Die Krise in der Automobilindustrie hat weitreichende Folgen, auch für Sachsen. Wie die Zeit, unter Berufung auf eine Meldung der DPA, berichtet, plant Continental die Schließung mehrerer Werke seiner Kunststofftechniksparte Contitech in vier Bundesländern, darunter auch Sachsen.
58 der insgesamt 580 betroffenen Arbeitsplätze befinden sich im Freistaat. In den Werken Frohburg und Geithain bei Leipzig, wo Werkzeuge für die Kunststoffproduktion hergestellt werden, droht somit der Verlust von Arbeitsplätzen. Wie die Zeit weiter ausführt, sind neben Sachsen auch Werke in Thüringen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen betroffen. Zusätzlich sollen die Aktivitäten des Geschäftsfeldes Original Equipment Solutions (OESL) in Hamburg verkleinert und eine Produktionslinie von Hannover an einen anderen Automotive-Standort verlagert werden.
Continental-Vorstandsmitglied Philip Nelles, zitiert von der Zeit, führt die geplanten Maßnahmen auf die „veränderte Marktsituation“ und „starke und anhaltende Nachfragerückgänge“ zurück. Besonders die Entwicklungen in der Automobilwirtschaft und beim Braunkohleabbau in Europa würden das Unternehmen vor Herausforderungen stellen. Nelles betonte, dass Continental die Maßnahmen so sozialverantwortlich wie möglich gestalten und möglichst vielen Beschäftigten einen Wechsel in andere Unternehmensteile ermöglichen wolle.
Der Continental-Gesamtbetriebsrat Rubber und die Chemie-Gewerkschaft IGBCE kritisieren die Pläne des Konzerns scharf. Betriebsratsvorsitzender Matthias Tote, dessen Aussage von der Zeit wiedergegeben wird, zeigte sich „zutiefst betroffen und bestürzt“ und forderte ein „finanziell starkes Auffangnetz“ für die betroffenen Kollegen, die zum Teil in strukturschwachen Regionen arbeiten.
Contitech beschäftigt weltweit rund 39.000 Mitarbeiter in 37 Ländern, davon etwa 11.000 in Deutschland an über 22 Standorten. Die Sparte konzentriert sich auf die Entwicklung und Materialkompetenz für Produkte aus Kautschuk, Kunststoff, Metall und Gewebe. Wie die Welt in einem Artikel aus dem Jahr 2020 berichtet, war Continental auch in der NS-Zeit ein wichtiger Zulieferer der Rüstungsindustrie und setzte Zwangsarbeiter ein. Diese historische Belastung wird im aktuellen Kontext der Werksschließungen nicht explizit thematisiert, wirft aber ein Licht auf die komplexe Geschichte des Unternehmens.
Die HAZ berichtete im Januar 2022 über Demonstrationen von Conti-Beschäftigten gegen den geplanten Arbeitsplatzabbau. Damals waren weltweit bis zu 20.000 Stellen gefährdet, davon 7000 in Deutschland. Die aktuellen Werksschließungen erscheinen somit als Teil einer längerfristigen Entwicklung im Konzern.
Quellen:
https://www.zeit.de/news/2025-01/30/werksschliessungen-bei-contitech-auch-sachsen-betroffen
https://www.welt.de/wirtschaft/article214437400/Conti-im-NS-Regime-Spaete-Aufarbeitung-mit-erschreckenden-Ergebnissen.html
https://www.haz.de/lokales/hannover/demo-auf-der-vahrenwalder-strasse-beeintraechtigungen-am-mittwoch-CHM7VMBZP3UH2ASOULKZZJ5PAA.html
https://polizei.sachsen.de/de/MI_2024_103619.htm