Ein chinesischer Frachter, die "Yi Peng 3", liegt derzeit im Kattegat, dem Meeresgebiet zwischen Dänemark und Schweden, vor Anker. Wie die F.A.Z. berichtet, wird das Schiff mit der Beschädigung von zwei Unterseekabeln in der Ostsee in Verbindung gebracht. Dänische Marineschiffe haben den Frachter aus der Ostsee eskortiert und seine Fahrt im Kattegat vorerst gestoppt. Laut F.A.Z. drosselte die "Yi Peng 3" zunächst ihre Fahrt nördlich von Seeland, bevor sie schließlich in der Nähe von Grenaa vor Anker ging, in unmittelbarer Nähe eines dänischen Patrouillenschiffes.
Die beiden beschädigten Kabel, C-Lion 1 und BCS East-West Interlink, sind wichtige Datenverbindungen. C-Lion 1 verbindet Finnland mit Deutschland, während BCS East-West Interlink Litauen mit der schwedischen Insel Gotland verbindet. Der Ausfall von C-Lion 1 führte laut NDR zu einer merklichen Verlangsamung des Internets in Finnland. Die Morgenpost berichtet, dass der Frachter zuvor im russischen Hafen Ust-Luga abgelegt hatte und Port Said als Zielhafen angegeben hatte.
Europäische Sicherheitsbehörden wurden auf die "Yi Peng 3" aufmerksam, da sich das Schiff zum Zeitpunkt der Beschädigungen in der Nähe der Kabel befand. Wie die Tagesschau berichtet, zeigen AIS-Daten, dass die "Yi Peng 3" das Kabel C-Lion 1 am Montagmorgen um 3:02 Uhr passierte. Nur zwei Minuten später meldete der Kabelbetreiber Cinia einen Defekt und kurz darauf einen Totalausfall. Ähnlich verhält es sich mit dem Kabel East-West Interlink: Die Tagesschau berichtet, dass das Schiff das Kabel am Sonntagmorgen gegen 9 Uhr östlich von Gotland passierte, kurz darauf fiel auch hier der Datenverkehr aus. Auffällig ist laut Tagesschau, dass zwischen den beiden Ereignissen keine AIS-Daten für das chinesische Schiff übermittelt wurden.
Die "Yi Peng 3" fiel zudem durch ungewöhnliche Bewegungsmuster auf. Wie die Tagesschau berichtet, fuhr das Schiff in der Nähe der Unterwasserkabel zeitweise auffällig langsam und kam später am selben Tag südlich der schwedischen Stadt Karlskrona auf offener Strecke zum Stehen, bevor es die Fahrt nach etwa einer Stunde fortsetzte. Laut NDR und Süddeutscher Zeitung gehen deutsche Regierungskreise davon aus, dass es sich bei den Kabelbeschädigungen nicht um Zufälle handelt. Verteidigungsminister Boris Pistorius vermutet Sabotage, wie NDR und Tagesschau berichten. Ähnlich äußerte sich Außenministerin Annalena Baerbock, die in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit mehreren EU-Außenministern ihre Besorgnis über den Vorfall ausdrückte und auf die Bedrohung der europäischen Sicherheit durch hybride Kriegsführung hinwies (Tagesschau).
Der Vorfall erinnert an die Beschädigung der Gaspipeline Baltic Connector im vergangenen Jahr, die ebenfalls einem chinesischen Frachter, der "Newnew Polar Bear", zugeschrieben wird. Wie die Tagesschau berichtet, hatte das Schiff angeblich unbemerkt seinen Anker fallen lassen und über mehrere hundert Seemeilen mit sich geschleppt, wodurch mehrere Datenkabel und die Pipeline beschädigt wurden. Die "Newnew Polar Bear" konnte damals die Ostsee unbehelligt verlassen. China hat inzwischen eingeräumt, für die Beschädigung verantwortlich zu sein (Tagesschau).
Sollte die "Yi Peng 3" tatsächlich von dänischen Behörden zum Stoppen aufgefordert worden sein, wäre dies ein ungewöhnlicher Vorfall. Laut Tagesschau befindet sich das Schiff derzeit in der ausschließlichen Wirtschaftszone Dänemarks und nicht innerhalb der Zwölf-Meilen-Zone. In der ausschließlichen Wirtschaftszone hat Dänemark lediglich das Recht auf die Ausbeutung der wirtschaftlichen Ressourcen und verfügt nur über eingeschränkte hoheitliche Befugnisse. Ob das Schiff zum Stoppen aufgefordert wurde oder eigenständig stoppte, ist noch unklar. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums betonte die Bedeutung des Schutzes der Unterwasserinfrastruktur, ging aber nicht auf das konkrete Vorkommnis ein (Tagesschau).
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