Der marode Zustand vieler Rheinbrücken bereitet der nordrhein-westfälischen Logistikwirtschaft zunehmend Sorgen. Wie der Vize-Hauptgeschäftsführer des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen, Marcus Hover, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erklärte, sei das Hauptproblem der Brücken, dass die heutige Verkehrsbelastung bei ihrer Planung in den 1960er Jahren nicht absehbar gewesen sei. (Quelle: ZEIT ONLINE)
Die Folgen des schlechten Zustands sind bereits heute spürbar: Gewichtsbeschränkungen und baustellenbedingte Staus auf zahlreichen Rheinbrücken zwingen Lastwagen immer häufiger zu Umleitungen. „Damit wächst der Druck auf andere Brücken und wir haben ganz schnell einen Domino-Effekt“, verdeutlichte Hover. Besonders kritisch sei die Situation im Großraum Düsseldorf/Neuss. Die Fleher Brücke der A46 gilt seit Jahrzehnten als Dauerbaustelle und wurde durch die jahrelange Sperrung der Leverkusener Brücke für den Lkw-Verkehr zusätzlich belastet. Die Josef-Kardinal-Frings-Brücke zwischen Neuss und Düsseldorf-Süd darf seit Kurzem von Fahrzeugen über 7,5 Tonnen nicht mehr befahren werden.
Auch in Duisburg gibt es neue Einschränkungen: Die „Berliner Brücke“ auf der A59 darf ab sofort nicht mehr von Schwertransporten über 48 Tonnen befahren werden. Eine Sonderprüfung hatte ergeben, dass die Schäden an der Brücke die Tragfähigkeit einschränken. Für den regulären Lastwagenverkehr und Pkw bleibt die Brücke jedoch befahrbar. Die „Berliner Brücke“ ist eine wichtige Verbindung für den Straßengüterverkehr zum Duisburger Hafen.
Die Umleitungen und Gewichtsbeschränkungen stellen Logistikunternehmen vor große Herausforderungen. Längere Fahrzeiten und ein höherer Spritverbrauch bedeuten Mehrkosten, die bei längerfristigen Verträgen oft nicht an die Auftraggeber weitergegeben werden können. Hinzu kommt die seit Dezember erhöhte Lkw-Maut. Der Verband fordert daher, dass die Maut-Einnahmen des Bundes vollständig in die Infrastruktur fließen und die Investitionen in alle Verkehrsträger deutlich erhöht werden. „Das merken wir jetzt an allen Ecken und Kanten, dass die Infrastruktur bröckelt“, so Hover.
Besonders betroffen von den Brückensperrungen sind Schwerlasttransporteure. „Ich kann gar mir nicht vorstellen, dass die noch Spaß an der Arbeit haben“, sagte Hover. Umfangreiche Planungen und oft enorme Umwege, beispielsweise für den Transport von Windkraftanlagen, seien die Folge.
Die derzeitige Situation wird durch die schwache Konjunktur etwas abgemildert, da die Gütertransporte im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen sind. Sollte die Wirtschaft jedoch wieder an Fahrt aufnehmen, ist mit einem sprunghaften Anstieg der Gütertransporte zu rechnen, was die Belastung der Infrastruktur weiter erhöhen würde.
Die maroden Brücken sind ein deutliches Zeichen für den dringenden Handlungsbedarf im Bereich der Verkehrsinfrastruktur. Die Politik ist gefordert, nachhaltige Lösungen zu finden, um die Leistungsfähigkeit des Verkehrssystems zu gewährleisten und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu sichern.