19.10.2024
Blauzungenkrankheit breitet sich rasant in Niedersachsen aus

Tierseuchen: Blauzungenkrankheit: Mehr als 1.400 Fälle in Niedersachsen

Die Blauzungenkrankheit, eine durch das Blauzungenvirus (BTV) verursachte Tierseuche, breitet sich derzeit rasant in Deutschland aus. Besonders betroffen ist Niedersachsen, das mit über 1.400 gemeldeten Fällen die zweitmeisten Infektionen im Land verzeichnet. Nur Nordrhein-Westfalen hat mit etwa 2.465 Fällen mehr registrierte Infektionen. Diese alarmierende Situation hat Landwirte in der Region veranlasst, Maßnahmen zu ergreifen und auf die Dringlichkeit der Lage aufmerksam zu machen.

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hat die Ausbreitung des Virus dokumentiert und berichtet, dass die Zahl der betroffenen Tierhaltungen in den letzten Wochen explosionsartig angestiegen ist. Im Juni 2024 waren deutschlandweit lediglich 13 Fälle bekannt, während im Juli bereits über 1.200 Infektionen registriert wurden. Bis zum 23. August 2024 stieg die Zahl der betroffenen Betriebe auf über 4.800.

Übertragung und Symptome der Blauzungenkrankheit

Das Blauzungenvirus wird hauptsächlich durch blutsaugende Mücken der Gattung Culicoides übertragen. Diese kleinen Insekten sind in der warmen Jahreszeit besonders aktiv und können sich bei optimalen Bedingungen rasch vermehren. Schafe und Rinder sind die Hauptwirte des Virus, jedoch sind auch andere Tiere wie Ziegen und südamerikanische Kamelarten betroffen. Die Symptome der Erkrankung können von Fieber, Apathie, Fressunlust bis hin zu Schwellungen im Kopf- und Maulbereich reichen. Bei schweren Verläufen kann die Krankheit sogar zum Tod der Tiere führen.

Die Verfärbung der Zunge, die der Krankheit ihren Namen gibt, tritt nicht bei allen Infektionen auf. Insbesondere bei Schafen sind die Schmerzen im Maul und das Lahmen häufige Symptome. In den Niederlanden, wo die Variante BTV-3 im September 2023 erstmals auftrat, starben im Durchschnitt etwa 25 Prozent der infizierten Schafe, was die Schwere der Erkrankung unterstreicht.

Aktuelle Situation in Niedersachsen

In Niedersachsen sind die Landwirte besorgt über die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit auf ihre Bestände. Die betroffenen Betriebe haben mit einem Rückgang der Milchproduktion und dem Verlust von Tieren zu kämpfen. Das Agrarministerium hat bereits Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu bewältigen, darunter die Förderung von Impfungen. Derzeit gibt es jedoch keinen regulär zugelassenen Impfstoff gegen den Serotyp BTV-3, was die Lage zusätzlich kompliziert.

Die Infektionen in Niedersachsen sind nicht isoliert zu betrachten, da die Krankheit auch in anderen Bundesländern wie Schleswig-Holstein und Brandenburg auftritt. Der Erreger ist nicht auf Menschen übertragbar, und Fleisch sowie Milchprodukte von infizierten Tieren können bedenkenlos konsumiert werden.

Maßnahmen und Ausblick

Die Ausbreitung des Blauzungenvirus hat dazu geführt, dass der Status „frei von der Blauzungenkrankheit“ für Deutschland nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf den Handel mit Tieren und Tierprodukten, da Tiere aus betroffenen Gebieten nur unter strengen Auflagen in BTV-freie Regionen transportiert werden dürfen.

Die Landwirte fordern eine verstärkte Unterstützung durch die Behörden, um die Impfkampagnen zu fördern und die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Experten warnen, dass die Situation auch im kommenden Jahr kritisch bleiben könnte, da die Bedingungen für die Übertragung des Virus durch die Mücken weiterhin gegeben sind. Der Klimawandel könnte zudem die Verbreitung der Mücken begünstigen, was die Bekämpfung der Krankheit zusätzlich erschwert.

Insgesamt bleibt die Lage angespannt, und es ist zu erwarten, dass die Behörden und Landwirte weiterhin eng zusammenarbeiten müssen, um die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit zu kontrollieren und die Tierbestände zu schützen.

Quellen: Zeit Online, Grafschafter Nachrichten, SAT.1 Regional, Tagesspiegel.

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