Neue Dauerausstellung im Exilarchiv erzählt Geschichten von Flucht und Vertreibung
Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main hat seine Dauerausstellung erweitert und bietet nun einen noch tieferen Einblick in die Lebenswege von Menschen, die während des Nationalsozialismus ins Exil fliehen mussten. Die überarbeitete Ausstellung „Exil. Erfahrung und Zeugnis“ wurde am Donnerstagabend eröffnet und erinnert an die über 500.000 Menschen, die Deutschland aufgrund von Verfolgung, Folter und Todesdrohungen verließen (F.A.Z.).
Die Ausstellung, die seit 2018 im Frankfurter Haus der Deutschen Nationalbibliothek zugänglich ist, profitiert vom stetigen Zuwachs der Archivsammlung. Angehörige ehemaliger Emigranten spenden weiterhin Dokumente und Gegenstände, wie die F.A.Z. berichtet. Als Beispiele nennt die Zeitung Stofftiere der Designerin Charlotte Bondy, die diese im britischen Exil herstellte, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, sowie die „Verfassung des abendländischen Reiches“ des Journalisten Hubertus Prinz zu Löwenstein (F.A.Z.).
Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Exilarchivs wurde die Ausstellung modernisiert und interaktiver gestaltet. Besucherwünsche wurden laut F.A.Z. in die Neugestaltung integriert. 65 neue Exponate, darunter Briefe, Akten und eine Kostümskizze für eine New Yorker Inszenierung der Operette „Im weißen Rößl“, ergänzen die bestehende Sammlung. Auch die Frankfurter Rundschau (FR) berichtet über die Erweiterung und erwähnt u.a. einen Brief des zehnjährigen Thomas Hofner an seinen Vater, verfasst kurz vor seiner Flucht nach Ceylon.
Die Ausstellung ist in drei Hauptteile gegliedert: „Auf der Flucht“, „Im Exil“ und „Nach dem Exil“ (DNB). Die Originalexponate sollen die vielfältigen Exilerfahrungen veranschaulichen und individuelle Einblicke in die Biografien der Geflüchteten gewähren. Die FR hebt den emotionalen Zugang der Ausstellung hervor und beschreibt die Installation eines nachgebauten Zugabteils, welches die Flucht des jüdischen Kaufmanns Otto Silbermann nachvollziehbar macht.
Die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) weist besonders auf die zwei neuen Kunstinstallationen hin: „Der Reisende“ und „Was bleibt“. „Der Reisende“, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Ulrich Alexander Boschwitz, versetzt die Besucher in die Situation eines Flüchtlings. „Was bleibt“ thematisiert gegenwärtige Exilerfahrungen und zeigt Erinnerungen von Menschen, die in ihren Heimatländern verfolgt wurden. Die Neueröffnung und die beiden Installationen werden auch in der Jüdischen Allgemeinen erwähnt.
Sechs Videos mit Hörstationen bieten den Besuchern die Möglichkeit, den Erzählungen von Kindern und Enkeln von Geflüchteten zu lauschen, die schildern, wie das Exil ihre Familien bis heute prägt (F.A.Z.). Ergänzt werden diese durch Berichte der belarussischen Dichterin Volha Hapejewa und des türkischen Journalisten Can Dündar über ihre Exilerfahrungen im heutigen Deutschland. Laut Sylvia Asmus, der Leiterin des Exilarchivs, fragen sich viele Besucher nach der Bedeutung dieser Geschichten für die Gegenwart.
Die erweiterte Ausstellung ermöglicht eine noch differenziertere Auseinandersetzung mit den Themen Exil und Flucht. Sie präsentiert nicht nur historische Ereignisse, sondern beleuchtet auch deren Auswirkungen auf individuelle Schicksale und nachfolgende Generationen.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/kultur/deutsches-exilarchiv-in-frankfurt-wie-man-von-flucht-und-vertreibung-erzaehlt-110159491.html
- Deutsche Nationalbibliothek: https://www.dnb.de/DE/Kulturell/DA-DEA/daDea_node.html und https://www.dnb.de/DE/Ueber-uns/Presse/AktuellePM/20241128ErweiterteDauerausstellungDEA.html
- Frankfurter Rundschau: https://www.fr.de/frankfurt/frankfurt-verzweiflung-flucht-und-neuanfang-93450492.html
- Jüdische Allgemeine: https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/deutsches-exilarchiv-1933-1945-eroeffnet-erweiterte-ausstellung/
- Evangelisch.de: https://www.evangelisch.de/inhalte/148988/06-03-2018/deutsches-exilarchiv-eroeffnet-dauerausstellung
- Monacensia Blog: https://mon-mag.de/erika-manns-botschaften-deutsches-exilarchiv-1933-1945-der-deutschen-nationalbibliothek-erikamann/
- ZDF Presseportal: https://presseportal.zdf.de/pressemappe/leben-im-exil