Der ehemalige hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) wird vorübergehend Mitglied des Vorstands des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Wie die F.A.Z. exklusiv meldet, soll der Politiker seine Expertise und sein Netzwerk nutzen, um die bevorstehenden Großprojekte des deutschen Sports zu fördern. Der DOSB informierte seinen Vorstand und die Mitarbeiter am Donnerstag über diese Personalie. Bouffier wird den Angaben zufolge gleichberechtigt mit den anderen Vorstandsmitgliedern arbeiten, aber nicht die Aufgaben des abberufenen Vorstandsvorsitzenden Torsten Burmester übernehmen. Seine Rolle wird eher politisch ausgerichtet sein.
Die Abberufung Burmesters wurde am Montag öffentlich. Die F.A.Z. berichtet von „aussichtsreichen Verhandlungen“ über die Bedingungen der Trennung. Sowohl Burmester als auch DOSB-Präsident Thomas Weikert bestätigten dies der F.A.Z. Burmesters Kandidatur für das Amt des Kölner Oberbürgermeisters hatte beim DOSB-Präsidium zu einem Vertrauensverlust geführt, da die Wahl im September 2025 stattfindet – zeitgleich mit den Vorbereitungen des DOSB für die Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele.
Der 73-jährige Bouffier, der vor seiner politischen Laufbahn als Jurist tätig war, wird als „Mann des Sports“ bezeichnet. Rolf Müller, langjähriger Präsident des Hessischen Landessportbundes und CDU-Landtagsabgeordneter, hob gegenüber der F.A.Z. Bouffiers Fähigkeit hervor, sich schnell in komplexe Themen einzuarbeiten, und betonte dessen langjähriges Engagement im Sport. Bouffier habe unter anderem die Sportstiftung Hessen mitgegründet und die erste Sportfördergruppe der Polizei in einem Bundesland initiiert. Auch Bouffiers eigene sportliche Vergangenheit – er war Mitglied des deutschen Basketball-Jugendnationalkaders, bis ein schwerer Unfall seine Karriere beendete – spielt eine Rolle.
Die Reaktionen aus den Mitgliedsverbänden fallen größtenteils positiv aus. Jörg Ammon, Sprecher der Landessportbünde im DOSB, sieht in Bouffier jemanden, der die Position des deutschen Sports stärken und die DOSB-Führung stabilisieren kann, besonders im Hinblick auf die Bundestagswahl. Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes und Sprecher der Spitzenverbände, deutet Bouffiers Berufung als strategische Vorbereitung auf einen möglichen Regierungswechsel.
Bouffiers politische Erfahrung und seine Verbindungen könnten dem DOSB vor allem bei der Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele zugutekommen. Es wird erwartet, dass sich Deutschland sowohl für 2036 als auch für 2040 bewerben wird. Die finanzielle Unterstützung der Bundesregierung für die Bewerbung, die im Frühjahr 2025 – möglicherweise unter einer CDU-geführten Regierung – erneut bestätigt werden muss, ist dabei entscheidend. Hier könnte Bouffiers „großes Standing in Berlin“, wie Müller gegenüber der F.A.Z. sagte, von Vorteil sein.
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