Die Zahl der Menschen, die aufgrund von Kokainmissbrauch ärztliche Hilfe benötigen, ist in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 01.11.2024 berichtete, hat sich die Anzahl der Patienten, die wegen Kokainkonsums medizinisch behandelt werden müssen, innerhalb von zehn Jahren mehr als verdreifacht. Waren es 2013 noch 19.700 Fälle, so stieg die Zahl bis 2023 auf rund 65.000 an.
Diese alarmierende Entwicklung bestätigt auch ein Bericht der Barmer Krankenkasse, der im Tagesspiegel am 31.10.2024 thematisiert wurde. Die Barmer spricht von einem „explodierenden Kokainmissbrauch“ und betont, dass die Dunkelziffer vermutlich noch deutlich höher liegt, da viele Betroffene keine ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Besonders betroffen von diesem Trend sind junge Männer im Alter zwischen 20 und 39 Jahren. Wie der Bayerische Rundfunk (BR) am 01.11.2024 unter Berufung auf eine unveröffentlichte Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung berichtete, machten sie 2023 mit 29.700 Fällen fast die Hälfte der Betroffenen aus. Auch Männer zwischen 40 und 59 Jahren sind mit 18.100 Fällen stark vertreten. Die Barmer-Medizinerin Ursula Marschall vermutet, dass der hohe Kokain-Konsum bei jungen Männern auf einen enormen Leistungsdruck im Berufs- und Privatleben zurückzuführen sein könnte.
Die FAZ berichtet weiter, dass die psychischen Folgen des Kokainkonsums im Vordergrund der Behandlungen stehen. Körperliche Auswirkungen wie Krampfanfälle, Fieber, Koma oder Schlaganfälle wurden in der Statistik nicht erfasst. Auch regionale Unterschiede sind deutlich erkennbar: In Sachsen hat sich die Zahl der Patienten innerhalb von zehn Jahren beinahe verzehnfacht, während in Hamburg eine Verdoppelung der Fälle zu verzeichnen ist. Nordrhein-Westfalen führt die Statistik mit 15.280 Betroffenen im Jahr 2023 an, gefolgt von Niedersachsen (7.760) und Berlin (7.230). Am wenigsten Fälle wurden im Saarland (490), Thüringen (810) und Mecklenburg-Vorpommern (960) registriert.
Auch in Belgien beobachten Ärzte einen Anstieg von Nasenproblemen, die sie auf Kokainkonsum zurückführen, wie der VRT am 26.01.2023 berichtete. Die Ärzte warnen vor den schwerwiegenden Folgen, die von Löchern in der Nasenscheidewand bis zum Absterben von Nasengewebe reichen können.
Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), warnt davor, Kokain als Lifestyle-Produkt zu betrachten. Wie der BR berichtet, betont Blienert die Gefährlichkeit der Droge und fordert mehr Investitionen in Prävention, Beratung und Hilfe für Betroffene.
Die Problematik der Kokainsucht betrifft nicht nur die Allgemeinbevölkerung, sondern auch Ärzte selbst. Wie der Focus am 27.01.2016 berichtete, sind schätzungsweise acht Prozent aller deutschen Ärzte drogen- oder alkoholkrank. Der Artikel schildert den Fall eines Anästhesisten, der aufgrund von Stress und Schlafmangel in die Drogensucht abrutschte und schließlich wegen seines Fentanyl-Konsums aufflog.
Die My Way Betty Ford Klinik weist auf die lebensverkürzende Wirkung von Kokain hin und betont, dass es keinen risikofreien Konsum gibt. Die Klinik empfiehlt Betroffenen eine Therapie, um die Sucht zu überwinden und mögliche Begleiterkrankungen zu behandeln.
Das Addiction Center beschreibt die Symptome einer Kokainabhängigkeit und die verschiedenen Phasen des Kokain-Entzugs. Die Einrichtung bietet Behandlungsprogramme an, um Betroffenen den Ausstieg aus der Sucht zu ermöglichen.