19.10.2024
Erdbeben und die Geheimnisse der Goldnuggetbildung

Erdbeben lassen Gold elektrisch verklumpen

Die Entstehung großer Goldnuggets, die in verschiedenen Regionen der Welt gefunden werden, ist ein faszinierendes geologisches Rätsel, das Wissenschaftler seit Jahren beschäftigt. Neueste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Erdbeben eine entscheidende Rolle bei der Bildung dieser massiven Goldklumpen spielen. Ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Christopher R. Voisey von der Monash University in Melbourne hat herausgefunden, dass die besonderen Eigenschaften von Quarz, kombiniert mit den mechanischen Effekten von Erdbeben, zur Anreicherung von Gold führen können.

Goldnuggets können beeindruckende Gewichte von bis zu 50 Kilogramm oder mehr erreichen. Die Frage, wie sich solch große Ansammlungen von Gold bilden können, war bisher nicht zufriedenstellend geklärt. Während Gold in der Erdkruste in sehr geringen Konzentrationen vorkommt, ist die Bildung großer Klumpen aus gelöstem Gold in hydrothermalen Flüssigkeiten ein komplexer Prozess, der viele Faktoren berücksichtigt.

Die Rolle von Erdbeben

Erdbeben erzeugen starke Druckveränderungen im Untergrund, die Risse und Spalten im Gestein hervorrufen. Diese geologischen Veränderungen ermöglichen es goldhaltigen Flüssigkeiten, durch die entstandenen Öffnungen zu strömen. Die Forscher vermuten, dass die bei Erdbeben erzeugten Spannungen in Quarzkristallen dazu führen, dass sich gelöstes Gold und Goldnanopartikel an bestimmten Stellen ablagern. Diese Ablagerungen konzentrieren sich insbesondere an bereits vorhandenen Goldansammlungen, was den Prozess der Goldnuggetbildung beschleunigt.

Die piezoelektrischen Eigenschaften von Quarz sind entscheidend für dieses Phänomen. Quarz ist das einzige weit verbreitete Mineral in der Erdkruste, das unter Druck elektrische Ladungen erzeugt. Diese elektrischen Spannungen, die während eines Erdbebens entstehen, ziehen gelöste Goldpartikel an und fördern deren Ablagerung an den Quarzoberflächen.

Laboruntersuchungen und Ergebnisse

Um diese Hypothese zu testen, führten die Wissenschaftler im Labor Experimente durch, bei denen Quarz unter Druck gesetzt wurde, um die Bedingungen zu simulieren, die bei Erdbeben in Kluftsystemen auftreten. Sie leiteten eine Lösung aus gelöstem Gold und Goldnanopartikeln über die Quarzproben. Die Ergebnisse zeigten, dass der Druck in den Quarzkristallen ausreichte, um das Gold aus der Lösung zu extrahieren. Besonders bemerkenswert war, dass sich das Gold bevorzugt an Stellen ablagerte, an denen bereits Gold vorhanden war.

Die wiederholten Spannungsimpulse, die während eines Erdbebens auftreten, fördern das Wachstum der Goldnuggets. Goldnanopartikel, die in größeren Mengen in Wasser gelöst werden können, spielen eine entscheidende Rolle bei der Bildung von Goldadern. Diese Nanopartikel lagern sich an bestehenden Goldablagerungen an und tragen so zur Bildung immer größerer Klumpen bei.

Geologische Implikationen

Die Erkenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen Erdbeben, Quarz und Gold haben weitreichende geologische Implikationen. Sie könnten nicht nur das Verständnis der Goldnuggetbildung verbessern, sondern auch neue Perspektiven auf die Entstehung von mineralischen Lagerstätten im Allgemeinen bieten. Die Forschung zeigt, dass geologische Prozesse, die als zufällig oder chaotisch erscheinen, in Wirklichkeit durch spezifische physikalische und chemische Mechanismen gesteuert werden können.

Die Ergebnisse dieser Studie könnten auch Auswirkungen auf die Goldsuche und den Bergbau haben. Ein besseres Verständnis der Bedingungen, unter denen Goldnuggets entstehen, könnte den Bergbauunternehmen helfen, gezielter nach neuen Lagerstätten zu suchen und die Effizienz ihrer Abbaumethoden zu verbessern.

Fazit

Die Forschungsergebnisse von Voisey und seinem Team bieten eine faszinierende Erklärung für das lange ungelöste Rätsel der Goldnuggetbildung. Die Kombination aus geologischen Prozessen, den besonderen Eigenschaften von Quarz und den mechanischen Effekten von Erdbeben eröffnet neue Perspektiven in der Geowissenschaft. Während weitere Studien notwendig sind, um die genauen Mechanismen und Bedingungen zu verstehen, unterstreichen diese Erkenntnisse die Komplexität und Schönheit der geologischen Prozesse, die unsere Erde formen.

Die Entdeckung, dass Erdbeben Goldnuggets durch elektrische Spannungen in Quarz verklumpen lassen, könnte nicht nur das Verständnis der Geologie revolutionieren, sondern auch die Art und Weise, wie wir über die Entstehung von Rohstoffen denken, grundlegend verändern.

Die Forschung wurde in der Fachzeitschrift „Nature Geosciences“ veröffentlicht und stellt einen bedeutenden Fortschritt im Verständnis der geologischen Prozesse dar, die zur Bildung von Goldnuggets führen.

Quellen: FAZ, Spektrum, WAZ, t3n.

Weitere
Artikel