Am 3. August 2024 hat ein neues Kreuzfahrtschiff die Bauhalle der Meyer Werft in Papenburg verlassen. Die "Disney Treasure" ist das neueste Mitglied in der Flotte der Disney Cruise Line und wurde unter den Augen hunderter Schaulustiger mit einem spektakulären Feuerwerk ausgedockt. Dieses Ereignis ist besonders bemerkenswert, da die Meyer Werft derzeit mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert ist.
Die "Disney Treasure" bietet Platz für rund 4.000 Passagiere und verfügt über 1.254 Kabinen. Das Schiff hat eine Länge von 341 Metern und wird mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben, was es zu einem umweltfreundlicheren Schiff im Vergleich zu traditionellen Kreuzfahrtschiffen macht. Diese Antriebstechnologie ist Teil eines Trends in der Schifffahrt, der darauf abzielt, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und nachhaltigere Lösungen zu finden.
Das Ausdock-Manöver dauerte etwa 40 Minuten und wurde von zahlreichen Zuschauern verfolgt. Die Werft hatte im Vorfeld keine Informationen über den genauen Zeitpunkt des Ausdockens veröffentlicht, was auf den Wunsch des Kunden zurückzuführen war. Diese Diskretion ist nicht ungewöhnlich in der Schiffsindustrie, wo Informationen oft zum Schutz von Geschäftsinteressen zurückgehalten werden.
Die Überführung der "Disney Treasure" über die Ems in Richtung Nordsee ist für die zweite Septemberhälfte geplant. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat bereits eine Sperrung des Emssperrwerks Gandersum angekündigt, die für die sichere Durchfahrt des Kreuzfahrtschiffes notwendig ist. Diese Überführung ist ein wichtiger Schritt, bevor das Schiff endgültig in den Dienst gestellt wird.
Trotz des Erfolgs beim Ausdocken steht die Meyer Werft vor einer existenziellen Krise. Das Unternehmen benötigt dringend Kredite und eine Erhöhung des Eigenkapitals um 400 Millionen Euro, um seine finanzielle Stabilität zu sichern. Der Bund und das Land Niedersachsen prüfen derzeit, in welchem Umfang sie der Werft Unterstützung gewähren können. Diese Unterstützung ist entscheidend, da die Werft aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie mit einem Rückgang der Aufträge und einem Umsatzrückgang konfrontiert ist.
In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen wird an verschiedenen Modellen für Hilfen gearbeitet. Dazu gehören unter anderem Bürgschaften oder der Einstieg des Staates mit Eigenkapital. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat betont, dass eine schnelle Klärung der Situation notwendig sei, um die Zukunft der Werft und der über 3.000 Beschäftigten zu sichern. Es wird erwartet, dass in den kommenden Wochen Entscheidungen getroffen werden, die die Zukunft der Meyer Werft maßgeblich beeinflussen könnten.
Das Ausdocken der "Disney Treasure" ist ein bedeutendes Ereignis sowohl für die Meyer Werft als auch für die Disney Cruise Line. Während das neue Kreuzfahrtschiff in Kürze in den Dienst gestellt wird, bleibt die Meyer Werft in einer kritischen finanziellen Lage, die dringend angegangen werden muss. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, nicht nur für die Werft, sondern auch für die gesamte regionale Wirtschaft, die stark von der Schifffahrtsindustrie abhängt.
