19.10.2024
BVBs Mühsamer Sieg Gegen St. Pauli Zündet Diskussionen An

Im Umgang mit Kritikern ist eine gewisse Routine eingekehrt in Dortmund, wo eine Diskrepanz zwischen den hohen Erwartungen und den Leistungen zu einem stetig wiederkehrenden Motiv geworden ist. Auch am Freitagabend ließ sich dieses Phänomen beobachten, als der BVB mühsam und knapp 2:1 (1:0) gegen den FC St. Pauli gewann. „Das war wichtig“, sagte Trainer Nuri Sahin und wies explizit auf eine sehr positive Zwischenbilanz hin: „Wir hatten vier Heimspiele mit vier Siegen, wir bleiben oben dran.“ Den schwungvollen Fußball einer souveränen Spitzenmannschaft hatten die Dortmunder allerdings auch an diesem Abend nicht gespielt, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet.

Langsam, mitunter etwas uninspiriert waren viele Aktionen während dieses am Ende glücklichen Sieges gegen den Aufsteiger. Mittelfeldspieler Julian Brandt gab zu, dass sich der Verlauf des Abends ziemlich „zäh“ angefühlt habe. Aber die anderen Dortmunder, die vor die Mikrofone traten, gaben sich viel Mühe, die eigene Leistung in einem positiven Licht erscheinen zu lassen. Atmosphärische Ausschläge sind sehr wichtig beim BVB, deshalb soll die Stimmung vor dem Champions League-Duell bei Real Madrid an diesem Dienstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei Prime Video) und zu Beginn eines langen Fußballherbstes dringend positiv bleiben.

Das Team sei „sehr konzentriert“ geblieben und habe „sehr viel Dominanz“ erzeugt, sagte Verteidiger Waldemar Anton, „die Intensität stimmt.“ Die Dortmunder hätten „das Spiel schon in der ersten Halbzeit kontrolliert“, ergänzte Sportdirektor Sebastian Kehl. In der Schlussphase, als die Hamburger immer müder wurden, gab es sogar eine Phase, in der Tempo und Spielfluss entstanden. Aber wie eine funktionierende Spitzenmannschaft wirkt dieser BVB bislang nicht.

Fehler sowohl im Spiel mit Ball als auch beim Verteidigen

Der St. Pauli stand sehr tief, verdichtete die Räume vor dem eigenen Strafraum, wodurch Anton, Nico Schlotterbeck und Emre Can den Ball ohne Gegnerdruck bis in die gegnerische Hälfte hinein zirkulieren lassen konnten. Anton und ganz besonders Can produzierten trotzdem fatale Fehlpässe, die zu Gegenangriffen führten.

Auf den Bildschirmen erschien während der ersten Halbzeit das Bild von einem aufgebracht schimpfenden BVB-Berater Matthias Sammer, wodurch der Eindruck entstand, dass auch die Chefs mit dieser Leistung haderten. Der BVB hatte außerdem Glück, dass ein Tor des FC St. Pauli durch Morgan Guilavougi nach einem Freistoß annulliert wurde. „Wir hätten hier einen verdienten Punkt mitnehmen können“, sagte Johannes Eggestein. Zudem hatte St. Paulis Rechtsverteidiger Adam Dzwigala eine Chance in der Nachspielzeit, als er aus sieben Metern unbedrängt über das Dortmunder Tor schoss. Der BVB brauchte also eine ordentliche Portion Glück für diesen Sieg, den Tore des starken Linksverteidigers Ramy Bensebaini (43.) und des Stürmers Serhou Guirassy (83.) möglich machten.

Doch nicht nur die Leistung des BVB sorgte für Diskussionen. Auch eine Entscheidung des Videoschiedsrichters im Spiel gegen den FC St. Pauli rief unterschiedliche Reaktionen hervor. St. Paulis Trainer Alexander Blessin äußerte seinen Unmut über die Aberkennung eines Tores seiner Mannschaft durch den VAR. Die Szene sei unklar gewesen und der VAR hätte nicht eingreifen dürfen, so Blessin. Auch Dortmunds Torwart Gregor Kobel zeigte sich mit einer VAR-Entscheidung nicht einverstanden. Seiner Meinung nach hätte ein Tor der Hamburger nicht zählen dürfen, da sich ein St. Pauli-Spieler im Abseits befunden und ihm die Sicht versperrt habe. Kobel bezeichnete die Situation als „klares Abseits“ und „ein Paradebeispiel, warum es diese Regel gibt“, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet.

Sahin mochte Skeptikern jedoch keinen Raum für ihre Gedanken lassen: Als er nach der Partie im TV-Interview mit dem Gedanken konfrontiert wurde, dass dieser gut mögliche Treffer des Aufsteigers zum 2:2 in der Nachspielzeit frischen Treibstoff für die ewige Dortmunder Mentalitätsdebatte geliefert hätte, ging der Trainer rhetorisch in die Offensive. „Diese Mannschaft hat kein Mentalitätsproblem. Das nicht“, sagte er und erklärte: „Auf dem Niveau zu spielen bei Borussia Dortmund, da kannst du keine Mentalität haben. Ich lasse nicht zu, dass über meine Mannschaft so geredet wird“, so Sahin laut FAZ.

https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/bvb-trainer-nuri-sahin-nach-st-pauli-spiel-das-lasse-ich-nicht-zu-110057156.html

https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/keine-linie-ziehen-var-aerger-nach-st-pauli-niederlage-110057248.html

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