19.10.2024
Bund plant schrittweise Reduzierung seiner Commerzbank-Beteiligung

Bund will Beteiligung an der Commerzbank reduzieren

Der Bund plant, seine Beteiligung an der Commerzbank schrittweise zu verringern. Diese Entscheidung wurde am 3. September 2024 von Florian Toncar, dem Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, bekannt gegeben. Der Staat hält derzeit einen Anteil von 16,49 Prozent an der Commerzbank, der in den kommenden Monaten sukzessive reduziert werden soll.

Die Entscheidung, sich von den Anteilen zu trennen, kommt rund 16 Jahre nach der Finanzkrise, in der der Bund die Commerzbank mit Kapitalhilfen in Höhe von insgesamt 18,2 Milliarden Euro unterstützte. Diese Unterstützung war notwendig, um die Finanzmarktstabilität in Deutschland zu sichern. Bislang wurden von den 18,2 Milliarden Euro etwa 13,15 Milliarden Euro zurückgeführt, was bedeutet, dass der Bund noch einen Restbetrag von rund 5 Milliarden Euro in Form von Aktien hält.

Die Commerzbank hat sich seit der Finanzkrise erheblich stabilisiert und ist mittlerweile wieder ein ertragsstarkes Institut. Im Jahr 2023 erzielte die Bank einen Nettogewinn von 2,2 Milliarden Euro, was den höchsten Gewinn seit 15 Jahren darstellt. Vorstandschef Manfred Knof, der seit 2021 im Amt ist, hat eine umfassende Transformation des Unternehmens eingeleitet, die unter anderem den Abbau von Stellen und die Reduzierung des Filialnetzes umfasste. Diese Maßnahmen haben dazu beigetragen, die Profitabilität der Bank zu steigern.

Der Verkauf des Aktienpakets soll laut Toncar "transparent, diskriminierungsfrei und marktschonend" erfolgen. Das genaue Verfahren, das Volumen und der Zeitpunkt des Verkaufs werden jedoch noch festgelegt, wobei die Finanzagentur des Bundes, die für Kapitalmarktgeschäfte zuständig ist, den Prozess organisieren wird. Über weitere Schritte wird der interministerielle Lenkungsausschuss zu gegebener Zeit entscheiden.

Die wirtschaftliche Situation der Commerzbank hat sich seit 2021 kontinuierlich verbessert. Eva Grunwald, die Geschäftsführerin der Finanzagentur, erklärte, dass der Bund folgerichtig auf diese positive Entwicklung reagiert, indem er seinen Anteil an der Commerzbank verringert und den Ausstieg einleitet. Der Bund sieht die Notwendigkeit, sich von den Anteilen zu trennen, da die Commerzbank nun als stabil und ertragsstark gilt.

Die Entscheidung des Bundes, sich von der Commerzbank zu trennen, ist Teil einer größeren Strategie, die darauf abzielt, sich von verschiedenen Firmenbeteiligungen zu lösen. Im Januar 2024 kündigte die Bundesregierung an, sich verstärkt von solchen Beteiligungen zu trennen, und hat bereits Teile ihrer Anteile an der Deutschen Telekom und der Deutschen Post verkauft.

Die Commerzbank war während der Finanzkrise 2008 in eine schwierige Lage geraten, als sie durch die Übernahme der Dresdner Bank in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Der Staat intervenierte mit Kapitalhilfen, um die Bank zu stabilisieren und einen Dominoeffekt auf die gesamte Finanzwirtschaft zu verhindern. Diese Unterstützung war entscheidend, um das Vertrauen in das Finanzsystem zu wahren und die Stabilität der Märkte zu sichern.

Obwohl der Bund beim Verkauf seiner Commerzbank-Aktien voraussichtlich einen Verlust realisieren wird, ist die Entscheidung, sich von den Anteilen zu trennen, als Schritt in die richtige Richtung zu werten. Der aktuelle Marktwert der Commerzbank-Aktien liegt bei etwa 13,09 Euro, was bedeutet, dass der Bund beim Verkauf einen Verlust von rund 50 Prozent im Vergleich zum ursprünglichen Kaufpreis von etwa 26 Euro pro Aktie hinnehmen muss.

Insgesamt zeigt die Entscheidung des Bundes, seine Beteiligung an der Commerzbank zu reduzieren, die Fortschritte, die die Bank seit der Finanzkrise gemacht hat, sowie das Vertrauen des Staates in die zukünftige Stabilität und Rentabilität des Instituts. Der Ausstieg aus der Commerzbank ist ein weiterer Schritt in der langfristigen Strategie der Bundesregierung, sich von staatlichen Beteiligungen zu trennen und die Finanzmärkte zu stabilisieren.

Quellen: FAZ, Handelsblatt, WirtschaftsWoche, Deutschlandfunk, t-online, ZDF.

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