19.10.2024
Baubranche im Umbruch: Tiefbau boomt, Wohnungsbau bleibt schwach

Baubranche: Tiefbau brummt - Wohnungsbau weiterhin im Keller

Die Baubranche in Mecklenburg-Vorpommern zeigt im Jahr 2024 ein gemischtes Bild. Während der Tiefbau floriert und zahlreiche Aufträge von der Wirtschaft sowie der öffentlichen Hand an Land zieht, bleibt der Wohnungsbau weiterhin in einer schwierigen Lage. Diese Entwicklungen wurden kürzlich vom Hauptgeschäftsführer des Landesbauverbandes, Jörn-Christoph Jansen, in Schwerin erläutert.

Aktuelle Situation im Tiefbau

In Mecklenburg-Vorpommern profitieren die Baufirmen von einer Vielzahl an Aufträgen, die sich hauptsächlich auf Straßensanierungen und die Verlegung von Kabeln konzentrieren. Das Auftragsvolumen im Tiefbau hat in den letzten Monaten zugenommen, was zu einer stabilen Auslastung der Unternehmen führt. Jansen betonte, dass die Baukonjunktur von saisonüblichen Ordereingängen im Tief- und Straßenbau profitiert, während der Hoch- und Wohnungsbau unter einem Mangel an Aufträgen leidet.

Rückgang der Baugenehmigungen

Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen ist im ersten Halbjahr 2024 stark gesunken. Laut den Angaben des Bauverbands wurden in diesem Zeitraum lediglich 365 Einfamilienhäuser und 92 Zweifamilienhäuser genehmigt, was einem Rückgang von rund 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Diese Entwicklung verdeutlicht die anhaltenden Schwierigkeiten im Wohnungsbau und lässt kaum Hoffnung auf eine rasche Erholung aufkommen.

Umsatzentwicklung in der Bauwirtschaft

Die Umsätze der Bauunternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten lagen im ersten Halbjahr 2024 bei insgesamt einer Milliarde Euro, was einem Anstieg von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieses Plus ist jedoch größtenteils auf die gestiegenen Baupreise und höheren Löhne zurückzuführen. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden ist im Vergleich zum Vorjahr um mehr als drei Prozent gesunken, was auf eine geringere Produktivität hinweisen könnte.

Der wirtschaftliche Bau bleibt der umsatzstärkste Bereich mit einem Umsatz von 456 Millionen Euro, was einem Zuwachs von knapp 17 Prozent entspricht. Auch der öffentlich finanzierte Bau hat mit einem Umsatzplus von 14 Prozent auf 359 Millionen Euro zugelegt. Im Gegensatz dazu bleibt der Wohnungsbau ein Problemfall. Hier lag der Umsatz mit 205 Millionen Euro gut zehn Prozent unter dem ohnehin schwachen Vorjahresniveau.

Auftragseingänge und zukünftige Perspektiven

Trotz der schwierigen Situation im Wohnungsbau gibt es Anzeichen für einen möglichen Aufschwung. Die Auftragseingänge in den ersten sechs Monaten deuten auf eine positive Entwicklung in allen Bereichen hin. Die Neuaufträge summierten sich bis Ende Juni auf 943 Millionen Euro, was einem Anstieg von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders die Investitionen von Kommunen, Land und Bund haben um gut 25 Prozent zugenommen. Die öffentliche Hand plant, 411 Millionen Euro auszugeben, vor allem für den Straßenbau. Auch im Wohnungsbau zeigt sich ein Auftragsplus von fast 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Fazit und Ausblick

Die Bauwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern steht vor einer Herausforderung. Während der Tiefbau floriert und die Aufträge zunehmen, bleibt der Wohnungsbau ein Sorgenkind. Die drastische Abnahme der Baugenehmigungen und die sinkenden Arbeitsstunden deuten darauf hin, dass der Wohnungsbau noch lange nicht die Talsohle durchschritten hat. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, ob die positiven Trends bei den Auftragseingängen auch zu einer nachhaltigen Erholung im Wohnungsbau führen können.

Die statistischen Erhebungen basieren auf Daten von Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten, die etwa die Hälfte der landesweit rund 24.000 Bauarbeiter und Ingenieure beschäftigen und maßgeblich zum Gesamtumsatz der Branche beitragen.

Die Entwicklungen in der Baubranche werden weiterhin genau beobachtet, um die Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft und den Wohnungsmarkt besser zu verstehen.

Quellen: Zeit Online, dpa

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