Das seit über einem Jahr geschlossene Freizeitbad "Tauris" in Mülheim-Kärlich (Rheinland-Pfalz) wird von der Stadt für einen Euro zum Verkauf angeboten. Der enorme Sanierungsbedarf, vor allem im technischen Bereich, und die anhaltenden finanziellen Verluste der letzten Jahre belasten die Stadtkasse schwer. Ein Gutachten hat den Wert der Immobilie auf einen Euro beziffert, was laut Bürgermeister Gerd Harner zum Beschluss des symbolischen Verkaufspreises führte. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und „Die Zeit“ berichteten am 05. Dezember 2024 über das ungewöhnliche Angebot (https://www.zeit.de/news/2024-12/05/schwimmbad-fuer-einen-euro-zu-verkaufen).
Der niedrige Preis bezieht sich allerdings nur auf das Gebäude selbst. Das Grundstück wird nicht verkauft, sondern im Rahmen eines Erbbaupachtvertrags an den Investor vergeben. Eine weitere Bedingung des Stadtrats, die im Rahmen eines EU-weiten Ausschreibungsverfahrens umgesetzt wird, ist die Bereitstellung eines ganzjährig nutzbaren 25-Meter-Beckens mit fünf Bahnen durch den Investor.
Der Stadt ist der Erhalt des Schwimmbads ein wichtiges Anliegen, um den Bürgern weiterhin Schwimm- und Schwimmlernmöglichkeiten zu bieten. Die Kosten für eine Sanierung und den Betrieb in Eigenregie seien jedoch nicht tragbar, so Harner. Ähnliche Probleme mit defizitären Schwimmbädern gibt es auch in anderen Kommunen. Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete beispielsweise am 12. März 2024 über ein Angebot für die Erftlagune in Kerpen, welches die Stadt jedoch ablehnte.
Schwimmbäder gehören zur öffentlichen Daseinsvorsorge und leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung. Wie t-online am 05. Dezember 2024 berichtete, stehen viele Kommunen aufgrund knapper Kassen vor der Herausforderung, den Betrieb ihrer Bäder zu sichern. Die Komplexität der Situation zeigt auch der Fall des SEZ in Berlin. T-online berichtete am 08. Juli 2022, dass das Land Berlin das ehemalige Spaßbad für einen Euro zurückkaufte, nachdem der Investor die versprochene Sanierung nicht umgesetzt hatte.
Mülheim-Kärlich verdeutlicht die schwierige Lage vieler Kommunen, die den Betrieb ihrer Schwimmbäder nicht mehr finanzieren können und nach alternativen Lösungen suchen, um diese dennoch für die Bevölkerung zu erhalten.