Der weltgrößte Lastwagenhersteller Daimler Truck plant umfangreiche Einsparungen in Deutschland. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, beläuft sich das Volumen des Programms „Cost Down Europe“ auf rund eine Milliarde Euro. Diese Einsparungen sollen in Deutschland umgesetzt werden und betreffen ausschließlich die Marke Mercedes-Benz Trucks. Ausgenommen sind die Geschäftsbereiche außerhalb Europas sowie die Bus-Sparte.
Wie die F.A.Z. weiter ausführt, sollen die Einsparungen „vor allem in der Produktion, in Forschung und Entwicklung sowie der Zentrale“ erfolgen. Der Betriebsrat fordert von der neuen Vorstandschefin Karin Rådström Aufklärung über die genauen Inhalte des Programms. Betriebsratsvorsitzender Michael Brecht betont: „Diese Dimension eines Sparprogramms hat es bei Daimler Truck noch nie gegeben“. Er fügt hinzu: „Für uns steht fest: Sparen ist keine Strategie. Daimler Truck ist kein Sanierungsfall.“
Die Sparmaßnahmen betreffen sechs Standorte in Deutschland: die Werke in Wörth (Fahrzeuge), Kassel (Achsen), Mannheim (Motoren) und Gaggenau (Getriebe) sowie das Vertriebszentrum in Berlin und die Zentrale in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart. An allen Standorten sind Betriebsversammlungen geplant. Wie aus Unternehmenskreisen verlautete, wolle Daimler Truck zunächst Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern führen.
Hintergrund der Einsparungen ist die schwache Nachfrage in Europa und im deutschen Heimatmarkt. Gleichzeitig läuft das Geschäft in den USA gut. Wie die F.A.Z. berichtet, hatte das Unternehmen in den vergangenen Monaten die Notwendigkeit zur Beschleunigung von Prozessen und Überprüfung von Strukturen angedeutet. Als Gründe wurden der schnelle Aufbau einer eigenen Organisation nach der Trennung vom Autohersteller Mercedes vor drei Jahren sowie die Vorbereitung auf den Markteintritt chinesischer Hersteller in Europa genannt.
Ein weiterer Faktor, der zu den Einsparungen führt, sind die Renditeziele von Aufsichtsratschef Joe Kaeser. Wie die F.A.Z. berichtet, hatte Kaeser im Oktober das Ziel formuliert, mittel- bis langfristig nicht nur der größte, sondern auch der margenstärkste Truck-Anbieter der westlichen Welt zu sein. Die Renditen von Wettbewerbern wie Volvo und Scania liegen derzeit deutlich über denen von Daimler Truck. Greencarcongress.com berichtete bereits 2019 über die Investitionen von Daimler Trucks in Höhe von 500 Millionen Euro in hochautomatisierte LKWs und den Rückzug vom Platooning. Auch Autonews berichtete 2019 von Daimlers Bestreben, bis 2021 Kosten in Höhe von 6 Milliarden Euro bei Mercedes-Benz PKW und weitere 2 Milliarden Euro bei Daimler Trucks einzusparen. Mercedes-Benz Trucks selbst wirbt auf seiner Website mit den Vorteilen der Elektromobilität, insbesondere den niedrigeren Gesamtbetriebskosten. Diese werden durch staatliche Förderungen und Steuererleichterungen unterstützt, die je nach Land variieren.
Quellen:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/auto-verkehr/daimler-truck-will-eine-milliarde-euro-einsparen-110265137.html
https://www.greencarcongress.com/2019/01/20190108-dt.html
https://www.autonews.com/automakers-suppliers/daimler-seek-675-billion-cost-savings-mercedes-report-says
https://www.mercedes-benz-trucks.com/en_GB/emobility/world/your-benefits/total-cost-of-ownership.html