Eugen Gomringer gilt als einer der wichtigsten Vertreter und Begründer der Konkreten Poesie. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, wird der Schweizer Dichter und Kunstwissenschaftler am 20. Januar 2025 100 Jahre alt.
Gomringer wurde 1925 in Bolivien geboren und wuchs in der Schweiz auf. In den 1950er Jahren entwickelte er seine Idee der "Konstellationen" - kurze, prägnante Gedichte, die oft nur aus wenigen Wörtern bestehen. Damit legte er den Grundstein für die Konkrete Poesie, eine experimentelle Literaturform, die Sprache als visuelles und akustisches Material begreift.
Wie der Standard schreibt, definierte Gomringer das neue Gedicht als "funktionales Objekt". Seine Texte sollten einfach und visuell erfassbar sein, ähnlich wie Verkehrszeichen oder Flughafenschilder. Damit wollte er der Poesie wieder eine organische Funktion in der Gesellschaft geben.
Gomringers Konzept fand schnell internationale Verbreitung. Wie die Zeit berichtet, bildeten sich in den 1950er und 60er Jahren Gruppen Konkreter Poesie in Brasilien, Japan und vielen europäischen Ländern. Gomringer selbst pflegte enge Kontakte zur konkreten Kunst, etwa zu Max Bill und der Hochschule für Gestaltung in Ulm.
Seine Gedichte wurden in viele Sprachen übersetzt und beeinflussten Künstler weltweit. Laut FAZ wirkt sein Werk bis heute "schule bildend" und findet besonders bei jungen Lesern und Autoren Anklang.
Neben seiner dichterischen Tätigkeit war Gomringer auch als Kunstwissenschaftler, Kritiker und Hochschullehrer aktiv. Von 1977 bis 1990 lehrte er als Professor für Theorie der Ästhetik an der Kunstakademie Düsseldorf. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zur Konkreten Kunst und Poesie und kuratierte Ausstellungen.
In den letzten Jahrzehnten widmete sich Gomringer verstärkt dem Sonett und schuf mehrere Gedichtzyklen in dieser klassischen Form. Wie die FAZ anmerkt, schließt er damit den Kreis zu seinen Anfängen als Sonettdichter.
Auch mit 100 Jahren prägt Eugen Gomringer weiterhin die Geschichte der Poesie, wie die FAZ feststellt. Seine reduzierten Sprachformen und das Konzept des Gedichts als visuelles Objekt haben die Lyrik nachhaltig beeinflusst. Gomringers Werk steht für die Verbindung von Dichtung, bildender Kunst und Alltagskultur - eine Synthese, die bis heute aktuell bleibt.
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