Die jüngsten Prognosen des internationalen Kreditversicherers Atradius zeichnen ein durchwachsenes Bild der globalen Wirtschaft für das Jahr 2024. Während das weltweite Wirtschaftswachstum bei 2,6 Prozent liegen soll, bleibt die Lage in Deutschland angespannt. Trotz eines möglichen Soft Landings der globalen Konjunktur, also einer sanften Landung ohne größere ökonomische Schocks, scheint die deutsche Wirtschaft nicht davon zu profitieren.
Für das Jahr 2024 erwartet Atradius ein globales Wachstum von 2,6 Prozent, was einer Steigerung von 0,5 Prozent im Vergleich zu den Erwartungen vor sechs Monaten entspricht. In der Eurozone wird ein bescheidenes Wachstum von 0,8 Prozent prognostiziert, während in Deutschland ein Nullwachstum erwartet wird. Die Inflation, die in den letzten zwei Jahren zurückgegangen ist, nähert sich den Zielen der Zentralbanken. Vor allem in der Eurozone wird erwartet, dass die Inflation im Jahr 2024 unter zwei Prozent fällt.
Obwohl die globale Konjunktur sich stabilisiert, sieht die Lage in Deutschland weniger rosig aus. Verschiedene Faktoren belasten die Unternehmen, darunter hohe Energiepreise, Fachkräftemangel, schlechte Auftragslage und überbordende Bürokratie. Diese Herausforderungen werden durch die neuesten Exportzahlen bestätigt: Im Mai 2024 sanken die Ausfuhren deutscher Unternehmen so stark wie seit Dezember 2023 nicht mehr. Auch die Importe schrumpften, was die schwierige Lage der deutschen Industrie unterstreicht. Darüber hinaus zeigt die steigende Zahl an Insolvenzen und die schlechter werdende Zahlungsmoral, dass die wirtschaftliche Lage in Deutschland angespannt bleibt.
Eine Belebung der Konjunktur durch Impulse aus dem Ausland ist ebenfalls nicht zu erwarten. Die US-amerikanische Wirtschaft zeigt sich zwar stabiler als erwartet, jedoch bleibt die Inflation dort hartnäckiger als in der Eurozone. Mit einer Senkung der Leitzinsen und einer Änderung des protektionistischen Kurses der USA sei nicht zu rechnen, so Frank Liebold, Country Director Deutschland bei Atradius. Die geopolitischen Spannungen, darunter der Krieg zwischen der Ukraine und Russland sowie der Konflikt zwischen China und Taiwan, tragen ebenfalls zu den unsicheren Aussichten bei.
Nachdem der Welthandel im Jahr 2023 um 1,2 Prozent schrumpfte, prognostiziert Atradius ein Wachstum des Handels im Jahr 2024 auf 2,5 Prozent und im Jahr 2025 auf drei Prozent. Diese Wachstumsraten bleiben jedoch im Vergleich zu den letzten zwei Jahrzehnten relativ gedämpft. Deutschland fällt als Exportland immer weiter zurück, was nicht zuletzt an der sinkenden Nachfrage aus Exportländern wie China liegt. Die Spannungen im Handel zwischen China und den USA dürften weiterhin bestehen bleiben, und eine allgemeine Veränderung der geopolitischen Risiken ist ebenfalls nicht zu erkennen. Frank Liebold warnt: „All diese Faktoren haben einen Einfluss auf den Welthandel und damit auch direkt und indirekt auf die Liquidität der Unternehmen in den einzelnen Ländern. Für den Export stellt das ein essentielles Risiko dar.“
Während für die Industriestaaten bis 2024 ein Wachstum von 1,6 Prozent erwartet wird, haben aufstrebende Volkswirtschaften (Emerging Markets) bessere Aussichten. Diese sollen in diesem Jahr um 3,9 Prozent und im Jahr 2025 um 4,0 Prozent wachsen. Für die deutsche Wirtschaft kann aus diesen Schwellenmärkten jedoch kaum Unterstützung erwartet werden, insbesondere da die Dynamik in China nachzulassen droht. Höhere Transportkosten und höhere Ölpreise könnten die Inflation wieder in die Höhe treiben, sollten die geopolitischen Spannungen weiter zunehmen.
Atradius ist ein globaler Anbieter von Kreditversicherungen, Bürgschaften, Inkassodienstleistungen und Wirtschaftsinformationen mit einer strategischen Präsenz in mehr als 50 Ländern. Die von Atradius angebotenen Produkte schützen Unternehmen weltweit vor den Ausfallrisiken beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf Kredit. Atradius ist Mitglied der Grupo Catalana Occidente, einer der größten Versicherer in Spanien und einer der größten Kreditversicherer der Welt.
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