Mit dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres stehen viele Unternehmen in Niedersachsen und Bremen vor einer Herausforderung: Es gibt zahlreiche offene Ausbildungsplätze. Laut der Bundesagentur für Arbeit waren Ende Juni in beiden Bundesländern nur etwa die Hälfte der angebotenen Lehrstellen besetzt. Johannes Pfeiffer, der Leiter der Arbeitsagentur für Niedersachsen und Bremen, stellte fest, dass die Chancen für Schulabgänger, in diesem Jahr noch eine Ausbildung zu beginnen, günstig sind. Viele Unternehmen bieten attraktive Ausbildungsplätze an, die sofort besetzt werden können.
Die Zahlen sind alarmierend: In Niedersachsen waren zum Stichtag 46.323 Ausbildungsstellen gemeldet, während sich lediglich 41.290 Bewerber auf diese Plätze beworben haben. Dies führte dazu, dass 23.684 Ausbildungsplätze unbesetzt blieben, was einem Anteil von rund 51 Prozent entspricht. In Bremen ist die Situation ähnlich: Hier waren 4.592 Stellen ausgeschrieben, jedoch nur 3.990 Bewerbungen eingegangen, wodurch 2.138 Stellen (etwa 46 Prozent) unbesetzt bleiben.
Die Bundesagentur für Arbeit hat festgestellt, dass in bestimmten Branchen besonders viele Ausbildungsplätze unbesetzt sind. Dazu gehören:
- Kaufleute im Einzelhandel - Verkäufer - Fachkräfte für LagerlogistikAllein in diesen drei Berufen gibt es in Niedersachsen und Bremen insgesamt noch 5.074 offene Stellen. Sönke Feldhusen von der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN) betonte, dass der Mangel an Bewerbern ein zentrales Problem darstellt. Er schätzte, dass etwa jeder zweite Betrieb nicht in der Lage sein wird, alle Ausbildungsplätze zu besetzen, und dass rund ein Drittel der Unternehmen gar keine Bewerbungen erhalten habe. Angesichts des demografischen Wandels wird sich dieser Bewerbermangel in den kommenden Jahren voraussichtlich noch verschärfen.
Oliver Kriebel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen, wies darauf hin, dass bis zum offiziellen Ausbildungsstart am 1. September noch viel Bewegung auf dem Markt zu erwarten ist. Viele Jugendliche haben das Handwerk nicht im Fokus, obwohl der Bedarf an geeigneten Bewerbern hoch ist. Dies könnte dazu führen, dass Unternehmen Schwierigkeiten haben, die passenden Auszubildenden zu finden.
Unter den beliebtesten Ausbildungsberufen rangieren der Kfz-Mechatroniker und die Kaufleute für Büromanagement ganz oben. Weitere gefragte Berufe sind:
- Verkäufer - medizinische Fachangestellte - Kaufleute im EinzelhandelEtwa jeder vierte Bewerber entscheidet sich für eine der fünf genannten Berufsausbildungen, jedoch sind auch hier noch zahlreiche Stellen unbesetzt.
Ein zentrales Anliegen ist die Frage, ob die Anforderungen der Unternehmen zu hoch sind. Johannes Pfeiffer riet Arbeitgebern, auch Bewerberinnen und Bewerbern eine Chance zu geben, die auf den ersten Blick nicht alle Kriterien erfüllen. Auf der anderen Seite sollten Schüler, die nach ihrem Abschluss noch auf der Suche nach einer Perspektive sind, die Unterstützung der Berufsberatung in Anspruch nehmen und offen für alternative Ausbildungswege sein.
Ab dem 1. August gilt die sogenannte Ausbildungsgarantie für junge Menschen, die trotz intensiver Bemühungen keinen Ausbildungsplatz finden konnten. In solchen Fällen sollen Arbeitsagenturen und Jobcenter eine außerbetriebliche Ausbildung anbieten. Dies ist besonders für diejenigen wichtig, die in Regionen leben, in denen es nicht genügend Ausbildungsplätze gibt.
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt stellt eine große Herausforderung für die Zukunft dar. Während Unternehmen auf der Suche nach qualifizierten Azubis sind, stehen viele junge Menschen vor der Frage, wie sie ihre berufliche Zukunft gestalten können. Der demografische Wandel wird die Probleme in den kommenden Jahren voraussichtlich verstärken. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen ergriffen werden, um dem Bewerbermangel entgegenzuwirken und um sicherzustellen, dass sowohl Unternehmen als auch Bewerber von den Entwicklungen profitieren können.