jedoch kontinuierlich daran, die Sicherheitsvorkehrungen zu verbessern.

Die Ermittlungen in den Fällen der Einbrüche in Feuerwachen werden von einer gemeinsamen Ermittlungsgruppe der Berliner und Brandenburger Polizei geführt. Die Behörden gehen davon aus, dass es sich bei den Tätern um organisierte Banden handelt, die überregional agieren.

Die Fälle zeigen, dass Bandenkriminalität in Berlin ein ernstzunehmendes Problem darstellt. Die Täter schrecken vor immer dreisteren Methoden nicht zurück und gefährden damit nicht nur das Eigentum der Bürger, sondern auch deren Gesundheit und Sicherheit. Die Polizei steht vor großen Herausforderungen, um die Täter zu fassen und die Bürger vor weiteren Straftaten zu schützen.

Quellen:

    - https://www.zeit.de/news/2024-10/15/einbruchsserie-in-berlin-36-jaehriger-vor-gericht - https://www.n-tv.de/panorama/In-Berlin-haeufen-sich-Saeure-Einbrueche-article25082576.html - https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/clan-kriminelle-bedienen-sich-an-geraeten-der-berliner-feuerwehr-li.383123403 - https://www.maz-online.de/brandenburg/polizei-verhafte-einbrecherbande-in-feuerwehrgeraetehaeuser-7IEGATXZNZHUVPHAOJOMBGW72Y.html - https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/07/polizei-berlin-feuerwehr-diebesbande-verhaftet.html - https://www.tagesspiegel.de/berlin/bande-nach-einbruchsserie-in-berlin-gefasst-diebe-bestahlen-feuerwehr-sogar-wahrend-eines-einsatzes-12089168.html - https://marzahn-hellersdorf.com/erfolg-im-kampf-gegen-bandenkriminalitaet-schlag-gegen-einbrecher-in-feuerwehrgeraetehaeuser/
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