19.10.2024
Elektromarkt im Wandel Ungekannte Preiskämpfe um E-Autos zeichnen sich ab

Elektroautos: Wir werden Preisschlachten erleben wie noch nie

Elektroautos geraten zunehmend unter Druck: Gebrauchte Elektrofahrzeuge finden immer weniger Käufer, und der Markt steht vor einer massiven Herausforderung. Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) und Sprecher des Fabrikatshandels, sieht eine dramatische Entwicklung voraus. Laut Peckruhn werden wir Preisschlachten erleben wie noch nie zuvor, um den Verkauf von Elektroautos anzukurbeln und Strafzahlungen wegen zu hoher CO2-Emissionen zu vermeiden.

Die aktuelle Marktsituation

Im vergangenen Jahr verzeichnete der Markt für Elektroautos in Deutschland einen Rückgang von 16,5 Prozent im ersten Halbjahr. Gebrauchte Elektroautos, insbesondere solche, die älter als ein Jahr sind, werden zunehmend unverkäuflich. Nur junge Elektrofahrzeuge, die maximal ein Jahr alt sind, lassen sich noch absetzen. Diese Entwicklung ist für den Handel problematisch, da Leasingrückläufer, die zwei bis drei Jahre alt sind, den Markt überschwemmen und Restwerte nicht mehr realisiert werden können.

Hauptgründe für die Preisschlachten

Mehrere Faktoren tragen zu dieser Entwicklung bei:

- Die in den vergangenen drei Jahren zugelassenen und staatlich geförderten Fahrzeuge kommen verstärkt in den Handel zurück. - Die vereinbarten Restwerte waren zu hoch angesetzt, was zu Problemen beim Weiterverkauf führt. - Durch die CO2-Vorschriften der EU müssen wesentlich mehr Elektrofahrzeuge abgesetzt werden, um Strafzahlungen zu vermeiden.

Peckruhn erläutert, dass die Umweltprämie, die als Leasing-Sonderzahlung verrechnet wurde, die Preise künstlich niedrig gehalten hat. Doch mit dem Wegfall der Prämie und den hohen Restwerten stehen Händler vor großen Herausforderungen. Rund 70 Prozent der Elektroautos werden über Leasing abgesetzt, was die Situation weiter verschärft.

Strategien der Hersteller

Einige Hersteller und Händler exportieren inzwischen gebrauchte Elektrofahrzeuge in Länder wie Norwegen und Schweden, wo die Elektromobilität positiver gesehen wird. Auch Peckruhn sieht hier eine Möglichkeit, den Absatz zu fördern. Dennoch bleibt die Lage angespannt, da die Hersteller, um den CO2-Vorschriften gerecht zu werden, den Absatz von Elektrofahrzeugen drastisch steigern müssen.

Peckruhn rechnet damit, dass im kommenden Jahr der Druck auf das Thema Elektromobilität deutlich wachsen wird. Skoda beispielsweise müsse den Absatz von E-Mobilen im kommenden Jahr verdoppeln, um die Brüsseler Vorgaben zu erfüllen. Die Hersteller haben nach dem Ende der Umweltprämie Verkaufsanreize selbst in die Hand genommen, doch dies verschiebt sich nun wieder in Richtung Verbrenner.

Auswirkungen auf den Handel und die Verbraucher

Für den Handel bedeutet dies eine schwierige Zeit. Die privaten Kunden, die den größten Anteil bei gebrauchten Fahrzeugen stellen, zeigen eine große Zurückhaltung gegenüber der Elektromobilität. Es gibt derzeit keine Signale, dass sich diese Zurückhaltung ändert. Das führt zu Preisschlachten, um die Fahrzeuge abzusetzen und den Markt nicht zu überfluten.

Die gewerblichen Kunden hingegen sind weniger ablehnend gegenüber Elektrofahrzeugen. Viele Betriebe wollen ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen und setzen daher auf Elektromobilität. Dennoch bleibt der Druck hoch, und die Hersteller müssen innovative Lösungen finden, um den Absatz zu steigern.

Fazit

Die Elektromobilität steht vor einer großen Herausforderung. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die Marktakzeptanz zu erhöhen und die Preisschlachten zu überstehen. Hersteller, Händler und Verbraucher müssen sich auf eine dynamische und sich schnell verändernde Marktsituation einstellen.

Thomas Peckruhn bleibt optimistisch, dass die Elektromobilität ein wichtiger Bestandteil der Zukunft der individuellen Mobilität sein wird. Doch es bedarf mehr als nur eines Weges, um die Klimaziele zu erreichen. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich der Markt entwickelt und welche Maßnahmen erfolgreich sein werden.

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