October 4, 2024
Die faszinierende Reise des Huhns durch die Menschheitsgeschichte

Sally Coulthards neues Buch „Am Anfang war das Huhn. Geschichte eines Charaktertiers“ nimmt den Leser mit auf eine faszinierende Reise durch die Jahrtausende alte Beziehung zwischen Mensch und Huhn. Das Buch, das am 20. Februar 2024 im HarperCollins Verlag erschienen ist, beleuchtet die vielfältigen Rollen, die das Huhn in der menschlichen Geschichte eingenommen hat – von der kultischen Verehrung im Alten Ägypten bis hin zur Massentierhaltung unserer Zeit.

Ein allgegenwärtiger Dinosaurier-Nachfahre

Coulthard, selbst Hühnerhalterin und Anthropologin, beginnt ihre Geschichte mit einem Blick auf die evolutionäre Vergangenheit des Huhns. Als Nachfahre der Dinosaurier hat es dieses unscheinbare Geschöpf geschafft, die Welt zu erobern. Mit über 20 Milliarden Exemplaren gibt es heute dreimal mehr Hühner als Wildvögel. „Das Huhn kann nur wenige Meter weit fliegen, und dennoch hat es als einziger Nachfahre der Dinosaurier die Welt erobert“, schreibt Coulthard.

Vom Kampfhahn zum Masthuhn

Im Laufe der Geschichte hat sich das Verhältnis des Menschen zum Huhn immer wieder gewandelt. In der Antike wurden Hähne als Symbol für Kampfgeist und Tapferkeit verehrt. Hahnenkämpfe waren ein beliebtes Schauspiel, und Philosophen wie Chrysippus sahen im Kampf der Hähne eine Inspiration für die Tapferkeit der Soldaten. Im christlichen Glauben wurde der Hahn zum Symbol für die Verleugnung Petri und fand so seinen Platz auf den Kirchtürmen.

Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in ihrer Rezension vom 03.10.2024 berichtet, beschreibt Coulthard diese Entwicklung vom Kampfhahn zum Masthuhn detailliert und zeichnet dabei ein Bild des Huhns als „Charaktertier“, dessen Bedeutung sich im Laufe der Zeit gewandelt hat.

Hühner-Metaphern und die Geschichte von KFC

Coulthard widmet sich in ihrem Buch auch den zahlreichen Metaphern und Redewendungen, die sich rund um das Huhn entwickelt haben. Von „wie ein aufgescheuchtes Huhn herumlaufen“ bis hin zum „Hahn im Korb“ – die Sprache ist voll von Bezügen zu diesem allgegenwärtigen Tier.

Besonders interessant ist Coulthards Blick auf die Geschichte der Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken (KFC). Die Autorin erzählt die Geschichte von Cecile und David Wilmer Steele, die 1923 den ersten Masthuhnbetrieb in Delaware gründeten. Dieser Hühnerstall steht heute unter Denkmalschutz und markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der Geflügelindustrie.

Das „enttierte“ Huhn

Zum Ende ihres Buches wird Coulthard deutlich kritischer. Sie spricht von der „Enttierung“ des Huhns in der modernen Massentierhaltung. In den Augen vieler Menschen seien Hühner zu reinen Produktionsmaschinen geworden, deren Leid und Individualität nicht mehr wahrgenommen werden.

„Die Autorin zufolge sind Hühner ‚enttiert‘, Menschen würden in ihnen keine Vögel mit Sozialverhalten und Eigenschaften sehen, sondern Pflanzen, die man ernte – eine Folge der industrialisierten Geflügelzucht, in der ein Masthuhn nach sieben Wochen geschlachtet wird“, schreibt Jens Wohlgemuth in der F.A.Z.

Ein Plädoyer für mehr Respekt

Mit ihrem Buch „Am Anfang war das Huhn“ möchte Sally Coulthard den Blick auf dieses oft unterschätzte Tier verändern. Sie zeigt die faszinierende Geschichte des Huhns, seine Bedeutung für die menschliche Kultur und die Ambivalenz unseres Verhältnisses zu ihm. Coulthards Buch ist ein Plädoyer für mehr Respekt und Achtsamkeit im Umgang mit unseren gefiederten Mitgeschöpfen.

Quellen:

  • Coulthard, Sally: Am Anfang war das Huhn. Geschichte eines Charaktertiers. HarperCollins Verlag, Hamburg 2024.
  • Wohlgemuth, Jens: VON MENSCH UND HUHN: Stolz und tapfer gegen den preußischen Adler. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.10.2024. (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/sally-coulthards-buch-am-anfang-war-das-huhn-19994766.html)
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