19.10.2024
Baumschutz im Fokus: Miniermotte bedroht Kastanienbestände
Baumschädlinge: Kleines Insekt, großer Hunger: Miniermotte schadet Kastanien

Baumschädlinge: Kleines Insekt, großer Hunger: Miniermotte schadet Kastanien

In den letzten Jahren hat sich die Situation für die Rosskastanien in Deutschland erheblich verschlechtert. Unter vielen Kastanienbäumen liegen bereits die ersten Laubberge, was nicht nur auf die typischen Herbstveränderungen zurückzuführen ist, sondern auch auf einen massiven Befall durch die Kastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella). Diese kleine Motte, die nur etwa fünf Millimeter groß ist, hat sich in den letzten Jahren invasiv ausgebreitet und verursacht erhebliche Schäden an den Bäumen.

Der Befall und seine Auswirkungen

Olaf Zimmermann, ein Insektenkundler am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg in Karlsruhe, berichtet von einem extrem auffälligen Befall in diesem Jahr. Die weißblütigen Rosskastanien in Alleen, Parks und Gärten haben im Sommer kaum noch Blätter, und die verbliebenen sind oft ausgetrocknet und welk. Typisch für den Befall ist die Verfärbung der Blätter und das vorzeitige Abfallen, das bereits in der zweiten Augusthälfte beginnt. Roland Mühlethaler vom Naturschutzbund (Nabu) hebt hervor, dass sich das Naturgeschehen im Zuge der Klimaerwärmung nach vorn verschiebt, was bedeutet, dass die Symptome immer früher im Jahr sichtbar werden.

Einfluss der Trockenheit

Zusätzlich zu den Schäden durch die Miniermotte sind die Rosskastanien auch stark von Trockenheit betroffen. Mühlethaler erklärt, dass durch Trockenheit gestresste Bäume generell anfälliger für Schädlinge sind. Im Nordosten Deutschlands ist dies besonders ausgeprägt, nachdem mehrere Jahre mit großer Trockenheit vergangen sind. Die Bäume erholen sich nur langsam von diesen Belastungen, und viele sind bereits abgestorben. Obwohl die Rosskastanie ursprünglich ein mediterraner Baum ist, benötigt sie ausreichend Feuchtigkeit, um gesund zu bleiben. Zu trockene Jahre in Verbindung mit starkem Schädlingsbefall können langfristig zum Absterben der Bäume führen.

Die Miniermotte: Biologie und Lebenszyklus

Die Rosskastanien-Miniermotte ist ein gebietsfremder Schädling, dessen Verschwinden für die heimische Natur keinen großen Verlust darstellt. Diese Motte legt ihre Eier auf die Oberseite der Kastanienblätter ab. Nach etwa drei Wochen schlüpfen die Larven und fressen sich durch das Blattinnere. Dies führt dazu, dass die Blätter schnell welken und absterben. Durch das Absterben der Blätter wird die Photosynthese der Bäume beeinträchtigt, was sie auf Dauer schwächt und anfälliger für andere Belastungen macht. Besonders in milden Wintern überleben viele Larven der Motte, was den Befall weiter verschärft.

Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen

Es gibt jedoch einfache Maßnahmen, die Hausbesitzer ergreifen können, um ihren Kastanienbäumen zu helfen. Eine der effektivsten Methoden ist das sorgfältige Wegsammeln und Entsorgen der Blätter. Auf diese Weise können die Larven in den Blättern entfernt werden, aus denen sonst neue Motten schlüpfen würden. Es ist wichtig zu beachten, dass nur die weißblühenden Rosskastanien (Aesculus hippocastanum) von der Miniermotte befallen werden; die rotblühenden Kastanien (Aesculus carnea) sind nicht betroffen.

Historische Perspektive

Die Rosskastanie wurde bereits im 17. Jahrhundert aufgrund ihrer attraktiven Blätter und Blüten in Parkanlagen, Gärten und Straßen in ganz Europa kultiviert. Seit 1989 hat sich die Miniermotte invasiv in fast ganz Europa ausgebreitet, wahrscheinlich aus unzugänglichen Schluchten auf dem Balkan. Diese Entwicklung hat zu einem besorgniserregenden Rückgang der Kastanienbestände geführt, was nicht nur ästhetische, sondern auch ökologische Auswirkungen hat.

Fazit

Die Herausforderungen, die durch die Kastanien-Miniermotte und die damit verbundenen Umweltbedingungen entstehen, sind ernst zu nehmen. Es ist wichtig, dass sowohl Fachleute als auch die Öffentlichkeit sich der Problematik bewusst werden und geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Gesundheit der Kastanienbäume zu schützen. Nur durch gemeinsames Handeln kann es gelingen, die Rosskastanie als wertvollen Bestandteil unserer urbanen und ländlichen Landschaften zu erhalten.

Quellen: dpa, Nabu, Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg.

Weitere
Artikel