19.10.2024
Demonstration in München: Reichsbürger zeigen Präsenz und Ideologie

Extremismus: Hunderte Reichsbürger demonstrieren in München

Am 31. August 2024 fand in München eine Demonstration von mehreren Hundert Anhängern der Reichsbürger-Szene statt. Die Veranstaltung, die auf dem Königsplatz stattfand, zog laut Polizeiangaben bis zu 500 Teilnehmer an, die teils Fahnen schwenkend und bei großer Hitze zusammenkamen. Diese Kundgebung stand unter dem Motto: "Das große Treffen der Bundesstaaten, Heimath und Weltfrieden".

Die Reichsbürger-Szene ist bekannt für ihre Ablehnung der Bundesrepublik Deutschland als legitimen Staat. Stattdessen vertreten sie die Auffassung, dass das Deutsche Reich weiterhin fortbesteht. In den letzten Monaten sorgte die Szene für Schlagzeilen, insbesondere durch die Aktivitäten der sogenannten "Gruppe Reuß", die verdächtigt wird, ernsthafte Umsturzpläne geschmiedet zu haben. Mehrere Mitglieder dieser Gruppe wurden in der Folge festgenommen.

Die Polizei berichtete, dass die Demonstration friedlich verlief und es keine Ausschreitungen gab. Dies galt auch für eine Gegendemonstration, die parallel mit mehreren Dutzend Teilnehmern stattfand. Der Polizeisprecher betonte, dass die Lage rund um die Versammlung als "unspektakulär" eingestuft wurde.

Die Reichsbürger, die sich selbst oft nicht als solche bezeichnen und stattdessen den Begriff "Reichsdeutsche" bevorzugen, fordern ein Zurück zum Deutschen Kaiserreich von 1871. Diese Forderung wird durch eine Ideologie untermauert, die auf einer radikalen Ablehnung der bestehenden staatlichen Ordnung basiert. Die Teilnehmer der Demonstration trugen teils historische Kostüme und Uniformen, was auf den nostalgischen Bezug zur Kaiserzeit hinweist.

Die Reichsbürger-Szene hat sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Während sie früher selten und in kleinen Gruppen auftrat, zeigen sich die Anhänger nun zunehmend öffentlich und organisieren größere Veranstaltungen. Dies könnte ein Hinweis auf eine strategische Anpassung innerhalb der Bewegung sein, die darauf abzielt, neue Mitglieder zu gewinnen und bestehende Strukturen zu festigen.

Aktuellen Schätzungen zufolge gibt es in Bayern rund 5.400 bekannte Reichsbürger. Diese Zahl ist in den letzten Jahren gestiegen; im Jahr 2016 wurden nur 1.600 Reichsbürger im Freistaat gezählt. Der Anstieg der Mitgliederzahl und die zunehmende Sichtbarkeit der Szene sind besorgniserregende Entwicklungen, die auch von den Sicherheitsbehörden genau beobachtet werden.

Die Gegendemonstration, organisiert vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) unter dem Motto "Kaiserschmarrn nur auf den Teller – Kein Platz für Reichsbürger!", fand nur wenige Meter entfernt vor dem Lenbachhaus statt. An dieser Veranstaltung nahmen mehrere Dutzend Menschen teil, die gegen die Ideologie der Reichsbürger protestierten.

Die Polizei war mit einem starken Aufgebot vor Ort, um die Sicherheit während der Demonstrationen zu gewährleisten. Die Einsatzkräfte waren im "niedrigen dreistelligen Bereich" präsent, um sowohl die Reichsbürger-Demonstration als auch die Gegendemonstration zu begleiten und mögliche Konflikte zu verhindern.

Insgesamt zeigt die Veranstaltung in München, dass die Reichsbürger-Szene weiterhin aktiv ist und ihre Ideologien öffentlich propagiert. Die Sicherheitsbehörden sind gefordert, die Entwicklungen in dieser Szene genau zu beobachten und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten.

Die Demonstration unterstreicht die Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft steht, wenn es darum geht, extremistische Bewegungen zu erkennen und zu bekämpfen. Der Dialog über die Ideologien und die damit verbundenen Gefahren bleibt entscheidend, um ein besseres Verständnis für die Motive und Ziele solcher Gruppierungen zu entwickeln.

Quellen: dpa, BR24, Süddeutsche Zeitung

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